Mehr als 10 000 Ministranten auf dem Weg nach Kevelaer
17.06.2012

Mehr als 10 000 Ministranten auf dem Weg nach Kevelaer

Zweite Nordwestdeutsche Ministrantenwallfahrt

Langsam füllt sich der Platz vor der Overberg Grundschule in Winnekendonk, rund vier Kilometer von Kevelaer entfernt. Junge Ministranten aus den Erzbistümern Paderborn und Osnabrück kommen hier zusammen, bereit und gespannt auf die bevorstehende Pilgerwanderung nach Kevelaer.

Die Rucksäcke sind mit Proviant gefüllt, aber auch Regenjacke und Schirm gehören zum Gepäck. Noch zwei Stunden zuvor hat es kräftig geschüttet. So blickt man zwar immer noch in eine dichte schwarz-graue Wolkenmasse am Himmel. Doch ist es gerade zum Glück trocken.

Bereits zum zweiten Mal wurden Ministranten aufgerufen, an der nordwestdeutschen Ministrantenwallfahrt teilzunehmen. Die Erstauflage fand 2009 statt, ebenfalls in Kevelaer. Beteiligt sind daran die Bistümer Münster, Essen, Aachen, Osnabrück und Hildesheim sowie die Erzbistümer Hamburg, Köln und eben auch Paderborn. Auch von niederländischer Seite sind in zwei Diözesen vertreten.

Die jungen Leute wandern zunächst auf verschiedenen Pilgerrouten sternförmig nach Kevelaer ein, um dort anschließend ein vielfältiges Mitmach-Programm geboten zu bekommen und zum Abschluss gemeinsamen Gottesdienst zu feiern. Mehr als 10 000 sind dieses Mal dabei. Rund 2 000 kommen aus Osnabrück und Paderborn

Auch Pastor Herbert Bittis aus der Gemeinde St. Michael aus Bielefeld ist mit einigen seiner Ministranten angereist. Die finden es vor allem spannend, endlich einmal selbst an einer Pilgerwanderung teilzunehmen. „Das habe ich so vorher noch nicht gemacht“, berichtet Elena. Für sie ist es auch wichtig, sich während der Wanderung und im späteren Programm mit ihrem Glauben und Gott auseinander zu setzen. „Mal schauen, wie es wird“, sagt sie, blickt ein wenig fragend aber auch mit erwartungsvollen großen Augen.

Dann geht es endlich los. Rund 2 000 junge Ministranten und ihre Begleiter machen sich von Winnekendonk aus auf den Weg nach Kevelaer. Die Route führt zunächst durch den kleinen Ort hindurch, bis die Karawane ihren Weg entlang von Feldern und Bauernschaften fortsetzt.

Unter den Pilgerern ist auch der zwölfjährige Lukas aus Osnabrück. Er ist nicht ganz ohne Handicap unterwegs. Wegen einem Kniescheibenproblem muss er auf Krücken laufen. „Aber er wollte unbedingt mit, da ist er unerschütterlich“, kommentiert sein Betreuer Jan schmunzelnd. Über längere Strecken trägt er seinen Schützling deshalb auch auf den Schultern oder Huckepack. „Hey jo, ab nach Kevelaer“

Die Stimmung unter den Wanderern ist gut. Viele stimmen christliche Lieder an wie „Gib uns deinen Frieden“, singen sogar im Kanon. Eine Gruppe hat den bekannten Sommer-Song „Ab in den Süden“ passend zur Wallfahrt umgedichtet: „Hey jo, ab nach Kevelaer, dem Bischof hinterher, hey jo, was geht, dem Bischof hinterher, hey jo, was geht“, singen sie aus vollen Kräften. Selbst die Sonne lässt sich ab und zu zwischen den Wolken blicken und wirft ein paar warme Strahlen hinunter.

Manche nutzen die Zeit auch schon mal, um sich ein Programm aus dem vielfältigen Mitmach-Angeboten zusammen zustellen. Die Freunde Janis und Niklas aus Jöllenbeck (bei Bielefeld) blicken konzentriert auf den Aktionsplan, während sie wandern. „Also ich möchte auf jeden Fall bei der Goldgießerei vorbei, zum Menschenkicker und zum Ministrand(t)“, erklärt Niklas. „Ich will mir aber auch die große Kirche anschauen“, ergänzt Niklas. Empfang vor der Marienbasilika in Kevelaer

Nach gut eineinhalb Stunden Wanderung kommt endlich das Ortsschild von Kevelaer in Sicht. Im Ort angekommen gibt es eine kurze Verschnaufpause, bevor es zum Kirchplatz geht. Die meisten Wanderer lassen sich erstmal auf den Boden sinken oder suchen sich ein Sitzplätzchen am Bordsteinrand. So ist Gelegenheit, schon einmal einen kleinen Snack einzunehmen und kurz die Füße zu entspannen. Ein paar Jungen haben praktische Rücksäcke vom Weltjugendtag 2005 dabei, die kann man auch als Klappstuhl aufstellen – was sie auch gleich mal in die Tat umsetzen.

Nach und nach ziehen die jungen Pilger dann auf den Platz vor der Marienbasilika ein. Gruppe für Gruppe sucht sich eine Stelle, auf der sie sich erst einmal ausbreiten können. Viele setzen sich auf den Boden, für Stimmung und Unterhaltung sorgt eine kirchliche Band. Zu zwölf Uhr findet die offizielle Begrüßung der Ministranten durch die Bischöfe statt, es wird gebeten und gemeinsam gesungen.

Auch die Bielefelder von Herbert Bittis sind gut in Kevelaer angekommen – ohne schmerzende Füße. „Wir hatten gar nicht erwartet, dass so viele Ministranten an der Wallfahrt teilnehmen“, sagt Elena, während sie ihren Blick über den vollen Platz schweifen lässt. Hier steht wirklich jeder dicht an dicht. „Das ist echt ein tolles Erlebnis und geregnet hat es ja zum Glück auch nicht“, fügt sie hinzu. Buntes Mitmach-Programm

Jetzt ist Zeit, das bunte Programm in der Innenstadt von Kevelaer zu entdecken. Wie schon 2009 hat das Erzbistum Hamburg wieder den Ministrand(t) errichtet, mit zwei Lkw-Ladungen Sand. Es gibt einen Menschenkicker, ein Bullriding, eine Kletterleiter, auf verschiedenen Bühnen spielen Bands. Die ortsansässige Hostien-Bäckerei hat geöffnet und zeigt den Besuchern, wie Hostien hergestellt werden, und auch die Kerzengießerei sowie Goldschmiede lässt die Pilger hinter die Kulissen schauen.

Zum Abschluss feiern dann 10000 Ministrantinnen und Ministranten ein Pontifikalamt auf dem Peter-Plümpe-Platz in Kevelaer. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode ruft den Kindern und Jugendlichen bei der Abschlussmesse im strömenden Regen zu: "Danke für euren Dienst, ihr seid nicht Mini, ihr seid Maxi!"

Hier gibt es die Fotos zur Wallfahrt.

Hier gibt es das Interview mit Weihbischof König zur Wallfahrt.

Stephan, 24 Jahre, Ministrantenleiter aus Westenholz: „Für mich ist es überwältigend, so viele überzeugte Messdiener zu sehen. Das gibt mir auch Kraft und Bestätigung für die eigene Arbeit in meinem Ort. Durch meine Arbeit für Messdiener kann ich ein Zeichen setzen, dass ich meinen Glauben öffentlich lebe. Außerdem kann ich als Leiter auch in der Jugendarbeit etwas bewegen.“
Niklas, 12, Ministrant aus Jöllenbeck: „Ich hatte bei der ersten Ministrantenwallfahrt leider keine Zeit, darum freue ich mich, dass es diesmal geklappt hat. Auch wenn das Wetter nicht so toll ist, macht mir das gar nichts aus. Gegen Regen habe ich ja eine Jacke. Als Ministrant erlebt man wirklich interessante Sachen, auch die Angebote in meiner Gemeinde gefallen mir immer gut.“
Sebastian, 11 Jahre, Ministrant aus Dortmund: „Ich war schon das letzte Mal, 2009, dabei und weil es mir so gut gefallen hat, wollte ich unbedingt wieder teilnehmen. Interessant finde ich besonders das Programm in Kevelaer nach der Wanderung, das macht richtig Spaß. Ich bin auch Messdiener geworden, weil es mir so viel Spaß macht in meiner Gemeinde und mit den anderen etwas zusammen zu machen.“
Marieke, 15, Ministrantin aus Bielefeld: „Ich bin seit vielen Jahren Messdienerin und wollte mir so ein großes Event jetzt nicht entgehen lassen, so viele andere Messdiener zu treffen. Durch meine Arbeit in der Gemeinde bin ich so in das Messdiener-Sein hineingewachsen. Ich finde es wichtig und schön, mich für die Kirche und Gott zu engagieren.“
Lukas, 12 Jahre, Ministrant aus Dortmund: „Ich finde es toll mit so vielen anderen als Gemeinschaft etwas zu erleben. Messdiener zu sein ist spannend. Weil ich eigentlich schon immer sonntags in die Kirche gegangen bin, war ich es irgendwie logisch, dass ich dann auch Messdiener geworden bin. Es macht Spaß.“
Janis, 12, Ministrant aus Jöllenbeck: „Ich hatte schon von vielen gehört, dass die Ministrantenwallfahrt sehr gut sein soll. Darum wollte ich dieses Mal auch unbedingt teilnehmen. Gerade die Workshops klingen echt cool. Ich bin gerne Messdiener, ich will damit meine Gemeinde unterstützen.“
Elena, 18, Ministrantin aus Bielefeld: „Ich finde es eine interessante Erfahrung, einmal zu pilgern, mich währenddessen und über den Tag mit Gott intensiv auseinander zu setzen. Nach meiner Erstkommunion bin ich in die KJG gekommen, da gehört es dazu, auch Messdiener zu sein. Ich finde es gut, Gott so einen Dienst zu erweisen.“

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