Matthias, Paul und Franz sind unterwegs bei der Minibrotaktion in Henglarn.
02.10.2023
MITEINANDER

Minibrotaktion

Unterwegs am Erntedanksonntag mit der KLJB Henglarn

von Tobias Schulte

Matthias Agethen klingelt an der Tür. Es ist 10 Uhr am Erntedanksonntag in Henglarn, einem 1000-Seelen-Dorf, das zur Stadt Lichtenau gehört. Eine Dame im Frühstücks-Outfit öffnet die Tür und schaut Matthias an. Er sagt: „Wir sind von der Landjugend. Aktion Minibrot.“ Die Frau antwortet: „Ach, jo. Ich hol mal eben Geld.“ Als sie in den Flur geht, fragt Matthias. „Wie viel Brötchen hättest du denn gern?“ Sie: „Vier reichen.“ Sie gibt 10 € als Spende, beiden wünschen sich noch einen schönen Sonntag. Während die Haustür zu fällt, geht Matthias zum Bollerwagen mit den Minibroten und der Geldtasche und dann zum nächsten Haus.

Mit Matthias zusammen sind heute Morgen 20 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Henglarn unterwegs. Die einen ausgeschlafen, die anderen verkatert. In fünf Gruppen gehen sie zu jedem Haus im Dorf. Sie verteilen die Minibrote gegen eine Spende, quatschen kurz und tun damit ganz easy Gutes.

Matthias erzählt, dass er seit seiner Kindheit bei der Minibrotaktion in Henglarn mitmacht. „Das erste Mal war ich nach der Kommunion dabei. Es hat mir immer Spaß gemacht, natürlich auch mit dem Hintergrund, dass man es für einen guten Zweck macht.“ Das Geld, das die KLJB Henglarn zusammen mit Hunderten anderen Ortsgruppen der KLJB in Deutschland sammelt, unterstützt in diesem Jahr Menschen in der Region Lamu in Kenia.

Die Leiterinnen und Leiter der KLJB Henglarn die die Minibrotaktion vorbereiten.

Wer sind die beiden denn?

Die Leiterinnen und Leiter der KLJB packen die Brötchentüten für die Minibrotaktion

Doch Matthias sagt auch: „Für mich ist die Gemeinschaft rundherum genauso wichtig. Dass man mit seinen Freunden unterwegs ist. Dass man was für den Zusammenhalt im Dorf macht.“ Ein Beispiel: Matthias klingelt bei einer Frau, die später erzählt, dass sie schon über 70 Jahre alt ist. Sie spendet und fragt, warum von der Aktion nichts im Pfarrbrief stand. Dann sagt sie: „Naja, aber klasse, dass ihr das macht. Ich war früher auch in der Landjugend“.

Es ist beeindruckend, wie tief verwurzelt die Minibrotaktion in Henglarn ist. Wenn Matthias an der Tür klingelt, reichen eigentlich zwei Stichworte: Landjugend und Minibrot. Sowieso wissen die Menschen, wer Matthias ist und dass er in der Landjugend ist.

Mit ihm zusammen sind heute Morgen Franz, Paul und Tobias von YOUPAX unterwegs. Auch Franz, sein Vorgänger als KLJB-Vorsitzender, ist fast allen bekannt. Die Leute sagen Sätze wie „Oh, die Chefs höchstpersönlich kommen“. Und fragen: „Wer sind denn die beiden anderen da?“

Klar, YOUPAX-Redakteur Tobias können die Menschen in Henglarn nicht kennen. Und Paul kommt eigentlich ein paar Dörfer weiter weg, doch ist jetzt mit Clara zusammen, Kassiererin und Instagram-Beauftragte der KLJB Henglarn. Deswegen ist er heute dabei. Und die Leute können ab sofort etwas mit ihm anfangen.

Mit Gottes Support unterwegs

Dass es bei der Minibrotaktion auch um Gott und den Glauben geht, ist bei den Begegnungen an der Haustür erstmal zweitrangig. Genauso, dass die Minibrotaktion auf den Hunger in der Welt aufmerksam machen möchte. Ist für die Leute im Dorf beim Frühstück am Sonntagmorgen vielleicht auch zu viel des Guten.

Und sind die Jugendlichen nicht eh mit Gottes Support unterwegs, wenn sie gemeinsam losziehen, eine gute Zeit haben und Menschen durch die gesammelten Spenden helfen?

Matthias sagt: „Für mich spielt der Glaube bei der Aktion natürlich eine Rolle. Kirche war für mich immer wichtig – und deswegen freut es mich, dass die Aktion im Dorf so gut ankommt.“ Dann erzählt er, dass der spirituelle Teil der Aktion gestern Abend lief, als die KJLB den Erntedankgottesdienst in Henglarn mitgestaltet hat. Als wir in der Nähe der Kirche sind, zeigt Matthias, wie sie den Altar mit Kartoffeln, Mais, Kürbissen und Co. geschmückt haben.

Matthias Agethen

Über 1.800 Euro Spenden

Dann fahren wir zurück zum Gruppenraum der KLJB in der alten Schule. Zu viert haben wir in zwei Stunden über 70 Minibrote verteilt, die anderen vier Gruppen sind auch bald fertig. Während Matthias die Spenden zählt, bereiten die anderen das Essen vor. Es gibt Pizzabrötchen. „Das typische KLJB-Essen“, sagt eine Leiterin. Sie erzählt, wie sie in einem Jahr mal eine Suppe gekocht haben. Da kamen lauter Fragen, warum es keine Pizzabrötchen gebe.

Derweil hat Matthias einen Zwischenstand. Über 450 Euro hat unsere Gruppe gesammelt. Im Endeffekt werden es über 1.800 Euro sein, die die Menschen in Henglarn für die Minibrotaktion gespendet haben.

Dann sind die Pizzabrötchen endlich fertig. Wir setzen uns in die Couch-Ecke des KLJB-Gruppenraums. Beim Essen sprechen die Landjugendlichen darüber, was es für das Open-Air-Kino heute Abend noch alles braucht. Woher bekommen wir noch zwei große Soundboxen? Und apropos Open-Air-Kino. Das haben sie bei der vergangenen 72-Stunden-Aktion gebaut. Was für ein Projekt wollen sie bei der nächsten 72-Stunden-Aktion im April 2024 umsetzen? Die einen sagen: „Ah, das ist ja noch‘ n bisschen hin.“ Die anderen: „Das kommt schneller als man denkt.“

Nach dem Engagement ist vor dem Engagement.

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