Elisa Olschewski aus Dortmund hilft Schülern als Medienscout.
Von Tobias Schulte
Haben wir morgen die ersten beiden Stunden frei? Hatten wir in Deutsch Hausaufgaben auf? Fragen wie diese stellen Jugendliche ihren Mitschülern täglich in WhatsApp-Gruppen von Schulklassen. Doch so viele Möglichkeiten die Gruppen bieten, Schüler können sie auch missbrauchen: Indem sie Mitschüler dort ausschließen, über sie lästern oder sie beleidigen.
Wenn das der Fall ist, versucht Elisa Olschewski zu vermitteln. Die 16-Jährige ist Schülerin und Medienscout an der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Dortmund. Medienscouts werden durch die Landesanstalt für Medien NRW ausgebildet und helfen Mitschülern und Lehrern, Medien sinnvoll zu nutzen.
Die meisten Fälle, in denen Elisa Olschewski aktiv wird, entstehen in Klassengruppen bei WhatsApp. Neben den ganz normalen Konversationen werden dort auch Schüler beleidigt und ausgegrenzt. „Dann ist es wichtig, dass man als Betroffener nicht versucht, sich direkt online zu wehren. Wir als Medienscouts können mithilfe von Eltern, Lehrern und Schulsozialarbeitern die Probleme unter den Schülern am besten klären“, sagt Elisa.
Im vergangenen Juni hat sie zusammen mit zwei Mitschülerinnen und einem Lehrer am Fachtag Medienkompetenz 3.i teilgenommen. Dazu kamen sind Fachleute aus Medien, Sozialarbeit und Bildung ins Dietrich-Keuning-Haus in Dortmund. „Es ist eine große Anerkennung, dass wir stellvertretend für die 2600 Medienscouts in Nordrhein-Westfalen bei der Fachtagung auftreten dürfen. Das Angebot ist so gut, dass ich auch am liebsten an einem Workshop teilnehmen würde“, sagt Elisa. Denn auf der Tagung informierte zum Beispiel Medienpädagogin Claudia Wierz, über ein gutes Miteinander im Netz und die Fachstelle für Suchtvorbeugung präsentierte Methoden zur Mediensuchtprävention.
Eine Vertreterin der Grimme-Akademie informierte über den richtigen Umgang mit Hate Speech im Netz. Spieleentwickler Evgeni Kouris stellte eine Augmented-Reality-Brille vor, bei der virtuelle Gegenstände und Personen in der realen Welt sichtbar sind. Mit der Brille und durch Spiele am Tablet oder Smartphone will er Jugendliche mit digitalen Spielen in der realen Welt begeistern. In seinem Spiel „Toy Car“ wird die Umgebung durch eine Kamera auf dem Bildschirm angezeigt und es lässt sich ein Auto über den Wohnzimmertisch und durch den Vorgarten steuern.
„Mir ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen zu zeigen, was es für Möglichkeiten und Gefahren mit sich bringt, wenn man ein Handy hat. Als Medienscout leiten wir ganze Unterrichtsstunden und erklären zum Beispiel, wie wichtig es ist, welches Profilbild man auswählt“, sagt Elisa. Dazu bringen die Medienscouts Beispielbilder mit, die die Schüler einordnen sollen: Geht das oder gebe ich zu viel von mir preis?
Diese Übung stellen Elisa und ihre Freundinnen auch den Workshopteilnehmern beim Fachtag Medienkompetenz vor. Die Erwachsenen diskutieren fleißig über die Fotos. „Zu freizügige Bilder oder Motive mit einer starken politischen Motivation bieten Angriffsfläche für Cybermobbing“, sagt Elisa. Außerdem sei es wichtig, seine Accounts auf privat zu stellen, damit keine Fremden die Bilder missbrauchen können.
Elisa Olschewksi macht das selbst auch so, da ist sie vorsichtig geworden. Sie ist in sozialen Netzwerken unterwegs und guckt täglich Serien und Filme auf Netflix. „Teilweise will ich nur kurz vor dem Einschlafen mein Handy checken – und plötzlich ist es schon nach Mitternacht“, erzählt sie.
Trotzdem glaubt sie, dass man den Medienkonsum mit dem Glauben verbinden kann. „Wenn man Beiträge in den sozialen Netzwerken sieht, kann man sich einfach fragen: ‚Wie begegnet mir Gott damit?‘“ Das kann geschehen, weil ihr der Kontakt zu ihren Freunden gut tut oder die Storys von Menschen sie begeistern. Beim Essen, sonntags vor und nach der Kirche und auch an Feiertagen versucht Elisa, auf ihr Handy zu verzichten. „Dann möchte ich den Moment für mich haben und ihn genießen.“