09.06.2018
KINO

Es geht ihm um die Menschen

"Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes"

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Von Caroline von Eichhorn

Porträtfilm mit Auftrag: In "Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes" begleitet Wim Wenders den Heiligen Vater bei seinen Reisen in Flüchtlingslager, ­Krankenhäuser und Gefängnisse und zeigt wie außergewöhnlich er den Menschen begegnet.

Wenn man diese Szenen sieht, kann man sich eigentlich nur in Papst Franziskus verlieben. Zum Beispiel im Krankenhaus, da fasst Franziskus ohne Skepsis alle Kranken an, küsst sie auf die Stirn, streichelt die Kinder. Oder im Gefängnis, da wäscht der Papst den Häftlingen die Füße. Man möchte meinen, dass ein Papst aus Sicherheitsgründen Distanz bewahren müsste - nicht so Papst Franziskus. Er widmet sich den Ärmsten und Schwächsten. Man nimmt ihm ab, dass sie ihm wichtig sind, dass er sie versteht. Das funktioniert auch deswegen so gut, weil Papst Franziskus selbst ein einfaches Leben führt, in dem er auf exquisite Limousinen, teure Roben oder eine prachtvolle Villa verzichtet.

Papst Franziskus

»Solange eine Kirche ihre Hoffnung darauf setzt, reich zu sein, ist Jesus nicht darin zu Hause.«

Papst Franziskus im Trailer zum Film

Ein Film über den Papst im Kino? Eine ungewöhnliche Aktion. Die Initiative ging vom Vatikan aus. Er suchte nach einem Regisseur und fragte Ende 2013 Wim Wenders an, der übrigens früher auch mal Priester werden wollte. Der 72-Jährige reagierte erst überrascht und sagte anschließend zu - auch weil der Vatikan ihm bei Konzept und Endfassung des Films völlig freie Hand ließ und ihm und seinem Team erlaubte, als zweites externes Filmteam überhaupt im Inneren des Vatikans zu drehen.

Neben dem Filmmaterial von Franziskus Reisen, das dem Vatikan gehört und zu dem Wim Wenders freien Zugang hatte, basiert der Film vor allem auf Interviews: Wim Wenders hat den Papst viermal zwei Stunden befragen können. Dabei setzte er eine ganz besondere Kameratechnik ein: Franziskus sitzt dem Filmemacher nicht direkt gegenüber, sondern sah ihn über den Monitor eines umfunktionierten Teleprompters, sodass der Papst während der Interviews zwar über einen Spiegel das Gesicht von Wim Wenders sah, nicht aber die dahinter verborgene Kamera. Der Regisseur nimmt sich zurück, von ihm sind keine Fragen zu hören - so steht einzig allein der porträtierte Papst im Zentrum des Geschehens.

Starke Bilder prägen den Film über Papst Franziskus.
Wim Wenders und Papst Franziskus im Gespräch.
Wim Wenders und Papst Franziskus im Gespräch.

Man bemerkt Wim Wenders Bewunderung für den Papst. Dennoch hätten ein paar kritische Töne nicht geschadet. Es ist kein Film, der hinter die Kulissen blickt. Wer erwartet, dass er etwas Neues oder Privates über den Papst erfährt, etwa wie er sich als Sohn italienischer Einwanderer in der argentinischen Gesellschaft gefühlt hat, oder dass seine Doktorarbeit unvollendet blieb, der wird enttäuscht. Gezeigt wird der Papst als öffentliche Person.

Strahlkraft und Präsenz

Doch mit welcher Strahlkraft und Präsenz dieser Papst sein Amt ausfüllt, ist beeindruckend. Reflektiert und überlegt äußert sich Franziskus zu vielen wichtigen gesellschaftlichen Fragen, etwa zu den Missbrauchs-Skandalen in der Kirche, zu den weltweiten Flüchtlingsproblemen, und vor allem zum Klimawandel - das nach Ansicht des Papstes dringlichste Problem unseres Planeten. Papst nennt Leugner des Klimawandels "dumm", "stur" und "blind".

Da ist jemand, dem es in erster Linie nicht um sein Amt geht, auch nicht um die katholische Kirche, sondern um uns Menschen. Auftragsfilm hin oder her - diese Botschaft kommt überzeugend rüber und macht Hoffnung.

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