Am Infomobil können Menschen voneinander lernen.
27.11.2018
Politik

Integration geht uns alle an

Die Kolping Roadshow informiert über Flucht und Migration

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von Laura Konieczny

Ende des Jahres 2017 waren 68,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Rund 25,4 Millionen von ihnen sind Flüchtlinge, die vor Konflikten, Verfolgung oder schweren Menschenrechtsverletzungen aus ihrer Heimat flohen. Das schreibt die UNO-Flüchtlingshilfe in einem Bericht. Das sind so viele wie lange nicht.
Dabei ist Deutschland auf Platz sechs der größten Aufnahmeländern von Geflüchteten. Fast eine Million Geflüchtete leben in Deutschland. 33.708 Menschen haben von allein von Januar bis Oktober 2018 in Nordrhein-Westfalen einen Erstantrag darauf gestellt, hier in Sicherheit leben zu dürfen. 

Was bedeutet das für uns als Christinnen und Christen als Privatpersonen und in den Gemeinden?

Diese Frage stellten sich 2015 auch Mitglieder des Kolpingwerks Deutschland und entwickelten die Idee zur Kolping Roadshow Integration. Ihre Idee: Einen Ort der Begegnung und Information schaffen. Einen Ort, an dem Menschen für die Belange von Geflüchteten sensibilisiert werden und an dem sie miteinander ins Gespräch kommen. Um mobil zu sein und möglichst viele Menschen an unterschiedlichen Orten besuchen zu können, wurde das Infomobil – eine transportable Ausstellung – gebaut. Es macht überall dort Halt, wo es angefragt wird: für Projekttage an Schulen, als offenes Angebot bei Gemeindefesten, für einen Infoabend mit anschließender Schulung (siehe Infobox) in Dörfern und Städten in ganz Deutschland. Im Erzbistum war die Roadshow zuletzt unter anderem bei den Ferienspielen in Bad Oynhausen und an einem Gymnasium in Lippstadt.

So sieht das Infomobil aus.
So sieht das Infomobil aus.

Aufeinander zugehen und voneinander lernen

Am Kicker kommen Jung und Alt miteinander ins Gespräch.

Die Kolping Roadshow Integration im Überblick

  • Der Besuch der mobilen Ausstellung und Schulungen für interessierte Personen sind kostenfrei. Die Kolping Roadshow Integration wird von der Europäischen Union aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds co-finanziert.

Ziel des Angebots ist es, Menschen für das Thema Flucht und Migration zu sensibilisieren. Auf diese Weise soll das Miteinander und ein gutes Zusammenleben in Deutschland gefördert werden. Weitere Informationen zum Projekt findest du auf dieser Seite


Du kannst die Roadshow zu eurem nächsten Gemeindefest oder für eine Schulung, z.B. zu den Themen „Umgang mit Vorbehalten gegenüber Geflüchteten“ oder „Engagieren – aber wie?“ während einer Gruppenstunde einladen.

Ein Herzensthema für viele

Das Angebot gibt es seit 2016. Genauso lange ist auch Katharina Hafner (31) als Honorarkraft dabei. Ein Großteil der Teammitglieder betreut die Roadshow als Nebenjob zum Studium. Auch Katharina hat so angefangen. Sie hat BWL und Europastudien studiert und ist vor einer Weile in den Job gewechselt. Weil ihr das Thema wichtig ist, unterstützt sie das Team weiterhin, erzählt sie im Gespräch mit YOUPAX. „Das Projekt liegt mir am Herzen, denn wir sind, wie vergangene Woche ein Kind am Infomobil richtig bemerkte, doch ‚alle Menschen.‘”

»Wir sind doch alle Menschen.«

„Bunt ist die Gesellschaft schöner“, steht in Großbuchstaben auf einer großen Tafel am Infomobil. Darunter ist ein buntes Mosaikfenster der Kölner Doms abgebildet. Die Menschen, die das Infomobil besuchen, sind so unterschiedlich wie unsere Gesellschaft. So soll es sein.

Katharina arbeite gern mit jungen Besucherinnen und Besuchern zusammen, sagt sie: „Besonders viel Spaß macht mir die Arbeit, wenn ich sehe, dass sich Kinder Gedanken machen, sich mit den Themen auseinandersetzen. Wenn Kinder ganz viele kreative Antworten auf die Frage haben, warum die Figuren im Kicker bunt sind, ist das auch immer wieder ein toller Moment.” Bunt sind die Figuren, weil auch sie die Vielfältigkeit der Menschen in diesem Land abbilden sollen.

Auch darum geht es in dem Angebot von Kolping: Vielfältige Geschichten abbilden. In sechs verschiedenfarbigen Taschen befinden sich Gegenstände, die die Flucht- und Heimatgeschichten von Geflüchteten in Deutschland abbilden. In einer Ecke des Infomobils können Besucher die dazugehörigen Lebensgeschichten dazu lesen. „Das ist total spannend“, findet Sarah. Die 12-Jährige besucht das Infomobil im Rahmen eines Projekttags am Ostendorf-Gymnasium in Lippstadt. Auch mit ihren geflüchteten Mitschülern habe sie sich bereits über die unterschiedlichen Lebenswege ausgetauscht. „Integration bedeutet immer Interaktion. Wir möchten mit Schülern ins Gespräch kommen über ihre alte und neue Heimat und Türen öffnen für den Dialog“, meint Robert Prahl, stellvertretender Schulleiter, dazu.

»Integration bedeutet für mich, aufeinander zuzugehen, voneinander zu lernen, sich versuchen gegenseitig zu verstehen, offen füreinander und neugierig aufeinander zu sein. «

Katharina Hafner
Honorarkraft für die Kolping Roadshow Integration

Das sieht Katharina Hafner ähnlich: „Integration bedeutet für mich, aufeinander zuzugehen, voneinander zu lernen, sich versuchen gegenseitig zu verstehen, offen füreinander und neugierig aufeinander zu sein. Integration ist keine Einbahnstraße! Integration geht uns alle an.” Weil Integration eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, wolle auch sie mit ihrer Arbeit für das Kolping Netzwerk für Geflüchtete ihren Beitrag dazu leisten, andere zum Nachdenken anzuregen. 

Die meisten Besucher der Ausstellung seien sehr interessiert, berichtet Katharina. Regelmäßig kämen auch Menschen zum Infomobil, die Fragen haben, denen die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation Sorgen bereitet. Nur selten "stänkere" jemand aktiv. „Vor ein paar Wochen hat mich jemand auf der Autobahn überholt und mir dann den Mittelfinger gezeigt.” Wie geht sie damit um? „Sowas macht mich dann schon etwas nachdenklich. Aber bei einem Einsatz selber hatte ich zum Glück bisher nur Menschen, die anderer Meinung waren, aber noch keine lautstarken Auseinandersetzungen.“ Dann wenn möglich miteinander in den Diskurs zu gehen, sei ihre Aufgabe. Denn nur, wer gut und sachlich informiert ist, kann sich eine fundierte Meinung bilden.

Auf einer interaktiven Website stellt die UNO-Flüchtlingshilfe (UNHCR) Zahlen, Daten und Fakten zur aktuellen Flüchtlingssituation weltweit vor. 

 »Integration ist keine Einbahnstraße! Integration geht uns alle an.«

Eine Brücke zwischen Religionen und Kulturen

Was bedeutet das konkret für unser Leben? 

Was können wir tun, um in unseren Städten und Gemeinden aufeinander zuzugehen? 

Die Zeit, in der wie 2015 und 2016 akut Sachspenden und Hilfe bei der Erstaufnahme und Versorgung tausender Menschen benötigt wird, ist vorbei. Jetzt gilt es, einander weiterhin und noch besser kennenzulernen und zusammenzuwachsen. Wie kann das gelingen? 

In der Christmette im vergangen Jahr rief Papst Franziskus im Petersdom zu mehr Mitgefühl für Flüchtlinge und Vertriebene auf und sprach sich aus für eine Willkommenskultur. Wer heutzutage flüchten müsse, tue dies oft einzig in der Hoffnung, zu überleben.  Jeder Migrant sei ,,eine Brücke, die ferne Völker verbindet und die Begegnung zwischen Religionen und Kulturen ermöglicht", sagte er bereits in einer Ansprache 2016.

Young Caritas gibt Tipps für Engagement

Um die Willkommenskultur zu stärken, hat die Young Caritas Deutschland die Aktion Flüchtlinge Willkommen ins Leben gerufen. In einem Aktionsheft, das es kostenfrei zum Download gibt, informiert sie über die Situation von Geflüchteten in Deutschland und gibt Tipps für das eigene Engagement


1. Spenden sammeln für Geflüchtete, die weltweit in Notunterkünften leben, zum Beispiel, zum Beispiel durch den Verkauf von Kaffee oder kreative Aktionen.


2. Raum für Begegnung schaffen: Organisiert ein interkulturelles Café. Ladet euch (noch) fremde Menschen dazu ein und lernt einander kennen. Bei gemeinsamen Aktivitäten wie kochen, kickern oder einem Spieleabend kommt ihr leichter ins Gespräch.

Papst Franziskus auf dem Petersplatz

Wir möchten auf YOUPAX noch mehr EURER Geschichten erzählen. Wie engagierst DU dich in deiner Gemeinde für Geflüchtete, für den Umweltschutz oder ein gutes Miteinander? Was bewegt dich?

Schreibe uns eine E-Mail an rdktnypxd und stelle uns dein/euer Herzensprojekt vor. 

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