Weißer Rauch beim Duschen
29.03.2013

Weißer Rauch beim Duschen

Pauluskolleg in Rom

Jubel bricht los als der rote Vorhang der Benediktionsloggia zur Seite gezogen wird. Stephan Napieralski ist einer von Tausenden auf dem Petersplatz. Dass er das hier live miterlebt, hätte er niemals gedacht. Ungläubig steht er mit offenem Mund da und kann sein Glück nicht fassen. Er reißt seine Arme nach oben, klatscht und ruft mit den anderen um ihn herum „Papa Francesco!!“

Wenige Stunden zuvor: Stephan wartet mit 36 anderen angehenden Gemeindereferenten aus dem Paderborner Pauluskolleg am Terminal C des Düsseldorfer Flughafens auf seinen Check-in. Ihr Flug geht Richtung Rom. Die alljährliche Semesterfahrt ist schon lange geplant. Dass sie nun genau in die Zeit der Sedisvakanz fällt, ist reiner Zufall.

In Rom angekommen, bleibt der jungen Gruppe nicht viel Zeit, das Hotelzimmer zu beziehen. Gemeinsam fahren sie schon wenige Minuten später zum Petersplatz. Selbst der Regen, der ihre Kleidung durchweicht, tut ihrer Laune keinen Abbruch. Mit Liedern und Späßen vertreiben sie sich die Zeit bis zum lang ersehnten weißen Rauch. Vergeblich. Der Rauch bleibt aus. Dafür ruft das Abendessen und so schlendert die Gruppe zurück zum Hotel. Vor dem halbstündigen Marsch werden allerdings noch schnell die begehrten Sedisvakanz-Briefmarken ersteigert.

Doch die Zeit im Hotel währt nur kurz, wie Stephan zu berichten weiß: „Wir sind gerade im Hotel angekommen, und machten uns für´ s Abendessen frisch. Ich stand schon unter der Dusche als einer aus dem Zimmer Alarm schlug: ´Weißer Rauch, weißer Rauch!´ Da hat man dann auch nicht lange gefackelt. Wir sind sofort losgerannt.“

Mit den Studenten strömen viele weitere zum Vatikan. Als schließlich das berühmte „Habemus Papam!“ über den Platz schallt, liegen sich viele in den Armen. Bei dem ein oder anderen kullert sogar eine kleine Träne übers Gesicht, so ergreifend, so bewegend scheint dieser Moment.

Papst Franziskus. Viel verstehen sie nicht, die Glücklichen aus Paderborn, als der neue Pontifex seine ersten Worte an seine Schäfchen richtet. Und doch strahlen sie über beide Ohren. Bis spät in die Nacht wird gefeiert, gelacht und das Abendessen in einer Pizzeria nachgeholt. Als die jungen Erwachsenen schließlich erschöpft mit dem Bus zurück zum Hotel fahren, ist schon längst eine Sonderausgabe der L´Osservatore Romano über die Papstwahl im Umlauf.

Zwei Tage später. Von der Peterskuppel aus genießt Stephan mit seinen Freunden die Aussicht, als plötzlich die Touristen in helle Aufregung kommen. Bei bestem Wetter können sie und die Pilger aus dem Pauluskolleg nicht nur weit ins Land schauen, sondern auch einen kleinen weißen Punkt namens Papst in einen Volkswagen einsteigen sehen. Man muss ja auch mal Glück haben. Mit Polizeieskorte verlässt das dunkle Auto den kleinsten Staat der Erde und ist schon bald außer Sichtweite. Stephan schüttelt den Kopf: „Das gibt´s doch gar nicht!“

Wieder zwei Tage später. Es ist Sonntag. Um halb zehn ist die Gruppe mit Flaggen, Ferngläsern und Kameras bestückt wieder auf dem Petersplatz anzutreffen. Und sie taten gut daran so früh zu kommen, denn auch, wenn die eine Millionen erwarteten Menschen ausblieben, so wurde es doch recht „kuschelig“ auf dem riesigen Platz. Nach dem gemeinsamen Angelus mit dem Papst kämpften sich die Studierenden durch die Menge in Richtung Kolosseum und Palatin.

Während sich die Gruppe alte Kultur anschaute, fieberten viele einem großen Finale entgegen: Um 5.00 Uhr geht bei den meisten Paderbornern in Rom der Wecker. Es ist der Tag der Amtseinführung von Papst Franziskus. Stefan Blasi, ebenfalls ein angehender Gemeindereferent, erinnert sich noch gerne: „Es war ein unglaubliches Gefühl. Alle strömten auf das Kreuz zu, welches hinter dem Altar aufgehängt worden war.“ Und dann fährt er vorbei: Franziskus, der Papst vom anderen Ende der Welt. Und noch einmal rufen, klatschen und feiern sie, die Studenten aus dem Pauluskolleg.

Ihre einwöchige Romfahrt werden die jungen Erwachsenen wohl so schnell nicht vergessen. Beim Rückflug haben die meisten Papa Francesco, wie sie ihn nennen, häufiger live als im TV gesehen. Stephan Napieralski: „Tja, man muss ja auch mal Glück haben!“

Fotos und Text von Thomas Kröger (Pauluskolleg)

Mix