16.02.2022
Lifestyle

Im Zoomcall beten mit der Fürsprache des Seligen Carlo Acutis

Wie Johanna Küster ungeplant die Onlineinitiative „Christus Vivit“ ins Leben rief.

von Elisabeth Strüber

Johanna Maria Küster ist 22 Jahre alt und studiert im fünften Semester Religionspädagogik an der Katholischen Hochschule (KatHo) in Paderborn. Wenn man sie danach fragt, was ihre Ziele im Leben sind, dann antwortet sie: „Ich möchte mich für Jesus und den Glauben einsetzen und meinen Teil dazu beitragen das Evangelium weiter zu geben.“ Ihr Berufsziel ist es Gemeindereferentin zu werden und so ihre Berufung zur Christin umfassend zu leben.

„Ich möchte etwas zurückgeben von all dem was mir Jesus geschenkt hat“, sagt Johanna. Sie ist im Glauben aufgewachsen. Schon als Kind fuhr sie mit ihrer Familie nach Taizé, Medjugorje und an andere Pilgerorte.

Johanna ist von Carlo Acutis fasziniert

Im Sommer 2019, kurz vor ihrem Studienbeginn, ist Johanna auf eigene Faust für zwei Wochen nach Assisi gereist und besuchte dort unter anderem die Franziskanerinnen von Sießen. Auf dieser Reise hörte sie zum ersten Mal von Carlo Acutis und ist seitdem von ihm und seiner Geschichte fasziniert. Für seine Seligsprechung im Herbst 2020 reiste Johanna mit drei Freunden erneut nach Assisi. Carlo Acutis starb 2006 im Alter von 15 Jahren an Leukämie. Er ist für Johanna ein einmaliges Vorbild wie er die Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung lebte.

„Ihn zeichnete aus, dass er einen weiten Blick für das hatte, was in seinem Umfeld passierte und in besonderer Weise den Armen und Hilfsbedürftigen zugewandt war. Er selbst wurde in eine wohlhabende Familie hinein geboren, der es an nichts fehlte“, erzählt Johanna über sein Leben. Carlo ist zudem auch ein Vorreiter den Glauben im Internet zu verbreiten. Er gestaltete eigene Webseiten und nutze diese um eucharistische Wunder zu dokumentieren. Als Johanna seine Geschichte im Sommer 2019 hörte, wusste sie noch nicht, dass auch sie bald das Internet nutzen würde um den Glauben weiter zu geben.

Die ersten Schritte zum Onlinegebet

Ein Rückblick. März 2020, alles ist kurz vor dem ersten Lockdown gerade so noch normal. Johanna Küster wird von einer Freundin gefragt, ob sie sich zum Beten verabreden wollen. Die Besonderheit: die Freundin ist Italienerin und lebt in Rom. Ihre Freundschaft pflegen sie hauptsächlich über ihre Handys. Kennengelernt haben sie sich während einer Ferienfreizeit in Deutschland. Johanna stimmt zu und ihr erstes gemeinsames Rosenkranzgebet findet über einen WhatsApp-Videoanruf statt.

„Vorher kannte ich das Rosenkranzgebet und habe es ab und zu gebetet, aber da war nicht so die große Freude mit verbunden“, sagt Johanna. „Aber durch die Internationalität wurde die Freude daran größer. Das Beten auf Deutsch und Italienisch hat es interessant gemacht.“


Für ihr nächstes Gebetstreffen fragten beide jeweils ein oder zwei weitere Freunde. Damit löste dieser Schneeball im ersten Lockdown eine Lawine aus. Zoom-Konferenzen werden für jeden und jede eine Normalität. Viele junge Menschen sind daran interessiert, online mitzubeten. Die Treffen wechseln also die Plattform.

Der Rosenkranz steht im Fokus

Es sind mal 40, mal fast 100 junge Menschen, die online mitbeten. Persönlich kennt Johanna bei weitem nicht mehr alle. Es sind junge Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus den USA, der Schweiz, Italien, Palästina und natürlich Deutschland dabei. Johanna moderiert auf Deutsch und übersetzt danach ins Englische. Sie beten den Rosenkranz in allen anwesenden Muttersprachen.

„Das Gebet muss nicht verstanden werden, da man weiß was gebetet wird“, sagt die 22-Jährige.

Untermalt werden die Treffen von passenden Bildern und moderner Lobpreismusik. Aber warum treffen sie sich zum Beten des Rosenkranzes? Warum nicht zum Bibelteilen oder für einen Wortgottesdienst? Johannas Antwort dazu ist: „Es ist auch ein einfaches Gebet, dass international bekannt ist wie das Vater Unser. Den Rosenkranz beten wir, weil konkret zu Maria gesprochen wird und sie die schönste Frau ist, die mir bekannt ist.“

Ihre Erklärung dazu ist, dass es keinen anderen Menschen gab, den Jesus besser kannte als sie, seine Mutter. „Der Rosenkranz dient dazu mit den Augen Marias auf das Leben Jesu zu schauen. Sie bereitet in diesem Gebet den Weg zu ihm hin“, ist Johannas Erklärung.

Die Initiative bekommt einen Namen

Im Juni 2021 wurde eine WhatsApp-Gruppe für Interessierte gegründet. Diese Gruppe brauchte einen Namen. Entschieden hat sich Johanna für „Christus Vivit“, übersetzt Christus lebt. Inspiriert für den Namen wurde sie von dem nachsynodalen Schreiben an die jungen Menschen von Papst Franziskus von März 2019, mit dem Titel „Christus Vivit“.
Johanna lädt einmal im Monat zu „Christus Vivit“ ein, jedes zweite Mal zum Rosenkranz. In den Monaten dazwischen gibt es Glaubenszeugnisse. Junge Menschen erzählen davon, wie sie konkret ihren Glauben leben und welchen Schatz sie im Glauben gefunden haben.

Eine der bekanntesten Personen, die dafür eingeladen wurde, war bisher Antonia Salzano, die Mutter Carlo Acutis. Johanna lernte sie persönlich bei seiner Seligsprechung kennen. Antonia gab auf die Frage wie man als jungen Menschen heilig werden kann, das Zitat von Carlo mit auf dem Weg: „Alle Menschen werden als Originale geboren, aber viele sterben als Fotokopien.“ Der Moment, den Johanna am meisten berührt hat, war, als Antonia von dem Tod und der Beerdigung ihres Sohnes erzählte. Sie erinnert sich, dass sie in diesen Tagen ihren Sohn noch mal ganz neu kennen gelernt hat. Bei seiner Beerdigung waren Obdachlose und Migranten, die die Eltern gar nicht kannten.


Christus Vivit ist für Johanna kein Zufall

Christus Vivit ist kein fester Gebetskreis. Johanna beschreibt es als eine Initiative. Sie vertraut auf den Heiligen Geist wie sich Christus Vivit weiterentwickelt. Es war schließlich nicht von ihr geplant, sondern ist einfach passiert. Vor zwei Jahren hat sie es als Zufall bezeichnet, heute ist es für sie eine Fügung Gottes.

Wenn du bei Christus Vivit dabei sein möchtest, kannst du dich an die Autorin über strueber@youpax.de wenden. Das nächste Rosenkranzgebet findet am 19.2.22 um 20 Uhr und das das nächste Glaubenszeugnis am 19.3.22 um 20:30 Uhr statt.

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