21.07.2025
Exklusiv

„Andere zum Lächeln zu bringen ist toll“

Rund 140 junge Sängerinnen und Sänger aus dem Erzbistum Paderborn feiern das 45. Internationale Chorfestival der Pueri Cantores in München.

von Moritz Kröner

5.500 Kinder und Jugendliche aus 18 Ländern stehen bei gutem Wetter auf dem Marienplatz in München. Auch dabei: rund 140 junge Musikerinnen und Musiker aus dem Erzbistum Paderborn. Im Schatten des Rathausturms, wo sonst der FC Bayern seine Meisterschaften feiert, singen, tanzen und beten sie – gemeinsam für den Frieden. Es ist das Motto beim 45. Internationalen Kinder- und Jugendchorfestival der Pueri Cantores: „Cantate Domino – Vielstimmig für den Frieden – #comeandsing“. An diesem Abend, dem letzten Abend vor der Feier der Abschlussmesse und der Abreise, wird es in der Abendsonne zwischen den mächtigen Gebäuden und Kirchen Münchens besonders deutlich: Die Jugend feiert ein Fest der Kulturen.

Singen schafft Gemeinschaft

„Singen ist die Sprache der Welt und durch das gemeinsame Singen setzen wir ein kleines Zeichen. Singen macht fröhlich“, sagt Daniel Schulte. Der 25-Jährige ist Teil des Kinder- und Jugendchores St. Laurentius Erwitte und ein erfahrener Sänger. Er war schon bei insgesamt acht regionalen und internationalen Chorfesten dabei, unter anderem in Rom, Paris und Barcelona dabei. Spaß mache ihm vor allem das Singen in Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft habe Kraft: „Das gemeinsame Musizieren ist eine Möglichkeit, den Glauben auszudrücken und Erfahrungen miteinander zu teilen. Wir können uns mit anderen Gläubigen verbinden und daran Freude finden“, fügt Daniel hinzu.

Daniel Schulte

Euer Tun ist selig

Zu Beginn des Festivals feierten die Chöre in muttersprachlichen Gottesdiensten in den zahlreichen Kirchen der Stadt diesen Glauben. Kräftig klang der Gesang in den bis zum letzten Platz von jungen Musikerinnen und Musikern besetzten, prunkvollen Münchner Gotteshäusern. Pfarrer Dr. Marius Linnenborn, Geistlicher Beirat des deutschen Nationalverbandes der Pueri Cantores, sprach die Jugendlichen dabei in Anlehnung an die Bergpredigt direkt an: „Selig seid ihr, die ihr durch euer Singen Gottes Frieden in die Welt tragt. Selig seid ihr, die ihr überzeugt seid, dass Versöhnung und Vergebung stärker sind als Unfrieden und Streit.“

„Gott traut euch zu, Botschafterinnen und Botschafter seines Friedens zu sein. Gott ist mit jedem Einzelnen von euch. Er lebt in uns und will durch unser Singen, durch unser ganzes Leben, spürbar und erfahrbar werden.“

Pfarrer Dr. Marius Linnenborn

Pfarrer Dr. Marius Linnenborn
Jugendchor St. Aegidius Wiedenbrück
Patricia Billen

Musik stärkt

Während der Austeilung der Kommunion in der weißen, fast schon italienisch anmutenden, barocken Theatinerkirche, stand spontan ein Chor auf und sang ein Chorstück für die anderen Jugendlichen. Das war der Jugendchor St. Aegidius aus Wiedenbrück, dem auch Patricia Billen angehört. Sie singt schon seit acht Jahren in dem 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zählenden Chor. „Singen mit so vielen anderen Sängerinnen und Sängern macht einfach Spaß“, sagt die 16-Jährige. Die Musik helfe, Frieden mit sich selbst zu finden, sich selbst zu spüren und stärke den persönlichen Glauben. Die erlebte Gemeinschaft und die geknüpften Freundschaften seien neben dem Musizieren die Highlights der Chorfahrten.

Begegnungen, die bleiben

Die Gemeinschaft der Kinder und Jugendlichen aus der gesamten Welt zu stärken, ist ein wichtiges Anliegen der Pueri Cantores. So fanden 25 Begegnungskonzerte statt, bei denen sich stets mehrere Chöre getroffen, erst einzeln und schließlich gemeinsam gesungen haben. Der Dekanatsjugendchor Rheda-Rietberg trat gemeinsam mit einem Jugendchor aus Münster und einem Chor aus Monte San Giusto in Italien in der Bürgersaalkirche auf. Teil des Chores ist der 16-jährige Ben Rehage aus Rietberg. Er freut sich, dass das eigene Konzert besser gelaufen sei, als im Vorhinein erwartet. Ben, der schon seit zehn Jahren im Chor singt, sagt: „Musik ist für mich Entspannung und ein Ausgleich zum Stress des Alltags.“ Das sei es auch, was ihm auf den Chorfestivals die größte Freude bereitet: In großer Gemeinschaft mit tausenden Jugendlichen selbst musizieren und den großen deutschen und ausländischen Chören bei ihren imposanten, stimmgewaltigen Galakonzerten zuhören. „Mit anderen Jugendlichen, die man vorher noch nie gesehen hat, tagsüber zusammen in der Kirche singen, gemeinsam ein Zeichen setzen, und dann abends zusammensitzen, Nummern austauschen und Freundschaften knüpfen.“ Das macht für Ben die Chorfestivals der Pueri Cantores aus.

Ben Rehage
Dekanatsjugendchor Rheda-Rietberg
Laura Grunenberg
Mädchenkantorei am Paderborner Dom

Helfen macht glücklich

Einen besonderen Auftritt hatte die größte aus dem Erzbistum Paderborn angereiste Chorgruppe: Die rund 50 jungen Sängerinnen der Mädchenkantorei am Paderborner Dom gestalteten gemeinsam mit der Jugendkantorei am Eichstätter Dom ein Friedensgebet im Liebfrauendom. Malerisch tauchten Strahler die Säulen und Gewölbe der großen Kathedrale in rote und gelbe Farben. „Es war toll zu sehen, wie die Leute in den Kirchen oder auf der Straße sich freuten, wenn wir gesungen haben“, sagt Laura Grunenberg. Für die 16-Jährige ist es die erste große Chorfahrt. „Singen ist ein Teil von mir. Ich singe, wenn ich fröhlich bin, und wenn ich traurig bin. Singen gibt mir Zuversicht und Freiheit.“ Die Mädchenkantorei sei für sie wie eine kleine Familie. Ebenso familiär seien auch die Begegnungen mit den Chören aus aller Welt: „Alle, die hier sind, sind durch die Musik miteinander verbunden. Es ist eine großartige und vielfältige Gemeinschaft.“ Die Musik habe eine besondere Kraft, die Menschen zu verbinden, sagt Laura: „Gott liebt uns alle. Man wünscht keinem Menschen, dass er unglücklich ist. Das Ziel von allen Menschen ist es, glücklich zu sein. Wenn wir anderen mit der Musik helfen können, indem wir sie zum Lächeln bringen und gemeinsam glücklich sind, dann ist das ein tolles Gefühl.“

¡Vamos a España!

Eine besondere Challenge, die es bei diesem Chorfestival zum ersten Mal gab, war die sogenannte Sammelkartenaktion. Jeder Chor bekam zu Beginn des Festivals einen Stapel mit persönlichen Sammelkarten. Ziel war es, so lange zu tauschen, bis man von jedem Chor eine Karte hatte. Diesen Stapel galt es dann abzugeben. Eine Aktion, die sehr gut ankam: „Durch die Karten haben wir viel mehr mit den anderen geredet und die anderen Chöre einfach angesprochen und getauscht, wenn wir sie gesehen haben“, sagt Laura. Der erfahrene Chorfestivalgänger Daniel kann da nur zustimmen: „Am schönsten an diesem Festival fand ich die Sammelkartenaktion. So können wir auch eine nette Erinnerung mit nach Hause nehmen.“ Die Karten mit den Bildern der anderen Chöre werden von den Kindern und Jugendlichen ebenso wie die gesammelten Erfahrungen und die neuen mit nach Hause genommen. Sie werden dort weiterleben, Wurzeln schlagen und spätestens beim nächsten Internationalen Chorfestival wieder aufflammen. Am Ende des Abschlussgottesdienstes wurde auch verkündet, wohin die Reise gehen wird: 2027 treffen sich die Chöre in Málaga in Spanien wieder.

Bildergalerie des Kinder- und Jugendchorfestivals

Mix