Holy Hero Thomas von Aquin
01.06.2021
Holy Heroes 2021

Bleib dir treu!

Thomas von Aquin

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von Miriam Pawlak

Weißt du, wie es ist, von vielen Menschen gefeiert zu werden? Ich werde als großer Kirchenlehrer verehrt, habe in den begehrtesten Städten Rom, Bologna und Paris Theologie studiert. Das ist ein sehr tragendes Gefühl, aber nicht von Dauer.

Meine Professorentätigkeit in Paris gehört zu der schönsten und intensivsten Zeit meines akademischen Lebens. Die Theologie, die ich liebevoll die „heilige Wissenschaft“ nenne, macht mich einfach glücklich. Ich liebe es, mich in die unergründlichen Höhen und Tiefen der Göttlichkeit hineinzudenken. Dennoch bin ich der Meinung, dass Glückseligkeit eher etwas ist, das auf Erden nicht vollkommen erreichbar ist, auch nicht durch ein lebenslanges Studium.

Als Wissenschaftler suche ich danach, wie ich Gott auch mit dem Licht der Vernunft erfassen kann. Ich komme zu der Erkenntnis, dass Gott der Ursprung allen Lebens ist: So wie die Welt ist, kann sie nicht aus sich selbst entstanden sein! Ich habe stets versucht, Glauben und Wissen in Einklang zu bringen und lehrte, dass Wissen und Glaube keine Gegensätze sein können, denn beides kommt von Gott.

Die Welt kann nicht aus sich selbst heraus entstanden sein

In meinem Meisterwerk, die Summe der Theologie, kannst du nachlesen, wie ich denke, wie leidenschaftlich ich mich der Wissenschaft hingab und mit welchem Geist ich die Wahrheit durchzubuchstabieren suche. Die Fragen, die mich beschäftigen, handeln immer von dem einen, dreifaltigen Gott. Und dem Menschen, der sich in seiner Ganzheit, das heißt mit Leib und Seele, Gott zuwenden soll. Es ist schon wichtig, dass wir Menschen uns anstrengen, um Gott zu begegnen. Wir dürfen nicht die Hände in den Schoß legen – das macht faul.

Außerdem hat Gott uns die Vernunft geschenkt, mit der wir feinfühlig die Fragen nach dem Sinn unseres Daseins stellen können und müssen. Wir sind also gehalten, uns auf die Schatzsuche zu begeben, deren Route zu Gott führt. Für mich ist das Gebet die engste Verbindung, die ich zu Gott pflege und die mich ein wenig in seine Verborgenheit hineinnimmt. Hätte ich diese Standfestigkeit im Glauben nicht, so wäre ich auch kein guter Theologe und Philosoph geworden.

Thomsa von Aquin

Nicht ich bin der Mittelpunkt, um den sich alles dreht

Glaub mir, ich weiß, dass das oftmals mühselig ist. Zu viele widersprüchliche Ereignisse, Meinungen und Lehren. Zu wenig Respekt vor deiner Person und deinem christlichen Lebensstil. Fortschritt und Tradition. Zweifel und glaubensstarke Vorbilder.

Wenn du dich fragst, wie ich die Spannungen ausgehalten habe, dann kann ich dir sagen: Auch ich war mal Schüler. Ich weiß, wie es ist, wenn man in den Glaubensfragen erst einmal hineinwachsen muss. Jeden Tag stehe ich unter dem Kreuz oder knie vor dem Tabernakel. Dann überkommt mich immer wieder dieses demütige Gefühl der Schwachheit, das mir zeigt, dass ich nicht der Mittelpunkt bin, um den sich alles dreht. Alles, was ich bisher geschafft habe, alles, was ich erreicht habe, ist nur durch Gnade möglich geworden.

Weißt du: Auch mich macht vieles unruhig. Philosophisch-theologische Debatten, Glaubensgespräche mit Freunden oder Naturkatastrophen, die nicht in das Bild einer guten Schöpfung passen zu scheinen. Doch ich glaube: Gott weist mir auch darin den Weg. Bleib du dir treu. Gott kennt dein Herz.

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