Verkleidete Menschen, Straßenumzüge, Prunksitzungen und Büttenreden: Der Karneval dominiert in diesen Tagen das Bild der Städte im Rheinland und darüber hinaus. Es wird gebützt, gefeiert und getanzt, bevor am Aschermittwoch die fünfte Jahreszeit mit einem Mal vorbei ist. Auf den ersten Blick wirkt es, als hätte das heitere Treiben nicht viel mit Gott zu tun, doch die Tradition hat christliche Wurzeln.
Karneval beschreibt die Vorfastenzeit im Christentum und ist seit 1699 als Wort belegt: Übersetzt aus dem Lateinischen von carnelevarium, wird es von carnem (das Fleisch) und levare (wegnehmen, mindern, erleichtern) hergeleitet. Es ist die Zeit bevor das Fleisch vom Teller verschwindet. Dies war insbesondere in vorherigen Jahrhunderten typisch für die institutionell von der Kirche geprägte Fastenzeit. Möglich sind aber auch die sachlich richtige, aber auch volkstümlich scherzhafte Herleitung von Carne, vale! (Fleisch, lebe wohl!) und dem carrus navalis (schiffsartiger Wagen). Letztere geht auf die festlichen Umzüge in solchen Fahrzeugen zur Wiedereröffnung der Schifffahrt zurück, ist aber im karnevalistischen Kontext umstritten. Ungeachtet dessen, wo der Karneval sprachwissenschaftlich seine Herkunft hat, ist es die Zeit des ausgelassenen Feierns mit Umzügen, Kostüm- und Maskenfesten.
Beim Karneval prallen zwei Welten aufeinander: Gut und Böse, Gott und der Teufel, die kirchliche und weltliche Lebensweise, Fasnacht und die Fastenzeit. Das duale Denken prägte die Jahrhunderte. Während in der Karnevalszeit die Sau – im wahrsten Sinne des Wortes – rausgelassen und geschlachtet wurde, so war die Fastenzeit von Enthaltsamkeit geprägt. Gemeinsam wurden während des Karnevals die Speisen verzehrt, die die 40 Tage darauf verboten waren. Eine bewusste Handlung, um den Umkehr von Überfluss zu Verzicht zu begehen.
Aus Sicht der Kirche beginnt die Fastenzeit sechs Tage vor dem Aschermittwoch. Der Sitzungskarneval findet seinen alljährlichen Platz auf der Straße. An Altweiber oder auch Weiberfastnacht übernehmen Frauen für einen Tag die Macht und ziehen aus um zu feiern. Als ältere Frauen, sogenannte Möhne, verkleidet, stürmen heute noch in manchen Städten das Rathaus und symbolisieren so die Übernahme. Dieser Möhnensturm wird von dem gegenseitigen Abziehen der Tücher und Hüte vom Kopf begleitet. Man war nicht mehr "unter der Haube" und konnte sich mehr Freiheiten erlauben.
Aber auch über Altweiber hinaus feierten die Menschen ausgelassen. Man wusste insbesondere in der Vergangenheit die Reichhaltigkeit des Lebens zu schätzen. Der Karneval ist in seinem Ursprung eine Zeit der Lebensfreude, aber auch des Exzesses. So wurden seitens der Kirche Verbote ausgesprochen um Spiel, Gesang und Tanz einzudämmen. Ab dem 17. Jahrhundert fand das 40-stündige Gebet seinen Platz in der Karnevalszeit. Eine stille Zuwendung zu Gott, angelehnt an die 40 Stunden Jesus im Grab, beginnend am Karnevalsfreitag. Dieses sollte das närrische Treiben einschränken und Gläubige von ihrer Maßlosigkeit in den Karnevalstagen abhalten.
Der erste Fastnachtszug wurde 1397 erstmalig erwähnt und fand in Nürnberg statt. Der erste, organisierte Rosenmontagszug hingegen wird auf das Jahr 1823 datiert und zog durch Köln. Aus dem mittleren Fastensonntag, dem Rosensonntag, entstammt vermutlich die Bezeichnung Rosenmontag, für die mittleren Tage der Karnevalszeit. In der dienstäglichen Fastnacht gab es einen Fastentrunk. Mit ihm wurde die Fastenzeit eingeläutet und gezeigt, dass die Zeit der Musik, des Spiels und der Ausgelassenheit vorbei war. Am Aschermittwoch werden die Palmzweige des letzten Osterfestes verbrannt, mit ihrer Asche Kreuze auf die Stirn der Gläubigen gemalt – ein Zeichen des Beginns und der Auferstehung. Dann wird deutlich: Die Zeit des Fastens beginnt.
Heute hat das bunte Treiben seinen festen Platz in der Gesellschaft. Der christliche Sinn ist jedoch im 17. Jahrhundert mit der Aufklärung größtenteils verschwunden, der Brauch des Feierns und Verkleidens ist geblieben. Auch die Fastenzeit ist weiterhin erlebbar. In Zeiten des Konsums erfährt sie als Rückbesinnung wieder Zuspruch. Wie auch du fasten kannst, erfährst du im Artikel Detox mit Gott. Die Fastenchallenge2019 ist eine Aktion von dem Dekanat Unna und YOUPAX.
Werde ein Teil der Fastenchallenge 2019:
Lass dich vom närrischen Treiben mitziehen und starte am Aschermittwoch gemeinsam mit uns in die Fastenzeit. Auf Instagram erhältst du wertvolle Impulse, tauscht dich mit anderen aus und kannst den #fastenchallenger*innen folgen. Alle Infos gibt es auf dem YOUPAX-Kanal und unter dem Hashtag #fastenchallenge2019. Das Dekanat Unna bietet darüber hinaus einen Auftaktgottesdienst in Bergkamen-Oberaden, Austauschtreffen und ein gemeinsames Fastenbrechen am Ostermontag.