„Keine Sorge um die Zukunft der Kirche!“
03.12.2012

„Keine Sorge um die Zukunft der Kirche!“

75 Jahre Erzbischöfliches Jugendamt

„Ein Jugendamt wird nicht alt. Es steht im Dienst der jungen Menschen, die mit ihrer Dynamik, ihrer Kreativität und ihren Erwartungen dafür sorgen, dass das Profil des Erzbischöflichen Jugendamtes immer wieder neu geschärft wird.“ So Generalvikar Alfons Hardt in seiner Einladung zum 75-jährigen Jubiläum des Erzbischöflichen Jugendamtes, das am Freitag in der Bildungsstätte Liborianum mit zahlreichen aktiven und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus allen Bereichen der Katholischen Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn gefeiert wurde.

Am 1. August 1937 schrieb der erste Erzbischof von Paderborn in einem Hirtenschreiben: „Im Erzbischöflichen Generalvikariat ist mit dem heutigen Tage ein Bischöfliches Jugendamt für die männliche Jugend errichtet worden.“ Dies war nicht nur die Geburtsstunde der Jugendpastoral im Erzbistum Paderborn, viel mehr war es nicht weniger als der deutliche Protest gegen das staatliche Verbot des „Katholischen Jungmännerverbandes“ auf Veranlassung des Geheimen Staatspolizeiamtes. Die Jugendarbeit, die zuvor fast ausschließlich auf Verbandsebene praktiziert worden war, fand nunmehr im „geschützten“ Rahmen der kirchlichen Strukturen einen neuen „Überlebensraum“. Seitdem sind 75 Jahre vergangen und die Jugendpastoral im Erzbistum Paderborn blickt auf eine erfolgreiche Geschichte zurück: so etwa der Aufbau des Jugendhauses Hardehausen ab 1945, die Einrichtung von Dekanatsstellen für kirchliche Jugendarbeit ab 1972, das FORUM katholische Jugendarbeit 1991 oder die aktuelle Einbindung der Jugendarbeit in den diözesanen Prozess der Perspektive 2014. Das Motto im Erzbischöflichen Jugendamt ist dabei über die Jahre gleich geblieben: Junge Menschen sind nie bloße Adressaten der Jugendpastoral, vielmehr werden sie als eigenständig Handelnde gesehen, die Kirche und Gesellschaft gestalten.

Der Jubiläums-Festakt wurde mit einer Vesper in der Kapuzinerkirche begonnen, der Prälat Thomas Dornseifer, Leiter der Hauptabteilung Pastorale Dienste im Erzbischöflichen Generalvikariat, und Stephan Schröder, Diözesanjugendpfarrer und Rektor des Jugendhauses Hardehausen, vorstanden. Das Motto des Festakts „Haben Sie Mut und Phantasie!“ spannte einen Bogen von den Anfängen des Jugendamtes bis hin zur Gegenwart und Zukunft: „Wir haben das Jubiläum mit einem Zitat des damaligen Erzbischofs Caspar Klein überschrieben, das er Augustinus Reineke bei dessen Beauftragung als Leiter des Jugendamtes im Jahr 1939 gegeben hat“, erklärt Karl-Heinz Stahl, Koordinierender Leiter der heutigen Abteilung Jugendpastoral – Jugendarbeit im Erzbischöflichen Generalvikariat. Augustinus Reineke soll den Paderborner Erzbischof damals gefragt haben, wie er seine Arbeit als Leiter der Jugendpastoral gestalten solle. Als Antwort des Erzbischofs ist eine „einfache“ Aufforderung überliefert: „Haben Sie Mut und Phantasie!“.

Eingestimmt von der Band „Like a breeze“ aus Arnsberg, die den Jubiläumsabend musikalisch gestaltete, begrüßte Prälat Thomas Dornseifer die rund 140 Gäste und deutete das Motto des Festaktes: „Die Aufforderung von Erzbischof Caspar Klein an Augustinus Reineke kam einem ‚Mach was draus!’ gleich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Jugendamtes haben in der Spur der Jahrzehnte sichtbar ‚was draus gemacht’ und eine liebens- und lebenswerte Jugendpastoral geschaffen“, so Prälat Dornseifer. „Jugendpastoral war, ist und bleibt vor allem ein personales Angebot, um mit jungen Menschen in Beziehung zu treten und Kirche als Erlebnisraum erfahrbar zu machen. So können junge Menschen mit ihren Talenten ihren Platz in der Kirche finden und zu deren kontinuierlicher Erneuerung beitragen.“ Als Moderator führte Markus Etscheid-Stams, geschäftsführender Referent der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj), durch den Abend. Er begrüßte zunächst den Theologen Prof. Dr. Martin Lechner, der den Festvortrag am Jubiläumsabend hielt. Der Inhaber des Lehrstuhls für Jugendpastoral an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benediktbeuern ist ein bekanntes Gesicht im Erzbistum Paderborn, denn er hat das Jugendamt bei zukunftsweisenden Entscheidungen schon oft mit seiner Beratung begleitet. Der Theologe spannte in seiner engagierten Festrede den Bogen von früher zu heute. Unter anderem wies er auf das ‚Sich-Versammeln’ als den für die Kirche konstitutiven Akt hin: „Große Versammlungen von Jugendlichen waren in der damaligen Zeit schwer zu realisieren“, sagte der Theologe. „Während der Anfänge des Jugendamtes waren die Mitarbeiter daher auf kreative Ideen angewiesen, wie neue pastorale Orte geschaffen werden konnten, um Jugendliche um sich herum zu versammeln. In der heutigen Zeit, wo die Suche nach neuen pastoralen Orten ebenfalls ein großes Anliegen der Kirche ist, ist Jugendpastoral somit bestens aufgestellt, denn hier hat sie seit jeher Pionierarbeit geleistet.“ Ähnlich sei es im Bereich der „Berufungspastoral“, die heute wichtiger denn je sei: Prof. Lechner bezeichnete die Ehrenamtlichkeit und den Wunsch vieler Jugendlicher „etwas Sinnvolles zu tun“ als „Gütesiegel der Jugendarbeit“. In der Frage nach dem Zusammenhang von Jugendpastoral und Evangelisierung begreife er Jugendarbeit als „Begegnung junger Menschen mit der Liebe Gottes, als Konfrontation mit der Frohen Botschaft und als Einladung zum Leben im Horizont von Evangelium und Kirche.“ Einen lebendigen Rückblick auf die Geschichten und Gesichter des Jugendamtes erhielten die Gäste bei einer Talkrunde mit den bisherigen Jugendamtsleitern Volker Odenbach, Karl-Josef Tielke und Jutta Loke. Odenbach, der das Jugendamt seit 1973 fast 18 Jahre geleitet hatte, wies darauf hin, wie wichtig ihm eine qualifizierte Ausbildung der Jugendleiter gewesen sei: „Auch damals galt für mich immer, dass den Jugendlichen die Wahrheit des Evangeliums nur auf zwei Beinen begegnen kann, von Mensch zu Mensch“, so Odenbach in seinem Statement. Karl-Josef Tielke, der das Jugendamt von 1991 bis 1997 leitete, blickte zurück auf die Erarbeitung der „Grundlagen und Eckpunkte kirchlicher Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn“ im Jahr 1994, die er als „unglaublich kreativen Prozess“ erlebt habe. Schon damals sei erkennbar gewesen, dass Stichworte wie „Vernetzung“ oder „Dialog“ zunehmend wichtig geworden seien. Jutta Loke, die bis 2001 als Leiterin des Jugendamtes tätig war, erinnerte sich daran, wie sehr sie selbst durch das Mitfeiern des Weltjugendtages in Rom geprägt worden sei: „Das hat mir einmal mehr gezeigt, dass Jugendarbeit die Menschen einladen muss, sich gemeinsam auf den Weg zu machen und sich dabei zu begegnen.“ In seinen abschließenden Gedanken brachte Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder das Fazit des Abends auf den Punkt: „Der Mut und die Phantasie, den Erzbischof Caspar Klein uns bei der Gründung des Jugendamtes vor 75 Jahren ins Stammbuch geschrieben hat, kommt vielfach durch die Jugendlichen selbst. In dieser festen Zuversicht müssen wir um die Zukunft der Kirche keine Sorge haben!“

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140 Gratulanten waren zur Jubiläumsfeier gekommen.
Prälat Dornseifer begrüßte die Gäste.
Der Jugendpastoral-Experte Prof. Dr. Martin Lechner aus Benediktbeuern spannte in seinem Festvortrag einen Bogen über 75 Jahre kirchliche Jugendarbeit.

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