Das Auflegen der Hände ist eine der Riten bei der Firmung.
Das Auflegen der Hände ist eine der Riten bei der Firmung.
10.06.2020
Exklusiv

"Man staunt, was mit Gott möglich ist."

Weihbischof Matthias König weiß, warum sich Jugendliche auf die verschobene Firmung freuen können

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von Tobias Schulte

Abgesagt, verschoben – seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie standen alle größeren Veranstaltungen auf der Kippe. Viele sind ins Wasser gefallen, manch andere, so wie die Feiern der Firmung, sollen im zweiten Halbjahr nachgeholt werden. Warum sich das Warten lohnen kann, sagt Weihbischof Matthias König im Interview.

Herr Weihbischof König, warum kann ich mich als Firmbewerberin und Firmbewerber auf die Firmfeier unter neuen Umständen freuen?
Weil die Firmung etwas Großes schenkt, nämlich die Zusage Gottes: Du bist nie allein, ich gehe den Weg mit dir. Das kann den Jugendlichen, die an einer Schwelle des Lebens stehen, einen Schub geben.
Die Firmung rundet das christliche Leben ab. Die Jugendlichen dürfen erleben, dass Kirche eine weltumspannende Gemeinschaft ist, die nicht etwas von ihnen fordert, sondern etwas bietet: Rückhalt, Perspektive, eine Weite, die ich sonst nicht hätte.
Interessant wird es in diesem Jahr, weil es bei der Feier kreativere Formen geben könnte. Ich wurde schon angefragt, ob ich auch in einer Freilichtbühne die Heilige Messe feiern könnte. Da bin ich mal sehr gespannt, was noch alles kommt.

Weihbischof Matthias König.
Weihbischof Matthias König.

Die Firmvorbereitung wurde durch Corona teils unterbrochen, teils erschwert. Wie kann ich mich selbst auf das Sakrament vorbereiten?
Gut vorbereitet sind junge Menschen, wenn sie aufgeschlossen gegenüber den Spuren Gottes in ihrem Leben sind. Es geht darum, dass sie göttliche Spuren entdecken und merken, wie nah Gott ihnen ist. Das ist eine große Entdeckung.
Zum Zweiten macht eine gute Vorbereitung aus, wenn junge Menschen erfahren, dass Kirche keine Institution ist, die sich wie ein Riese vor ihnen aufbaut. Kirche ist eine Gemeinschaft, in der ich geborgen, mit meinen Gaben des Heiligen Geistes aufgenommen bin. Diese Gaben kann ich einbringen, weil ohne mich jemand fehlte.

Sie haben die Gaben des Heiligen Geistes angesprochen. Wie können Sie den angehenden Firmlingen und allen anderen jungen Christen den Heiligen Geist näherbringen?
Das ist oft sehr schwierig, weil wir den Heiligen Geist an sich nicht fassen und beschreiben können. Doch wir können ihn an seinem Wirken erkennen. Alle jungen Christen möchte ich fragen: Der Heilige Geist hat euch Gaben gegeben, welche sind das und was macht ihr damit? Wo ist bei euch der Heilige Geist am Werk?
Dabei gilt: Wo ihr euch einsetzt, ist Gott zusammen mit euch am Werk. Lasst euch überraschen, was der Heilige Geist alles möglich macht. Wenn ihr das Gefühl habt, vor die Wand zu laufen, kann sich eine Tür öffnen. Der Heilige Geist macht das möglich, was ich aus mir selbst heraus nicht hätte schaffen können. Man staunt, was mit Gott alles möglich ist.

Was beeindruckt Sie am stärksten, wenn Sie auf Firmreise sind?
Mich berühren die persönlichen Begegnungen, die jetzt nur sehr eingeschränkt möglich sind. Aus einem kleinen Gespräch vor Ort ergeben sich Kontakte, die über einen längeren Zeitraum bleiben. Junge Leute, die später als Missionare auf Zeit auftauchen, die ich bei Aktionen für junge Menschen entdecke, die den Dreh in einen Beruf der Kirche entdecken und so einige Wenige, die Priester werden. Es ist schön, diesen Weg ein Stück weit mitzuerleben.
Dann ist immer hoch interessant, die Vielfalt der Gemeinden zu entdecken. Außerdem, wie viele Menschen sich immer noch in die Firmvorbereitung einbringen, weil es ihnen wichtig ist, den Glauben an junge Leute weiterzugeben.

Die Firmlinge werden mit Chrisam-Öl gesalbt.
Die Firmlinge werden mit Chrisam-Öl gesalbt.

Fehlen Ihnen die Firmfeiern auch persönlich schon?
Ja sicher. Ich hätte bis Sommer gut 30 Firmungen gefeiert, wäre 1.500 jungen Menschen und Erwachsenen begegnet. Das war auf einmal weggewischt. Wir hoffen, ab Ende August mit Firmungen anfangen zu können. Es ist ja eine meiner Hauptaufgaben, die ich sehr gerne mache, weil ich vielen Menschen begegne und versuchen darf, ihnen von der Schönheit des Glaubens etwas nahezubringen.

Wie versuchen Sie das?
Indem ich mich bemühe, zu schauen, wie junge Menschen leben und wo Glauben ihnen etwas zu geben hat. Sie neugierig zu machen auf etwas, das sie noch nicht entdeckt haben. Für viele ist Glaube etwas Exotisches, das kaum vorkommt. Ich versuche, die zu bestärken, die noch einen Draht dazu haben. Sie sollen selbstbewusster ihren Glauben leben können, weil es genau der richtige Weg ist.

Wie können Sie selbst die Schönheit des Glaubens greifen?
Ich durfte auf vielen Ebenen erfahren, dass Gott mein Leben begleitet. Ich erkenne vieles, das sich in meinem Leben gefügt hat – ich habe aber auch die ein oder andere Überraschung erlebt. Zweitens spüre ich Gott im täglichen Gebet, das in meinem Leben den roten Faden bildet. Drittens, wenn ich täglich die Heilige Messe feiere. Darin ist die Eucharistie, die Wandlung, das Zentrale. Und ich spüre, dass ich selbst aus jeder Messe gewandelt herauskomme: zuversichtlicher, positiver, ruhiger.

Herr Weihbischof, vielen Dank für das Gespräch.

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