Glauben groovt
19.06.2016

Glauben groovt

Pilgern mit Ministranten aus Verl

Von Marie Eickhoff

Es ist wie bei einer Maiwanderung. Quatschend laufen sie hintereinander her, aus einer Musikbox singt Helene Fischer: "Du - bist ein Phänomen!" Die Messdiener kommen aus Verl und sind bei der dritten Nordwestdeutschen Ministrantenwallfahrt nach Paderborn mitgelaufen. JUPA hat sie begleitet.

"Die Pinnchen sind alle." Ein Schnapspinnchen hat Kai Maasmeier nicht in der Hand, als er das ruft. Aber es sieht fast so aus. Die kleine Glasflasche gehört zum Pilgerpaket. "Ich glaub an dich!" steht darauf. Rein soll Wasser aus der Quelle der Pader. Kai läuft hier als Gruppenleiter mit. Die sind heute an den blauen Pullis zu erkennen.

Auf dem Startplatz der Wallfahrt spielt eine Band die ersten Lobpreislieder. Das soll die 2000 Paderborner Messdiener in Stimmung bringen. Die Verler singen laut mit, aber die Musik ist ihnen zu ruhig. "Da fehlt ja auch das Schlagzeug", sagt Florian Krax. Er ist 20 Jahre alt, Gruppenleiter und Schlagzeuger. Zum Takt der Musik klatscht er in die Hände. Gleichmäßig, immer auf die Zählzeiten zwei und vier. Der Rest der Gruppe stimmt ein. Das groovt.

In Florians Leben ist bis jetzt immer alles recht rund gelaufen. Sein duales Studium ist bald zuende, dann geht er arbeiten oder hängt den Master dran. Die Jungs sind eher technisch interessiert. Auch Marcel Erichlandwehr, er hat eine Ausbildung zum Elektroniker gemacht. Die Leiter der Messdienergruppe trifft er auch privat. "Wir machen viele Aktionen." Und jedes Jahr in den Sommerferien gibt es eine gemeinsame Freizeit.

"Wir glauben schon an Gott", erklären die Jungs. Aber sie reden selten darüber. Muss vielleicht gar nicht sein. "Ich treffe Gott eher in der Gruppe", erzählt Florian. Für ihn ist die Messdienergruppe besonders. "Das ist anders als zum Beispiel in einer Fußballmannschaft. Bei uns kann keiner besser oder schlechter sein, niemand kann verlieren." 

Als Gruppenleiter passt Kai auf die jüngeren Messdiener auf. Fotos: Dirk Lankowski

Geschlockert wird hier nicht. Die Gruppe hat ein zügiges Tempo drauf. Etwa 50 der insgesamt 150 Verler Messdiener sind mit. Die Jüngeren flitzen immer wieder vor und zurück. Sie lachen und versuchen, sich von den Gruppenleitern fangen zu lassen. "Ooooooouueeee...." Eine Laolawelle läuft durch die Gruppe. Denn Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder hat einen Deal mit den Jugendlichen gemacht, bevor sie losgelaufen sind. Wenn das Wetter zu schlecht ist, sollen sie die Wolken mit einer Laolawelle einfach wegschieben. Klappt fast.

Es schüttet. Kai spannt seinen Schirm auf. Er ist rosa-lila-weiß gestreift. "Regen hat uns noch nie aufgehalten", sagt er und geht energisch weiter. Er hat nur ein Tshirt an, Marcel hat sicherheitshalber zwei Jacken mit. Einig sind sie sich bei der Sache mit dem Weihrauch. Davon kann es in einer Kirche gar nicht genug geben, wenn es nach ihnen geht. "Der muss richtig in die Wände ziehen", erklären sie und lachen.

Welches Gefühl bei ihnen in einer Messe aufkommt, können sie nicht in Worte fassen. Aber am Altar können sie meistens gut abschalten. "Da kommt man irgendwie runter", sagt Marcel. Ein paar Jahre wollen die drei Verler den Messdienst noch machen. Dann sind andere dran.

Die Wallfahrt endet mit nassen Füßen. In tropfenden Turnschuhen läuft die Gruppe durch die Paderborner Innenstadt. Mit Gettobluster geht es am Fachhandel für Messgewänder vorbei, und das Wasser perlt von Florians Kapuze. Es ist nicht gemütlich, durch den Regen zu laufen, aber die Verler verbreiten noch immer Stimmung. Sie singen unter den Regenschirmen, sodass sich Passanten umdrehen. Als Messdiener zu feiern ist für sie selbstverständlich. Aber Florian betont: "Wer feiern kann, muss auch morgens dienen können." Das ist Ehrensache.


Bildergalerie Ministrantenwallfahrt

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