02.05.2025
In der Sixtinischen Kapelle wählen die Kardinäle beim Konklave den neuen Papst.
FASZINATION

Konklave: Wirkt da der Heilige Geist?

Vikar Dominik Riedl über die Frage: Wie können die Kardinäle wissen, welchen Kandidaten Gott will?

von Tobias Schulte

Das Konklave steht an. Die Fernsehteams positionieren sich vor dem Petersplatz. Alle schauen nach Rom. Und fragen sich: Wer wird der neue Papst?

Vikar Dominik Riedl lebt zur Zeit in Rom, wohnt im Collegium Germanicum, um in Theologie zu promovieren. Er würde genauso gern wie alle anderen einen Blick hinter die Kulissen des Konklaves werfen. Hinter die verschlossenen Türen.

Gleichzeitig glaubt er, dass die verschlossenen Türen auch gut symbolisieren können, dass der Heilige Geist beim Konklave wirkt.

Vikar Dominik Riedl

„Natürlich könnte man das Konklave auch wie eine Debatte im Bundestag halten und öffentlich im Fernsehen und Internet zeigen“, sagt Riedl. 

„Die Nichtöffentlichkeit eröffnet aber auch einen Freiheitsraum, um sich untereinander intensiver begegnen und klarer auf die die Stimme Gottes hören zu können.“

Er ergänzt: „Die verschiedenen Erwartungen werden ja schon vorher an die Kardinäle herangetragen. Auch für einen inhaltlichen Austausch unter den Kardinälen ist vorher Zeit. In der Abgeschiedenheit und Stille kann eine besondere Dynamik entstehen, um gut zu überlegen, was Gott in dieser Zeit für die Kirche will.“

Wie erkenne ich, was Gottes Wille beim Konklave ist?

Riedl ist davon überzeugt, dass alle Kardinäle danach suchen, was Gottes Wille für die Kirche ist. Weil das letztlich das Beste für alle Menschen ist. Aber: Wie kann ich erkennen, ob etwas Gottes Wille oder nur meine eigene Meinung ist? Wie gehe ich damit um, dass ich Gottes Willen anders erkenne als andere? 

Riedl sagt: „Am Ende werden die Kardinäle nach ihrem Gewissen abstimmen. Das Suchen des Einzelnen nach Gottes Willen ist aber eingebunden in eine größere Dynamik, in der der Heilige Geist wirkt.“

Diese Dynamik beginnt nach Riedl nicht erst während der Wahlgänge, sondern bereits davor. 

Es ist ein großer Vorteil, dass der neue Papst in der Regel selbst Teil dieser Dynamik ist. „Er bekommt mit, welche unterschiedlichen Richtungen und Sichtweisen nebeneinander stehen“, sagt Riedl. Stimmen, die dafür stehen, wie unterschiedlich die Weltkirche ist, die der neue Papst nun leitet.

Mehr Demokratie in Kirche?

Apropos Leitung. Wie blickt Riedl auf die Kritik, dass die Kirche eigentlich demokratischer geleitet werden müsste? 

Er sagt: „Die Wahl selbst ist schon ein demokratisches Element. Der Papst wird gewählt – und zwar nach vielen Debatten und einem langen Prozess, in dem die Kardinäle die Stimmen der Ortskirchen, der Repräsentanten der Diözesen, Länder und Kontinente hören.“ 

Außerdem ist für ihn klar: Leitung braucht es immer. In jedem Land, in jedem Unternehmen, in jeder Gemeinschaft. „Es muss Menschen geben, die unterschiedliche Stimmen wahrnehmen, zusammenführen, moderieren und auch Entscheidungen verantworten müssen“.

Papst Franziskus habe das so getan, indem er den Weltweiten Synodalen Prozess initiiert und am Ende das nachsynodale Schreiben übernommen habe. „Gleichzeitig hat er auch manches entschieden. Diese Flexibilität ist gekoppelt an die Verantwortung vor Gott und den Menschen.“

Wie schnell wird der Papst gewählt?

Die spannende Frage ist jetzt, wer der neue Papst wird. Wie er die Kirche leiten wird. Vikar Dominik Riedl hofft darauf, dass es zu einer schnellen Entscheidung kommt. 

Am 7. Mai startet das Konklave. Geht die Wahl schnell, kann Riedl beim "Habemus Papam" auf dem Petersplatz mit dabei sein. Doch am 9. März geht es für ihn kurz nach Deutschland, um am Wochenende in Bielefeld der Trauung seines Bruders und dessen Frau zu assistieren.

Riedl sagt: „Mein Gebet hat der neue Papst so oder so sicher. Aber der Hochzeitstermin stand schon länger fest.“

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