Über 200 Jugendliche stehen in der Jugendkirche in Hardehausen auf einem Bein. Den meisten fällt es relativ leicht, doch die eine oder der andere kommen ins Taumeln. Es ist das Opening zum YOUNG MISSION-Weekend und die Erfahrung kennt jede: Man kommt aus der Balance.
Meistens kann man sich schnell wieder aufrappeln. Anders ist es aber, wenn man nicht nur aus der äußeren, sondern aus der inneren Balance geworfen wird: Stress, Streit, das Gefühl von Machtlosigkeit gegenüber Politik und Krankheiten.
Jasmin Finkemeier ist 23 Jahre alt zum fünften oder sechsten Mal bei YOUNG MISSION. Sie hat aufgehört mitzuzählen, sagt sie – „es ist aber immer noch etwas ganz Besonderes.“
Wichtig ist für sie hier eine Auszeit vom Alltag zu finden. Sie macht eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten. Jasmin kommt aus Hövelhof und ist mit einer größeren Gruppe da, die hauptsächlich aus Firmlingen besteht. Ihre Firmung war im vergangenen Jahr, womit sie von der evangelischen zur katholischen Kirche konvertiert ist. Dort hat sie ihre Heimat im Glauben gefunden.
Mit Blick auf das YOUNG MISSION-Weekend sagt sie: „Ich freue mich, hier wieder mit dem Thema ‚In Balance‘ eine neue Seite von mir und von Gott kennenzulernen und das danach auch in meinen Alltag integrieren zu können.“
Nun stehen die Jugendlichen auf einem Bein, halten sich an den Schultern fest: Das geht leichter. Es ist wichtig zu wissen, was einem selbst guttut, wie man wieder in Balance zurückfindet. Das kann man allein schaffen durch Pausen, Selbstfürsorge oder auch Selbstakzeptanz. Oft ist die Balance aber auch leichter, wenn wie in der Übung Hilfe da ist, und man sich stützen lässt.
„Bring mich in Balance, ich sehne mich nach Gelassenheit. Bei dir werde ich ruhig“, so singt es der Sänger und Songwriter Jonnes in seinem Lied „Balance“. Der ehemalige Teilnehmer von „The Voice of Germany“ ist bei diesem YOUNG MISSION-Weekend der Glaubenszeuge. Am Sonntagmorgen spricht er über seine Beziehung zu Gott.
Als Musiker ist er es gewohnt auf der Bühne zu stehen, auch wenn das Überwindung kostet. Sein Trick: „Ich versuche selbst mein erster Konsument zu sein und Musik zu machen, als stände ich in meinem eigenen Wohnzimmer. Wenn sie dann auch noch anderen gefällt, ist es ja umso schöner.“
So komme er über das Gefühl weg, nur den anderen mit seiner Musik gefallen zu wollen. „Das kennt ihr bestimmt von Vorträgen aus der Schule. Da sitzt einer links in der zweiten Reihe und du merkst: Der hat gar keinen Bock. Dann denkst du dir direkt: ‚Verdammt ich bin so langweilig, ich bin so schlecht.‘ Das ist bei der Musik auch so. Aber keiner macht sich so viele Gedanken über dich, wie du selbst.“
Über seine Gottesbeziehung sagt Jonnes: „Es gibt Tage, das denke ich gar nicht an Gott. Aber das krasse ist: Er denkt an mich.“ Jonnes hat aber auch die Erfahrung gemacht, dass Glauben nicht nur in, sondern auch aus der Balance bringen kann. „Menschen kamen in mein Leben und haben gesagt: ‚Das ist richtig und das ist falsch. Hier fängt Gott an und hier hört er auf jeden Fall auf.‘“
Er habe sich eine Zeit lang von Gott entfernt, weil er das Gefühl hatte, er könne bei Gott nicht er selbst sein, würde nicht den Ansprüchen genügen.
Dann habe er sich an sein Gottesbild aus seiner Kindheit erinnert: „Das angenommen sein von Gott so wie ich bin und wie ich mich fühle. Dass ich bei ihm sein darf, diesen Ort hatte ich vermisst – Ruhe, Gelassenheit, Sprache und Frieden – das ist Gott für mich. Bei Gott bin ich immer geliebt und es gibt kein richtig und falsch.“
„Das angenommen sein von Gott so wie ich bin und wie ich mich fühle. Dass ich bei ihm sein darf, diesen Ort hatte ich vermisst – Ruhe, Gelassenheit, Sprache und Frieden – das ist Gott für mich. Bei Gott bin ich immer geliebt und es gibt kein richtig und falsch.“
Jonnes
Am Ende jedes YOUNG MISSION-Weekends steht die Heilige Messe, so auch dieses Mal. Jugendpfarrer Tobias Hasselmeyer predigt über das Evangelium vom ersten Fastensonntag: Jesus wird nach seinem 40-tägigen Aufenthalt in der Wüste vom Teufel in Versuchung geführt.
Es gebe drei Angriffe auf Jesus, die ihn aus der Balance bringen sollen: die Stimme des Teufels versucht seine Schwachstellen offenzulegen, ihn mit dem einfacheren Weg zu verführen sowie ihn zu irritieren und Zweifel an seinem Weg zu säen.
Jeder könne solche Wüstenmomente erleben. Zum Beispiel, wenn man sich fünf Minuten der Stille hingibt und fühlt, wo sie einen hinbringt. Hasselmeyer: „Dann merke ich schon, mich in die Balance führt und was mich ins Chaos zerrt.“
„Ich weiß: ‚Ich habe wen, dem kann ich alles erzählen, was Menschen vielleicht auch nicht immer verstehen können.‘“
Jasmin Finkemeier
Für Jasmin sind die Gedanken aus der Predigt und dem Glaubensgespräch mit Jonnes passend für ihren Alltag. Sie sagt: „Jeder Mensch zweifelt mal an sich. Wenn andere Menschen von ihren Situationen erzählen, gibt mir das viel Kraft. Ich fühle mich verstanden. Ich habe auch Input bekommen, wie ich mit schwierigen Situationen umgehen kann, wenn ich nicht weiß, wie es jetzt weitergehen soll. Dann hilft auch mein Glaube, weil ich weiß: ‚Ich habe wen, dem kann ich alles erzählen, was Menschen vielleicht auch nicht immer verstehen können.‘“