Wie eine Stunde im Himmel
12.11.2014

Wie eine Stunde im Himmel

Nightfever in Siegen

„Es wird gesungen und gebetet, es geht einem einfach gut dabei“, so fasst Karen Wagner ihre Eindrücke von Nightfever in Siegen zusammen. Als Mitglied im Organisationsteams ist Karen beim jetzt vierten offenen Gebetsabend in Siegen mit Feuer und Flamme dabei. Sie gehört zu den lokalen Initiatoren. Auf dem letzten Weihnachtsmarkt kam ihr und ihrer Freundin der Wunsch nach einer positiv erlebten Kirche in den Sinn. Es sollte wieder mehr Schwung in die Siegener Gemeinden einkehren. Warum sollte also ein Konzept, wie das der Nightfever-Abende, das ja vor allem junge Leute in vielen Großstädten in Deutschland anspricht, nicht auch hier im Süden des Erzbistums Paderborn funktionieren? Mit viel Herz und Engagement wurde ein Team von Freiwilligen gefunden, um das Projekt wahr werden zu lassen.

Das Konzept ging auf und zum vierten Mal wurde jetzt in der St.-Marien-Kirche gefeiert. Durch die zentrale Lage mitten in der Siegener Innenstadt, ist es einfach, Alt und Jung sowie Gläubige und Nicht-Gläubige einzuladen. Es ist genug Platz für Jedermann, dennoch geht die intime Atmosphäre in dem Gotteshaus nicht verloren, finden die Organisatoren.

Die 24-Jährige Lehramtsstudentin Johanna Wintersohle nimmt bereits zum dritten Mal an Nightfever teil. Die Ruhe und der bewusste Ausstieg aus dem Alltag faszinieren sie immer wieder auf’s Neue. Damit hat sie auch ihre Freundin Simone angesteckt, die jetzt zum ersten Mal Nightfever mitfeiert. „Bisher kenne ich so eine Atmosphäre nur von Treffen mit meinen Freunden, wenn wir zusammen kommen, gemeinsam aus dem Evangelium lesen und Kerzen aufstellen“, erzählt die Studentin, gespannt darauf, wie der Abend in dem Gotteshaus ablaufen wird.

Viele Kerzen und Musik schaffen Atmosphäre

Für die richtige Nightfever-Atmosphäre im Gottesdient sorgen nicht nur die vielen Kerzen, vor allem die Kirchenband setzt musikalische Akzente. Vikar Raphael Steden erinnert an die aktuellen Geschehnisse in der Welt. Er ruft ins Gedächtnis, wie wichtig es ist, gemeinsam zu beten, bei den vielen Konflikten in der Welt, zwischen Ost und West sowie dem mörderischen Vorgehen des Islamischen Staats. Nightfever sei ein Ort, an dem es keine Grenzen gibt, kein richtig oder falsch, jeder sei willkommen, seinen Gedanken Ausdruck zu verleihen.

Die Anbetung nach dem Eröffnungsgottesdienst wirkt wie ein langanhaltender besonderer Moment, der auch nach außen getragen wird – mit Kerzen, die junge Leute in den Straßen verteilen. Nach und nach kommen immer mehr Menschen aus der Stadt hinein, um an der Stille sowie der einzigartigen Kulisse der gesamten Kirche im Kerzenschein teilzuhaben. Während einzelne für sich am Platz das Gespräch mit Gott suchen, gehen andere mit ihrem Licht nach vorne vor den Altar, um im Kerzenmeer zu verweilen und eine Botschaft für ihr Leben in Form eines Bibelspruchs zu erhalten.

"Immer wieder gerne"

„Das Gefühl, dass meine Gedanken einen Platz finden, macht mich glücklich. Das reicht mir schon aus, ich brauche keine Antwort darauf“, erklärt der 21-jährige Luca, nachdem er seine Worte in die Gebetskiste eingeworfen hat. Obwohl er sich nicht sehr zur Kirche hingezogen fühlt, interessierte er sich für die Veranstaltung, von der er hörte, dass jeder willkommen sei. Sein Fazit: „Immer wieder gerne.“

Am Ende des Abends steht Karen Wagner strahlend vor der Kirche. Ihre Zweifel, ob der offene Gebetsabend in dieser Form in Siegen eine Chance hat, sind verflogen. Zu schön und zu positiv sei das Feedback am heutigen Abend, welches nicht immer ausgesprochen werden musste. Die vielen Menschen, die die St.-Marien-Kirche aufgesucht haben, sagen ihr mehr als tausend Worte. Die Aussage einer Frau ist Karen dennoch deutlich im Gedächtnis geblieben: „Ich war heute eine Stunde lang im Himmel.“

Mix