10.03.2022
Lifestyle

Glaube als Stütze für das Leben

Wie Lucrecia Batres in Deutschland eine neue Kultur des Glaubens kennengelernt hat

von Elisabeth Strüber

Lucrecia Bartres hat nicht geahnt, worauf sie sich einlässt. Als sie 2018 aus El Salvador für ein Auslandssemester nach Paderborn kam, wusste sie nicht, dass sie bis heute dort wohnen würde. Dass sie sich hier verlieben und verloben wird. Doch ihre größte Überraschung in Deutschland war, wie unterschiedlich der Glaube in Mittelamerika und Westeuropa gelebt wird.

Lucrecia studierte „Bildung und Erziehung im Kindesalter“ und war erst 18 Jahre alt, als sie sich dafür entschied, das Studium in Deutschland zu beginnen. Alleine im Ausland, ohne die Sprache richtig zu verstehen und die Kultur zu kennen. Und dann muss sie auch noch erleben, dass sie ihre Art und Weise zu glauben und den Glauben zu leben, in Deutschland nicht gibt. Eine Erfahrung, die für sie eine große Herausforderung war.

Heute lebt Lucrecia mit ihrem Verlobten immer noch in Paderborn. Sie arbeitet als Pädagogin in einem Kindergarten. Und immer noch scheint sie auf der Suche zu sein nach ihrer Heimat im Glauben.

Die Kultur des Glaubens in El Salvador 

Jung und gläubig zu sein, das ist für Lucrecia selbstverständlich. Ihr Heimatland El Salvador ist vom christlichen Glauben geprägt. Für die Menschen ist es ganz natürlich, dass das Thema Glaube in jeder Situation gegenwärtig ist. Egal ob in der Schule, auf der Arbeit oder in der Politik. Der Glaube ist ein wesentlicher Bestandteil der lateinamerikanischen Kultur und wird allumfassend gelebt.

In ihrer Heimat sind die meisten katholisch. Die meisten Menschen fühlen sich zu einer bestimmten Kirchengemeinde zugehörig. Lucrecia erzählt, dass am Sonntag von jung bis alt jeder im Gottesdienst vertreten ist. Die Kirche ist voll, aber es ist persönlich, weil sich jeder kennt.

Orgelmusik gibt es nicht. „Vielleicht ist die einzige Kirche, die in El Salvador eine Orgel hat, der Dom“, vermutet Lucrecia. Die Gottesdienste werden mal mit der Geige, dem Klavier, der Gitarre oder anderen Instrumenten begleitet. Sie erzählt, dass das in jedem Gottesdienst unterschiedlich ist.

Lucrecias Heimat El Salvador

Auch für junge Menschen sei es in El Salvador ganz normal, ihre Beziehung zu Gott zu pflegen. „Mit den gleichen Freunden, mit denen ich am Wochenende feiern war, bin ich auch am Sonntag in den Gottesdienst gegangen oder unter der Woche auch zum Gebetskreis“, berichtet sie. Sie erzählt auch, dass sie als Teenagerin mit ihren Freundinnen sogar lieber zum Gottesdienst gegangen ist als mit ihren Eltern. „Wir haben uns vorher getroffen, um in der Messe auch zusammen zu sitzen.“ Die Gemeinde war für sie wie eine große Familie.

Lucrecias Suche nach dem gelebten Glauben in Deutschland

Und dann kam Lucrecia nach Deutschland. Sie dachte, dass das kirchliche Leben so ähnlich wie in ihrer Heimat sei. Doch bereits im ersten Gottesdienst, den sie besucht hat, war sie der einzige junge Mensch. Lucrecia erzählt, dass sie sich damals gefragt habe, wo all die jungen Menschen seien. „Ich hatte gehofft, in der Kirche Freunde zu finden“, sagt sie. Eine Hoffnung, die erstmal unerfüllt blieb. Erstmal.

Denn an der Katholischen Hochschule Paderborn, wo Lucrecia studierte, wurde sie auf die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) aufmerksam. Für Lucrecia war es neu, dass Studierende eine eigene Gemeinde haben. Hier fand sie Freunde im Glauben in ihrem Alter. „Die KHG ist das, was dem am Nächsten kommt, was ich für meinen Glauben brauche“, erzählt sie.

Durch Veranstaltungen in der Studierendengemeinde hat sie auch Freunde gefunden, mit denen sie einen Gebetskreis gegründet hat. Das was sie braucht, ist den Glauben gemeinsam zu leben und gemeinsam unterwegs zu sein. Es gibt ihr Kraft, mit anderen jungen Menschen darüber zu sprechen, was sie gerade bewegt. Und was sie glaubt.

Glaube als Unterstützung für ihr Leben

Der Blick aufs Meer in El Salvador

Lucrecia hat die Erfahrung gemacht, dass viele Deutsche wissenschaftliche Beweise und Fakten für die Existenz Gottes brauchen und viele keine Beziehung zu ihm haben. Sie meint, dass in Deutschland eher mit dem Kopf als mit dem Herzen geglaubt wird. Für Lucrecia ist das anders.

Der Glaube ist für sie ein Gefühl. Etwas, das ganz warm in ihrem Herzen ist. Diese Wärme ist ihre Beziehung zu Gott. Es ist eine Unterstützung für ihr Leben und auch ein Teil ihrer Identität. Sie glaubt daran, dass jemand sie schützt und nicht alles in ihrer Hand liegt. Lucrecia baucht keine Beweise für Gott. An Gott zu glauben ist eine tiefe innere Freude und diese Freude lebt in ihr.

Ein typisches Wohnhaus in El Salvador

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