Ostern und Pessach sind einander sehr nahe.
07.04.2021
#beziehungsweise

Ostern und Pessach

Über die Gemeinsamkeiten von Judentum und Christentum

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von Benedikt Körner

Was für das Christentum das Osterfest ist, ist für das Judentum das Pessachfest. Beides sind Feste mit großer Tradition, mehr noch, Ostern ist geradezu aus der Tradition des Pessachfestes entstanden. So soll Jesu Tod am Kreuz am höchsten Tag des Pessach geschehen sein – nach Johannes einen Tag davor. Aber was ist das Pessachfest?

Es erinnert an den Auszug aus Ägypten, als das Volk Israel dort Sklavenarbeit verrichten musste. Das soll in etwa vor 3500 Jahren passiert sein. Mose sollte im Auftrag Gottes die Israeliten aus dem Land führen. Mehrere Plagen ließ Gott in der Folge auf Ägypten hinabkommen. Zuletzt tötete der Engel Gottes alle Erstgeborenen in Ägypten. Damit der Engel nicht auch zu den Israeliten ginge, bestrichen sie ihre Türpfosten mit dem Blut eines Lammes. Das wurde ihnen von Gott so gesagt, der Engel zog dann tatsächlich vorüber.

Pessach bedeutet so viel wie Vorübergehen

Die Isrealiten gingen durch die Wüste, um frei zu werden.

Vorübergehen ist deshalb auch die ungefähre Bedeutung des Wortes Pessach. Der Pharao war, nachdem auch sein Erstgeborener sterben musste, am Boden zerstört. Also ließ er die Israeliten ziehen. Nach 40 Jahren waren sie an ihrem Ziel angekommen und endlich frei: Sie besiedelten das Land im heutigen Israel / Palästina.

Das Pessachfest ist noch heute Erinnerung daran. Im Zentrum steht der Seder-Teller. Sieben symbolische Speisen werden in einer bestimmten Reihenfolge gegessen und verzehrt. So werden zum Beispiel Bitterkräuter gegessen, um das bittere Los der Sklaverei zu gedenken. Außerdem gibt es ein Festmahl mit Lammfleisch. Bis heute ist Pessach eines der höchsten Feste im Judentum.

Die Ereignisse um Ostern – Jesus wird gefangengenommen, gekreuzigt und ersteht wieder auf – geschehen zeitlich um das Pessachfest herum. Die genauen Daten sind aber nicht ganz klar. Während für Markus, Matthäus und Lukas das letzte Abendmahl ein Pessach-Mahl war, datiert der Evangelist Johannes das letzte Abendmahl auf einen Tag vor dem Pessach. Klar ist aber jetzt schon, dass Pessach und Ostern eng verknüpft sind.

Was Pessach und Ostern gemeinsam haben

„Näher als du denkst“ – unter diesem Motto läuft im Jahr 2021 eine Kampagne, die die Gemeinsamkeiten von Judentum und Christentum unterstreichen soll.

Die Aktion lautet „#beziehungsweise – jüdisch christlich“ und ist ein Beitrag zum Festjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Jeden Monat greift die Kampagne ein anderes Thema auf. Im April: Pessach und Ostern.

Weitere Informationen unter https://www.juedisch-beziehungsweise-christlich.de/

Freiheit

An Pessach feiern Jüdinnen und Juden den Auszug aus Ägypten, von der Sklaverei hin zu einem freien Leben. Auch für uns Christinnen und Christen ist die Freiheit ein zentraler Begriff an Ostern: Durch Jesu Kreuzigung und Auferstehung werden wir von unseren Sünden befreit und damit auch vom Tod, denn auch wir dürfen auf die Auferstehung hoffen. Zudem erinnern auch wir uns in der Liturgie der Osternacht an den Auszug der Israeliten aus Ägypten.

Der Name

Die deutsche und englische Sprache geht mit dem Namen Ostern bzw. easter einen Sonderweg. Die meisten anderen europäischen Namen für das christliche Fest lauten pascua, pasqua, pasko oder ähnlich. Auch der lateinische Name lautet pascha. Schon alleine vom Namen her wird also die starke Bindung zu Pessach deutlich!

Das deutsche und englische Wort für Ostern hingegen geht hingegen vermutlich auf ein altes germanisches Frühlingsfest zurück und hat mit dem lateinischen Begriff für Morgenröte, „aurora“, zu tun.

Zeitliche Nähe

Schon in der Bibel ist der Zeitpunkt des Ostergeschehens, wie weiter oben bereits geschrieben, nicht sicher. Auch darüber hinaus kommt es nur selten vor, dass Pessach und Ostern auf denselben Tag fallen. Sicher, Pessach findet immer um Ostern herum statt, aber dazwischen kann auch mal eine Woche Unterschied liegen. Das liegt an der unterschiedlichen Kalender-Zählweise. Das Christentum folgt einem Sonnenkalender, während das Judentum einem Mondkalender folgt. So kommt es zu den unterschiedlichen Terminen. Zudem muss Ostersonntag zwingend auf eben einen Sonntag fallen, während Pessach nicht an Wochentage gebunden ist.

Opferlamm

Das Opferlamm spielt eine wichtige Rolle in der jüdisch-christlichen Tradition. Zunächst ist es das Blut eines Lammes, mit dem die Israeliten in Ägypten ihre Türen bestrichen, damit der Todesengel vorbeigeht. Das Lamm wurde damit gleichzeitig geopfert. Als Zeichen dessen ist es bis heute üblich, zum Festmahl an Pessach ein Lamm zu essen.

Hier findet im Neuen Testament ein Weiterdenken statt: Jesus wird an Pessach zu einer Zeit gekreuzigt, in der viele Lämmer geschlachtet werden. Das Neue Testament sagt nun an vielen Stellen, dass Jesus damit zum Opferlamm wird. Er stirbt für unsere Sünden und ermöglicht uns damit ein Leben nach dem Tod. Deswegen ist es auch im Christentum üblich, Lammfleisch zu Ostern zu essen.

Das Lamm hat in beiden Religionen eine große Bedeutung.

Brot

Auch das ungesäuerte Brot, ein Zeichen für den hastigen Aufbruch der Israeliten aus Ägypten, ist wichtig im Judentum. Diese werden Mazzen oder Matzen genannt und können auch in Supermärkten gekauft werden. Doch auch das Christentum, speziell die katholische Kirche, kennt diese Mazzen. Es sind die Hostien, die wir zur Kommunion verzehren. Sie sind nicht nur Erinnerung an das letzte Abendmahl, an dem als Pessachmahl vermutlich auch Mazzen gegessen wurden. In der katholischen Kirche repräsentieren sie auch den Leib Christi.

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