"Mein Tanz geht um das Leben"
23.03.2015

"Mein Tanz geht um das Leben"

Junge Kirche in Langenholthausen lädt zu "Der andere Kreuzweg" ein

Von Ronald Pfaff

„Abenteuerzeit – Augen auf und los“ ist das Motto der Jungen Kirche Balve in der Fastenzeit. Am kommenden Freitag, 27. März (19 Uhr), ist in der Kirche in Langenholthausen Lebenstänzer Felix Grützner zu Gast. „Der andere Kreuzweg“ verspricht für die Junge Kirche auch ein spannendes Experiment. JUPA unterhielt sich vorab mit dem Künstler.

Die Jugendlichen der Jungen Kirche in Balve sind schon sehr neugierig auf deinen Auftritt. Was erwartet die Zuschauer?

LebenstanzEs ist weniger ein Auftritt, als eine Andacht. Zu den gewohnten Dingen wie Texten und Musik kommt der Tanz. Wir werden uns sehr eng an der traditionellen Form der Kreuzwegandacht orientieren. In 14 Stationen wird das Leiden und Sterben Jesu Christi gegenwärtig. Die Musik, gespielt von Silas Eifler und der Tanz eröffnen den Anwesenden die Möglichkeit, sich mit dem zuvor in den Texten gehörten Themen zu befassen. Da Körpersprache - und Tanz ist Körpersprache - uns sehr direkt und anders erreicht als das gesprochene Wort, kommt vor allem die emotionale Seite des Geschehens zum Tragen. Es geht im Berührung und innere Bewegung, die durch die äußere Bewegung des Tanzes ermöglicht wird.

Lebenstanz - kann man mit Tanz etwas besser ausdrücken als mit Worten oder Gesang?

Es gibt im Leben Dinge, für die uns die Worte fehlen, oder für die wir keine Worte finden. Ein Sprichwort sagt, dass ein Blick mehr als tausend Worte sagt. Das liegt daran, dass Tanz und Körpersprache weit sind, viel weniger festgelegt als Worte. Vor allem in Leid, Schmerz und Trauer stehen wir oft sprachlos da. Der Tanz kann hier dem Unsagbaren einen Ausdruck geben. Jede und jeder, der den Tanz sieht, wird etwas anderes sehen und empfinden, eigenen Gefühlen und Erinnerungen begegnen. So können alle etwas sehr Persönliches erleben und haben zugleich ein Gemeinschaftserlebnis.

Und was heißt das konkret für Freitagabend?

Wenn ich im Kontext von Sterben, Leid und Trauer tanze, wie beispielsweise auch bei Begräbnisfeiern, dann folge ich nicht der Tradition des mittelalterlichen Totentanzes. Der sagt: Alle müssen sterben, jung, alt, reich, arm. Mein Tanz geht um das Leben: Das Leben der Verstorbenen, das Leben der Zurückbleibenden. Ohne das Leid und den Schmerz auszulassen, versuche ich, eine Ahnung von einem Leben nach und mit dem Verlust zu geben. Vielleicht auch eine Ahnung von dem Leben, dass die Verstorbenen jetzt führen - vielleicht.

Das hört sich nach einer persönlich intensiven Auseinandersetzung an. Wie stehst du zum Glauben?

Spiritualität spielt für mich eine sehr bedeutende Rolle. Ich war schon als Kind sehr fasziniert von den Dingen hinter den Dingen. Im praktischen Sinn bin ich rheinisch-katholisch sozialisiert worden und habe Kirche als lebendige Gemeinde in Freiheit erfahren. Enge und Druck habe ich nicht erlebt, weder von meinen Eltern noch von den Geistlichen, die ich kennenlernen durfte. Mein Glaube spielt eine bedeutende Rolle in meinem Leben. Es ist aber eben Glaube und nicht Wissen, das heißt, nicht selten Zweifel, auch tiefer Zweifel - oder das Gefühl, dass der Glaube sich verflüchtigt hat.

Und was machst du dann?

Dann heißt es aushalten, oder zu den Wurzeln zurückgehen. Manchmal aber braucht man im übertragenen Sinn einfach nur die "Hand aufhalten" und Vertrauen üben. Obwohl ich mich an vielen Stellen der Institution Kirche stoß, ist sie mein Zuhause: ein Haus, dass ich nicht gebaut habe, mit und in dem ich aber leben kann.

Wie setzt du das im Alltag um?

Was mich sehr beschäftigt ist, dass es an mir selbst liegt, welche Bedeutung ich Spiritualität und Religion in meinem Leben gebe. Mir wird auch bewusster, dass wir als Christen die Schriften studieren müssen - sie sind es, die uns mit diesem Jesus verbinden: Gott unter den Menschen, nicht oben drüber. Und aus diesem Verständnis heraus sind wir selbst Kirche: Es entscheidet sich an dem, was wir tun oder eben nicht tun.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

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