31.07.2024
Internationale Ministrantenwallfahrt 2024

Herzlichkeit des Papstes beeindruckt

Sarah Eckhart erlebt ihre erste Audienz auf dem Petersplatz

von Tobias Schulte

„Im Fernsehen“, sagt Sarah Eckhart aus Balve, „kommt diese Herzlichkeit des Papsts gar nicht so rüber. Er nimmt sich Zeit für Gespräche, lächelt allen zu, lässt Kinder auf seinem Papamobil mitfahren. Er macht das mit dem Herzen.“

Die 17-Jährige hat am Dienstagabend bei der Internationalen Ministrantenwallfahrt zum ersten Mal eine Papstaudienz erlebt. Mit ihrer Gruppe aus Balve. Mit 600 Ministrantinnen und Ministranten aus dem Erzbistum Paderborn. Mit 50.000 Menschen insgesamt.

Die Audienz auf dem Petersplatz ist für viele Pilgerinnen und Pilger das Highlight bei der Reise zur Internationalen Ministrantenwallfahrt nach Rom. 

Erstens, weil es der einzige Moment ist, an dem die 50.000 Ministrantinnen und Ministranten aus Deutschland, Portugal, Tschechien, Österreich, Schweiz und vielen weiteren Ländern zusammenkommen und gemeinsam beten. Zweitens, weil sie den Papst nur zwei Meter entfernt sehen können, wenn er mit dem Papamobil direkt an ihnen vorbeifährt.

Papst: „Mit euch ist der Petersplatz noch schöner“

Sarah Eckhart aus Balve

Es ist 15:30 Uhr. Zweieinhalb Stunden, bis die Audienz losgeht. Sarah sitzt schon auf ihrem Platz. Im vordersten Block, schräg rechts auf dem Petersplatz. Mitten in der Sonne, bei 37 Grad. Bei den Temperaturen ist einem eigentlich nur danach, in den Schatten zu gehen. Aber Sarah klatscht, tanzt und lacht, weil eine Live-Band während der Wartezeit Lieder für die Ministranten spielt. Besonders hoch im Kurs bei der Gruppe: das Mottolied „With you, mit dir, contigo.“

Gegen 17:30 Uhr ist es soweit. Der Papst kommt auf dem Papamobil. Wie viele andere läuft Sarah zum Gang, stellt sich auf den Stuhl und winkt Papst Franziskus zu. Sarah hat das Gefühl, dass die Stimmung sie mitreißt. Sie sagt: „Warum wir alle dieser Person so zujubeln, versteht man eigentlich gar nicht – aber man feiert es.“

Zwei Mal fährt der Papst an Sarah und den anderen Ministrantinnen und Ministranten vorbei. Dann setzt er sich auf seinen weiß gepolsterten Stuhl vor dem Petersdom, mit Blick auf das Meer der Pilgerinnen und Pilger. „Der Petersplatz ist sowieso schön, aber mit euch ist er noch schöner“, sagt er zu den Ministrantinnen und Ministranten.

„Mit dir“ – zwei Worte, die alles aussagen

Mit dir – das ist das Motto der internationalen Wallfahrt. Papst Franziskus macht es auch zum Thema seiner Botschaft an die jungen Menschen. Er spricht auf Italienisch, eine Dolmetscherin übersetzt Absatz für Absatz ins Deutsche. 

„Mich beeindruckt das Thema“, sagt der Papst, „weil es mit zwei Worten alles aussagt.“ Zum Beispiel? Dass Gott mit uns ist. Wer die Kommunion empfange, erlebe, dass Jesus ihm oder ihr sagt: Ich bin mit dir. „Aber nicht durch Worte, sondern durch die Liebe, die die Eucharistie ist. Und auch du kannst in der Kommunion Jesus sagen Ich bin mit dir – auch nicht mit Worten, sondern mit deinem Herzen, mit deinem Körper, mit deiner Liebe.“

Durch dieses Mit dir ermögliche Gott, sein jeweils eigenes Mit dir mit den anderen zu leben. Und so zu verwirklichen, was Jesus gesagt hat: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Indem man sich mit jemandem freut, der sich freut. Mit jemandem weint, der weint.

Dann sagt der Papst etwas, das auch Sarah inspiriert:

»Sogar mit denen, die wir vielleicht nicht mögen. Die anders sind als ich. Mit Fremden. Mit Menschen, die mich nicht zu verstehen scheinen. Mit Menschen, die nicht an Gott glauben.«

„Man muss nicht alle mögen, aber miteinander leben“

Sarah sagt: „Man muss ja nicht alle Menschen mögen, aber es ist schon wichtig, miteinander zu leben. Wir sind alle eine Gemeinschaft, das erlebe ich hier bei der Audienz auch.“

Die Audienz endet, indem Papst Franziskus das Vater Unser anstimmt – und die 50.000 Ministrantinnen und Ministranten mit einstimmen. Ein Moment, der Sarah beeindruckt. Sie realisiert: „Wir beten und glauben alle das Gleiche – aber doch unterschiedlich.“

Apropos Gemeinschaft. Sarah erzählt, dass die Ministranten aus Balve durch die Wallfahrt nach Rom zusammengewachsen sind. „Am Anfang waren wir mehrere Grüppchen, mittlerweile sind wir eine Gemeinschaft.“

Das zeigt sich allein daran, dass alle von dem Motto-Lied „With you, mit dir, contigo.“ einen Ohrwurm haben. „Wenn wir in einen Bus einsteigen, dann dauert es nicht lange, bis einer das Lied vor sich her singt und alle anfangen, mitzusingen“, erzählt Sarah.

La-Ola-Welle für den Papst

„Das bestätigt meine Lust aufs Leben“

So langsam habe die Gruppe auch Spaß daran gefunden, beim Sightseeing in Rom auf andere Pilgerinnen und Pilger zuzugehen. Um zu erfahren, wo die anderen herkommen. Um Schlüsselanhänger und Armbänder zu tauschen.

„Es fühlt sich gut an, offen auf andere zuzugehen“, sagt Sarah. Und: „Diese Reise bestätigt mein Gefühl, dass ich mehr von dieser Welt sehen will.“ Sie ist zum ersten Mal in Rom, zum ersten Mal in Italien.

„Hier erlebe ich, dass man keine Angst haben muss, neue Kontakte zu knüpfen und andere Sprachen zu sprechen“, sagt sie. „Das bestätigt meine Lust aufs Leben. Das macht mich mutig, mich auch mal was zu trauen.“

Alle Bilder der Papstaudienz

Mix