Bruder Justus Niehaus (Bildmitte) ist Mönch in der Abtei Königsmünster. Im November 2009 trat der heute 33-Jährige der Ordensgemeinschaft der Benediktiner bei, nachdem er sein Architekturstudium abgeschlossen hatte. Dort ist er heute unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig.
Lange Zeit war Justus Niehaus hin und her gerissen: Auf der einen Seite liebt er die kreative Arbeit und schrieb sich deshalb auch für eine Architekturstudium an der Uni in Weimar ein. Andererseits interessiert ihn auch die Auseinandersetzung mit Religion und Glaube sehr. So stellte er sich immer wieder die Frage, ob nicht der Priesterberuf das richtige für ihn sein könnte. Am Ende brachte er beide Vorlieben zusammen, indem er Mönch in der Abtei Königsmünster wurde. „Hier kann ich sowohl meine kreative Ader realisieren, als auch dem Glauben seinen Platz in meinem Leben geben.“
Dabei spielte das Thema Glaube nicht immer so eine starke Rolle im Leben des 33-Jährigen wie heute. Kindheit und Jugend erlebte er noch mit starkem Bezug zur Kirche. „Ich habe sozusagen eine ganz klassische katholische Kindheit hinter mir.“ Zuhause wurde zum Essen immer gebetet, er ging zur Kommunion, wurde Messdiener, ging zur Firmung und engagierte sich in der Jugendarbeit.
Dann kamen die ersten Studienjahre, die Zeit, in der sich der Bezug zu Glaube und Kirche etwas zerschlagen hat. „Ich habe irgendwann allerdings gemerkt, dass mir etwas fehlte“, erinnert sich Justus. Darum begann er in Weimar, seinem Studienort, sich wieder in die Jugendarbeit einzubringen. „So bin ich langsam wieder zurück gekommen und bis heute beim Glauben geblieben.“ Probezeit im KlosterAuch zum Ende des Studiums konnte er sich nicht wirklich entscheiden, wie es weitergehen sollte. Viele Freunde fingen in Architektenbüros an, arbeiteten von morgens bis abends. „Da habe ich erst recht gedacht: 'Das kann nicht alles sein'. Ich will im Leben nicht nur für die Architektur leben.“ Justus entschied, nach dem Diplom eine Auszeit zu nehmen und für zwei Monate in die Abtei Königsmünster zu ziehen, um das Leben der Mönche mitzuleben. „Meine Mutter hat mir eine 70:30 Chance gegeben, dass ich dort bleibe.“ Sie sollte recht behalten. Nach der Probezeit packte der Sohn seine Koffer und trat in den Orden ein.
„Ich habe ganz unterschiedliche Reaktionen darauf bekommen. Natürlich war es für viele erst einmal komisch, das Klosterleben ist ja auch mit vielen Vorurteilen behaftet. Zum Beispiel, dass man keinen Kontakt nach außen haben darf, oder den ganzen Tag nur betet.“ Wenn die Freunde ihn aber besuchten, hätten sie festgestellt, dass alles gar nicht so schlimm ist. „Sie haben gesehen, dass ich eigentlich noch genau der Gleiche bin wie früher, und vor allem, dass ich jetzt glücklich bin. Das hat sie überzeugt. Beziehung zu Gott pflegen Durch das Leben im Kloster kann der 33-Jährige seinen Glauben besonders gut pflegen, sagt er. „Um die Beziehung zu Gott und zum Glauben muss man sich kümmern, wie um jede andere gute Freundschaft auch. Sonst verkümmert sie. Dabei hilft mir die geregelte Tagesstruktur hier im Kloster, auch die nötige Disziplin aufzubringen, regelmäßig zu beten.“ Fünf Mal am Tag gibt es das so genannte Stundengebet. Die Mönche stimmen damit ein in den Lobgesang der Engel, bringen die einzelne Tageszeiten mit ihrer Besonderheit vor Gott, wollen zugleich das Gebet der Kirche rund um die Erde nicht verstummen lassen.
„Gott sehe ich dabei nicht als Person vor mir, sondern es ist mehr ein Gefühl, dass er da ist, mich in meinem Leben begleitet und unterstützt, und dass ich mich immer an ihn wenden kann. Glaube hat für mich also viel mit Halt, Hoffnung und Vertrauen zu tun.“ So gibt es immer wieder Momente, in denen Justus auch mal kleine Stoßgebete nach oben schickt mit der Frage: „Musste das jetzt sein?“. Zu den offiziellen Fürbitten bringt er alles vor Gott, was ihm gerade durch den Kopf geht, was ihn bewegt. „So bete ich für viele Dinge.“
Ein großer Grund zu Glauben ist für ihn außerdem der Tod. Denn der Glaube an den Tod als Durchgangsstadium zur Auferstehung nehme viel von der Angst vorm Sterben. „Natürlich heißt das nicht, dass ich jetzt gar keine Angst mehr habe. Aber ich kann damit besser umgehen, denke ich, als ein Nicht-Gläubiger. Es tritt Zuversicht an die Stelle der Angst, mit der man auch andere besser gehen lassen kann. Letztendlich gehört der Tod ja auch zum Leben einfach mit dazu.“
Glaubensserie: Gerade für junge Menschen ist es heute schwierig, einen Zugang zum Glauben zu finden und ihre Überzeugung im Alltag zu leben. Gläubig zu sein, ist heute einfach nicht „hip“ genug. Und trotzdem sind für viele Gott und christliche Werte in ihrem Leben sehr wichtig. Wir haben mit verschiedenen jungen Leuten gesprochen, was für sie „Glaube“ ist.