Ein Dokumentarfilm über fünf Frauen aus fünf Kulturen und Weltreligionen, die alle eine Erfahrung teilen:
Die Unterdrückung der sexuellen Selbstbestimmung.
Vithika Yadav aus Indien führt einen Kampf - den Kampf für die weibliche Lust. Sie findet: Wir müssen mehr über Sexualität reden, denn wenn man keine Worte dafür hat, hat man auch keine Worte, um über Gewalt gegen Frauen und Vergewaltigung zu reden. Sie hat die Aufklärungsinitiative “Love Matters” gegründet.
Sie sagt: „Alle zwei Stunden gibt es in Indien eine Vergewaltigung.“ Und sie erzählt davon, dass indische Politiker Vergewaltigungen ok finden. Frauen müssten sich verhüllen, damit sie geschützt sind. „Die meisten indischen Frauen wissen nicht einmal was sexuelle Lust bedeutet”, sagt Yadav. „Die Frau gilt als Eigentum des Mannes“. Und: „Es ist ein globales Problem.“
Dass es ein globales Problem ist, sehen auch die anderen Protagonistinnen des Dokumentarfilms “#Female Pleasure” so. Eine in London lebende Somalierin, die mit sieben Jahren beschnitten wurde. Eine Jüdin, die sich aus den Zwängen einer ultra-orthodoxen jüdischen Gemeinschaft befreit hat. Eine japanische Künstlerin, die aus Vulva-Abdrücken witzige Skulpturen schafft und deshalb wegen Obszönität verklagt wurde, während ihre Landsmänner gleichzeitig ein Penisfestival feiern.
Dass die Unterdrückung weiblicher Lust nicht nur ein Problem uns möglicherweise ferner Kulturen oder Religionen ist, zeigt auch die fünfte Geschichte, die von Doris Wagner. Die ehemalige Nonne im österreichischen Kloster des Ordens “Das Werk” wurde manipuliert, entmündigt und jahrelang von einem Priester missbraucht.
Die gegenwärtige #MeToo-Bewegung hat darauf aufmerksam gemacht, wie viel Unterdrückung und Missbrauch auch im Jahr 2018 im Alltag vorherrschen, dass noch vieles hinter Scham und Schuldgefühlen verborgen liegt. Jetzt zeigt die Schweizer Regisseurin Barbara Miller mit ihrem Film, dass weibliche Unterdrückung nicht von einzelnen Religionen und Kulturen abhängen, sondern auf der ganzen Welt existieren.
»Pornos zeigen selten selbstbestimmte weibliche Sexualität. Es ist einfach eine ganz unrealistische Welt.«
BARBARA MILLER
Regisseurin
“Es hat sich sicher etwas getan in den letzten 50 Jahren”, sagt die Regisseurin in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. “Dennoch: Mainstream Pornografie lässt weibliche Lust komplett außen vor, denn Pornos zeigen selten selbstbestimmte weibliche Sexualität. Man sieht zwar sehr viel Sex, aber eben wenig darüber, was Frauen so mögen. Es ist einfach eine ganz unrealistische Welt, wo alles sauber ist und immer gut läuft.”
Es geht um patriarchale Strukturen in einer global vorherrschenden sexualisierten Kultur, um ein respektvolles und gleichberechtigtes Miteinander der Geschlechter - und vor allem um Aufklärung. Dabei kritisiert der Film nicht die Religionen an sich, sondern tradierte Haltungen. Vor allem schafft er es die enorme globale Bedeutung des Themas hervorzuheben. Hoffentlich sehen ihn nicht nur diejenigen, die sowieso schon von der Botschaft überzeugt sind.
Ab dem 8. November in den deutschen Kinos.