Ab Januar "Chef" im Familienbetrieb
21.12.2015

Ab Januar "Chef" im Familienbetrieb

Das Adventsportrait: Johannes Hellekes aus Lennestadt

Von Dirk Lankowski (Text und Fotos)

Johannes Hellekes ist ein Mann nach dem Geschmack Adolph Kolpings. Handwerk, Familie und Glaube spielen eine wichtige Rolle im Leben des 26-Jährigen. Er ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur ehrenamtlich in der Kolpingjugend, sondern auch im elterlichen Familienbetrieb. In der dritten Generation wird er ab Januar die 1933 gegründete Tischlerei Hellekes in Lennestadt-Bonzel weiterführen. Dieser Advent markiert so einen kleinen Wendepunkt, wenn auch nur wenig Zeit zum Innehalten bleibt. „So richtig Ruhe finde ich erst an Weihnachten.“ Dann schließt die Tischlerei für zwei Wochen und der Alltag bleibt zurück. Endlich.

„Zu Weihnachten gehört für mich die Familie, auch wenn das bei den vielen Kindern in unserer Familie immer schwieriger wird“, erzählt Johannes. Seine ältere Schwester hat vier Kinder, sein Bruder ein Kind. Er freut sich, sie zu sehen. Am 2. Weihnachtstag geht er mit den anderen jungen Männern aus dem Dorf von Haus zu Haus zum sogenannten „Würste-Singen“ oder auch Weihnachtssingen. „Das ist hier Tradition und wir sammeln Spenden für einen guten Zweck.“ Früher habe es wirklich viele Würste gegeben, aber heute ist das eher die Ausnahme. Jetzt klingelt es in der Spendendose.

Traditionen, die gehören, wie die Familie, zum Weihnachtsfest von Johannes. Auch deshalb baut er früh im Advent mit seiner Kolpingjugend die Krippe in und den Weihnachtsbaum vor der Kirche in Grevenbrück auf. „Der Advent ist für mich also nicht ganz verloren“, scherzt Johannes. Jeden Adventssonntag wird die Krippe umgestaltet, erweitert und natürlich gepflegt. „Es ist eigentlich ganz schön so eine große Krippe aufzubauen“, erklärt er. Und damit sich die ganze Mühe lohnt, startet die Kolpingjugend bereits am 1. Adventssonntag. Die Heilige Familie kommt aber erst am 24. Dezember dazu.

Johannes Hellekes

Das Engagement in der Kolpingjugend begeistert ihn. Gruppenstunden, Ferienfreizeit oder eine besondere Aktion stemmen, dafür engagiert sich Johannes im Leitungsteam. „Ich bin da so reingewachsen und mein Bruder hat das bereits vor mir gemacht.“ Warum er sich einbringt: „Was man selbst viele Jahre positiv erlebt hat, will man auch so weitergeben.“ Er merkt aber auch, dass es schwieriger wird, junge Menschen für das Engagement zu begeistern. „Daran müssen wir arbeiten, sonst bricht uns der Nachwuchs weg.“ Verbindlichkeit und Regelmäßigkeit brauche es dafür.

Johannes ist es wichtig, seinen Glauben in der Tat zu leben. Der Gottesdienst am Sonntag ist zur Besinnung, zum Kraft tanken da. Dass Kirche aber mehr könne, zeigen ihm die Weltjugendtage. Der Weltjugendtag im Jahr 2005 in Deutschland hat ihn mit dem Fieber infiziert, dass Millionen junge Katholiken alle paar Jahre zusammenführt. Australien, Spanien, Brasilien und im nächsten Jahr Polen – Johannes hat alle Stationen seit 2005 mitgenommen. Seinen Glauben und seinen Blick auf die Kirche habe der Weltjugendtag geweitet. Dass er dann zu jugendpastoralen Events nach Hardehausen oder Paderborn fährt – trotz der weiten Strecke – ist für ihn nicht ungewöhnlich.

Johannes Hellekes

Dabei soll es im nächsten Jahr bleiben – trotz mehr Verantwortung. „Mein Vater wird mir im Betrieb weiter helfen, der will sich jetzt noch nicht zur Ruhe setzen – darüber bin ich sehr froh.“ Zum 1. Januar wird der Betrieb überschrieben, dann ist Johannes der Chef. Über den Titel lacht der junge Tischler, denn zunächst werden sein Vater und er selbst die einzigen Mitarbeiter bleiben. Wo zu Zeiten seines Opas noch alles per Hand erledigt wurde und mehrere Gesellen beschäftigt waren, sind heute Maschinen im Einsatz. Der Markt ist umkämpft und nur wer sich spezialisiert, der hat gute Chancen.

„Unsere Stärke liegt im Innenbereich, Qualitätsmöbel und hochwertiger Innenausbau, gute Beratung und Service, darauf setze ich“, sagt Johannes. Bestattungen gehören auch dazu, aber ob Johannes diesen Zweig weiterführen wird, muss er sich noch überlegen. Mit fünf Jahren stand er zum ersten Mal an der Hobelbank und hat Feuer für den Beruf des Tischlers gefangen. „Für mich kam nie etwas anderes in Frage.“

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