Zweite Nordwestdeutsche Ministrantenwallfahrt
Langsam füllt sich der Platz vor der Overberg Grundschule in Winnekendonk, rund vier Kilometer von Kevelaer entfernt. Junge Ministranten aus den Erzbistümern Paderborn und Osnabrück kommen hier zusammen, bereit und gespannt auf die bevorstehende Pilgerwanderung nach Kevelaer.
Die Rucksäcke sind mit Proviant gefüllt, aber auch Regenjacke und Schirm gehören zum Gepäck. Noch zwei Stunden zuvor hat es kräftig geschüttet. So blickt man zwar immer noch in eine dichte schwarz-graue Wolkenmasse am Himmel. Doch ist es gerade zum Glück trocken.
Bereits zum zweiten Mal wurden Ministranten aufgerufen, an der nordwestdeutschen Ministrantenwallfahrt teilzunehmen. Die Erstauflage fand 2009 statt, ebenfalls in Kevelaer. Beteiligt sind daran die Bistümer Münster, Essen, Aachen, Osnabrück und Hildesheim sowie die Erzbistümer Hamburg, Köln und eben auch Paderborn. Auch von niederländischer Seite sind in zwei Diözesen vertreten.
Die jungen Leute wandern zunächst auf verschiedenen Pilgerrouten sternförmig nach Kevelaer ein, um dort anschließend ein vielfältiges Mitmach-Programm geboten zu bekommen und zum Abschluss gemeinsamen Gottesdienst zu feiern. Mehr als 10 000 sind dieses Mal dabei. Rund 2 000 kommen aus Osnabrück und Paderborn
Auch Pastor Herbert Bittis aus der Gemeinde St. Michael aus Bielefeld ist mit einigen seiner Ministranten angereist. Die finden es vor allem spannend, endlich einmal selbst an einer Pilgerwanderung teilzunehmen. „Das habe ich so vorher noch nicht gemacht“, berichtet Elena. Für sie ist es auch wichtig, sich während der Wanderung und im späteren Programm mit ihrem Glauben und Gott auseinander zu setzen. „Mal schauen, wie es wird“, sagt sie, blickt ein wenig fragend aber auch mit erwartungsvollen großen Augen.
Dann geht es endlich los. Rund 2 000 junge Ministranten und ihre Begleiter machen sich von Winnekendonk aus auf den Weg nach Kevelaer. Die Route führt zunächst durch den kleinen Ort hindurch, bis die Karawane ihren Weg entlang von Feldern und Bauernschaften fortsetzt.
Unter den Pilgerern ist auch der zwölfjährige Lukas aus Osnabrück. Er ist nicht ganz ohne Handicap unterwegs. Wegen einem Kniescheibenproblem muss er auf Krücken laufen. „Aber er wollte unbedingt mit, da ist er unerschütterlich“, kommentiert sein Betreuer Jan schmunzelnd. Über längere Strecken trägt er seinen Schützling deshalb auch auf den Schultern oder Huckepack. „Hey jo, ab nach Kevelaer“
Die Stimmung unter den Wanderern ist gut. Viele stimmen christliche Lieder an wie „Gib uns deinen Frieden“, singen sogar im Kanon. Eine Gruppe hat den bekannten Sommer-Song „Ab in den Süden“ passend zur Wallfahrt umgedichtet: „Hey jo, ab nach Kevelaer, dem Bischof hinterher, hey jo, was geht, dem Bischof hinterher, hey jo, was geht“, singen sie aus vollen Kräften. Selbst die Sonne lässt sich ab und zu zwischen den Wolken blicken und wirft ein paar warme Strahlen hinunter.
Manche nutzen die Zeit auch schon mal, um sich ein Programm aus dem vielfältigen Mitmach-Angeboten zusammen zustellen. Die Freunde Janis und Niklas aus Jöllenbeck (bei Bielefeld) blicken konzentriert auf den Aktionsplan, während sie wandern. „Also ich möchte auf jeden Fall bei der Goldgießerei vorbei, zum Menschenkicker und zum Ministrand(t)“, erklärt Niklas. „Ich will mir aber auch die große Kirche anschauen“, ergänzt Niklas. Empfang vor der Marienbasilika in Kevelaer
Nach gut eineinhalb Stunden Wanderung kommt endlich das Ortsschild von Kevelaer in Sicht. Im Ort angekommen gibt es eine kurze Verschnaufpause, bevor es zum Kirchplatz geht. Die meisten Wanderer lassen sich erstmal auf den Boden sinken oder suchen sich ein Sitzplätzchen am Bordsteinrand. So ist Gelegenheit, schon einmal einen kleinen Snack einzunehmen und kurz die Füße zu entspannen. Ein paar Jungen haben praktische Rücksäcke vom Weltjugendtag 2005 dabei, die kann man auch als Klappstuhl aufstellen – was sie auch gleich mal in die Tat umsetzen.
Nach und nach ziehen die jungen Pilger dann auf den Platz vor der Marienbasilika ein. Gruppe für Gruppe sucht sich eine Stelle, auf der sie sich erst einmal ausbreiten können. Viele setzen sich auf den Boden, für Stimmung und Unterhaltung sorgt eine kirchliche Band. Zu zwölf Uhr findet die offizielle Begrüßung der Ministranten durch die Bischöfe statt, es wird gebeten und gemeinsam gesungen.
Auch die Bielefelder von Herbert Bittis sind gut in Kevelaer angekommen – ohne schmerzende Füße. „Wir hatten gar nicht erwartet, dass so viele Ministranten an der Wallfahrt teilnehmen“, sagt Elena, während sie ihren Blick über den vollen Platz schweifen lässt. Hier steht wirklich jeder dicht an dicht. „Das ist echt ein tolles Erlebnis und geregnet hat es ja zum Glück auch nicht“, fügt sie hinzu. Buntes Mitmach-Programm
Jetzt ist Zeit, das bunte Programm in der Innenstadt von Kevelaer zu entdecken. Wie schon 2009 hat das Erzbistum Hamburg wieder den Ministrand(t) errichtet, mit zwei Lkw-Ladungen Sand. Es gibt einen Menschenkicker, ein Bullriding, eine Kletterleiter, auf verschiedenen Bühnen spielen Bands. Die ortsansässige Hostien-Bäckerei hat geöffnet und zeigt den Besuchern, wie Hostien hergestellt werden, und auch die Kerzengießerei sowie Goldschmiede lässt die Pilger hinter die Kulissen schauen.
Zum Abschluss feiern dann 10000 Ministrantinnen und Ministranten ein Pontifikalamt auf dem Peter-Plümpe-Platz in Kevelaer. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode ruft den Kindern und Jugendlichen bei der Abschlussmesse im strömenden Regen zu: "Danke für euren Dienst, ihr seid nicht Mini, ihr seid Maxi!"
Hier gibt es die Fotos zur Wallfahrt.
Hier gibt es das Interview mit Weihbischof König zur Wallfahrt.