Maximilian Welticke aus Deifeld mit einer Tasse Glühwein
09.12.2018
Heimat

"Da ziehe ich viel Kraft raus."

Porträt über Maximilian Welticke

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von Till Kupitz

Aufmachen - und ankommen. Weihnachten ist das Fest, an dem Jesus in unserem Leben angekommen ist. Und so hat sich auch YOUPAX in dieser Adventszeit aufgemacht, um vier junge Erwachsene zu treffen. Was bewegt sie? Wann mussten sie zuletzt Mut fassen oder sich aufmachen zu neuen Dingen in ihrem Leben? Als Zweites an der Reihe: Maximilian Welticke aus Deifeld.

Es ist einer dieser ungemütlichen Dezembertage: Den ganzen Tag hat es geregnet - und jetzt beginnt es gegen 16 Uhr schon wieder dunkel zu werden. Hinter vielen Fenstern im 240-Einwohner-Dorf Deifeld im Hochsauerland leuchtet deshalb schon die Weihnachtsdeko. Auch bei Maximilian Welticke, mit dem ich bei ihm zuhause auf einen Glühwein verabredet bin.

Maximilian begrüßt mich mit einem festen Händedruck. Wir gehen eine Treppe hoch in die Küche, die Weihnachtsfeeling vermittelt: Überall leuchten Lichter, auf dem Tisch steht ein Teller mit selbstgebackenen Plätzchen vor dem Adventskranz. Der 19-Jährige wohnt bei seinen Eltern und fühlt sich hier in seiner Heimat wohl, wie ich merke.

Die erste Kerze am Adventskranz leuchtet.

Im nahe gelegenen Winterberg macht Maximilian derzeit eine Ausbildung zum Mediengestalter im Bereich Print und Online. "Das ist ein klasse Beruf für mich", schwärmt er. "Ich kann da kreativ sein und meine Stärke und Vorliebe für Technisches ausnutzen."

Vor ein paar Wochen hat für Maximilian das zweite Ausbildungsjahr begonnen. Doch auch wenn die Arbeit noch so viel Spaß mache - danach möchte sich der Sauerländer noch anderweitig ausprobieren: ein Theologie-Studium in Paderborn. Das weiß er schon jetzt.

"Ich glaube, das ist eine super Gelegenheit, den Glauben besser kennenzulernen und noch mehr in die Tiefe zu gehen, noch mehr darüber zu lernen", sagt Maximilian selbstbewusst. Er werde nebenbei sicherlich weiter als Mediengestalter arbeiten - und könnte nach dem Studium dann auch wieder als Mediengestalter tätig sein: "Der Beruf hat aber mit meinem Glauben nichts zu tun“, fügt er hinzu. „Nach der Ausbildung habe ich etwas Gutes in der Hand, das könnte ich dann ohne Probleme durchziehen. Es darf aber ruhig noch etwas mehr sein."

Schlüsselmoment: Weltjugendtag

Daran, dass der Glaube in seinem Leben eine so wichtige Rolle spielt, hat der Weltjugendtag 2016 in Krakau einen großen Anteil. In einer katholischen Familie aufgewachsen hatte Maximilian anfangs noch Zweifel: "Ich war nicht überzeugt davon und eher unsicher, ob es einen Gott gibt. Glaube habe ich eher mit Schuldgefühlen verbunden - ein gutes Ideal, doch nicht zu erreichen. Ich habe einfach nicht verstanden, was das alles bedeutet", sagt er in Bezug auf die Bibel, die Hände dabei auf den Holztisch gestützt.

Vom besten Freund ließ er sich trotzdem überreden, mit zum letzten Weltjugendtag nach Polen zu kommen. Dort erlebte er bei einem Gottesdienst am Morgen den "springenden Punkt", wie er erzählt. Thema war das Gleichnis vom verlorenen Sohn, das Maximilian vorher nie verstanden hatte - bis zu diesem Augenblick. "Es fühlte sich auf einmal so an, als würde Gott direkt zu mir sprechen“, versucht er mit kräftiger Stimme zu erklären, was in ihm vorging.

»Es war beeindruckend, was ich gespürt habe. In dem Moment habe ich beschlossen, dass ich ein gläubiger Christ sein möchte.«

Maximilian Welticke
über den Weltjugendtag 2016 in Krakau

Maximilian bereitet den Glühwein zu.

Während wir reden, wird in einem Topf der Wein erhitzt, Maximilian schneidet Orangen und gibt sie hinzu. Sofort steigt ein appetitlicher Geruch in die Nase. Dabei erzählt Maximilian mir, dass der Glaube in seinen Augen ein stetiges Wachsen und Weiterentwickeln bedeute.

Am Anfang habe es auch Mut und Überwindung gefordert, den Glauben nach außen offen zu leben. "Man erfährt nicht unbedingt immer Akzeptanz. Als ich nach dem Weltjugendtag mit einem Kreuz um den Hals in die Schule kam, hat einer gefragt 'Was ist denn jetzt mit dir los?' Manchmal fängt man sich schon einen Spruch ein, weil der Glaube bei einigen ein negatives Bild bekommen hat", erzählt Maximilian in ruhigem, aber bestimmten Ton. Heute braucht er keinen Mut mehr, um seinen Glauben zu zeigen. Er sei stolz darauf, Christ zu sein.

»Der Glaube gibt mir so viel Vertrauen, dass ich mir heutzutage um weniger Dinge Sorgen mache. Da ziehe ich viel Kraft raus.«

Maximilian Welticke

Der Glühwein köchelt auf dem Herd

Christ sein und Kampfsport

Auf den ersten Blick ist es da vielleicht eher widersprüchlich, dass eines der größten Hobbys von Maximilian mit Taekwondo ein Kampfsport ist. Während andere Freunde sich für Fußball entschieden, blieb der 19-Jährige vor elf Jahren beim Taekwondo hängen. Heute ist er Trainer für Jugendliche und besitzt den Schwarzen Gürtel.

"Beim Taekwondo lernt man sich selbst kennen, kann an seine Grenzen gehen und entwickelt ein besseres Gefühl für Körper und Geist", beschreibt Maximilian mir die positiven Aspekte des Kampfsports. Es sei in gewisser Art sogar eine Selbstschulung - und sollte gar nicht negativ gesehen werden: "Wir versuchen ja sogar, Gewalt zu vermeiden, immer Ruhe zu bewahren und zu lernen, was dein eigener Körper kann. Insgesamt hat das einen sehr freundschaftlichen Charakter."

Der Glühwein ist fertig, Maximilian schenkt uns beiden eine Weihnachtstasse voll ein. Während wir warten, bis der Glühwein kälter wird, erzählt Maximilian mir noch von einer zweiten Leidenschaft: der Feuerwehr. Auch dort ist er aktiv, leitet sogar die Jugendfeuerwehr. Das Schönste für ihn? "Zu sehen, dass die Kinder wirklich eine Begeisterung dafür zeigen."

Daneben ist der Sauerländer auch noch als Jugendleiter in seinem Pastoralverband und im BDKJ-Regionalverband Hochsauerland-Waldeck aktiv, seit April sogar im Vorstand. Auch in der Initiative YOUNG MISSION ist Maximilian seit zwei Jahren als Teamer enaggiert und bereitet die Weekends mit vor.

Harmonie erleben - Freundschaften schließen

YOUPAX-Autor Till Kupitz und Maximilian Welticke
YOUPAX-Autor Till Kupitz und Maximilian Welticke

Ein besonderes Highlight für Maximilian bleibt seine jährliche Fahrt nach Taizé. Vor der ersten Fahrt nach Frankreich noch skeptisch, wurde er dort so "geflasht, dass ich nun jedes Jahr hinfahre." Was ihn so fasziniert, ist ganz einfach: "Du hast dort Hunderte Menschen aus allen Ländern, allen Kulturen. Und man versteht sich immer auf Anhieb, alle Menschen leben dort in kompletter Harmonie", sagt Maximilian begeistert.

So hat er dort schon viele Freundschaften geschlossen - eine Freundin wird er dieses Jahr über Silvester in Madrid besuchen, erzählt er mir. Der Mediengestalter ist immer wieder fasziniert, wie intensiv und lehrreich die Tage voller Gebete in Taizé sind: "Drei Tage dort fühlen sich an wie hier ein ganzer Monat. Da frage ich mich immer, womit ich zuhause im normalen Alltag eigentlich immer meine ganze Zeit verplempere", grinst er mich an.

Endlich - wir können den Glühwein trinken. Und er schmeckt, passt perfekt zur weihnachtlichen Gesamtatmosphäre. Für Maximilian ist das vor allem eine Zeit zur Besinnung und um noch mehr auch an andere Menschen zu denken. "Noch habe ich mich aber nicht groß vorbereitet auf Weihnachten wegen des stressigen Jahres in der Ausbildung", erklärt er mir. Das komme aber sicherlich noch. Und dann ergeben sich auch Gelegenheiten, Zeit mit alten Freunden zu verbringen.

»Einige Freunde sind zum Studieren weggezogen. Da ist es schon oft ein Akt, die mal wiederzusehen. Aber so lernt man Freundschaften erstmal richtig zu schätzen und man wird sich bewusst, wie wichtig Freundschaft im Leben eigentlich ist.«

Maximilian Welticke
über Veränderungen nach dem Abitur

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