Ravioli-Plätzchen läuten „die schönste Zeit des Jahres“ ein
11.12.2012

Ravioli-Plätzchen läuten „die schönste Zeit des Jahres“ ein

JUPA-Credo von Johanna Müller zum „Jahr des Glaubens“

Es gibt Tee. Pfefferminztee aus einer roten Weltjugendtagstasse. Johanna Müller steht in ihrer noch kargen Küche, wärmt sich am Tee und will nach einem anstrengenden Tag Plätzchen backen. Die 20-jährige Studentin ist erst vor ein paar Monaten von Lemgo nach Paderborn gezogen und hat es sich in einer Studentenbude bequem gemacht. Besucher begrüßt direkt im Eingangsbereich an einer Tür eine Postkarte von der Ikone aus dem Jugendhaus Hardehausen. Andere Hinweise auf ihren Glauben muss man länger suchen, beispielsweise das Wort „Jesus“ ist auf ihrem Pullover nur schwer erkennbar. Ihren Glauben versteckt Johanna aber sonst nicht.

„Wir können heute Ravioli-Plätzchen backen“, sagt Johanna. Natürlich nicht mit Tomatensoße und Hackfleisch, sondern mit Marmelade. Plätzchen müssen schließlich süß sein. Sie stellt den alten Backofen und lässt ihn aufheizen. Die Zutaten für die Plätzchen hat sie schon zusammen gesucht, also kann es losgehen. Butter und Zucker werden kräftig gemixt. Wie sie an die Postkarte mit der Ikone aus dem Jugendhaus gekommen ist? „Ich bin immer mal wieder da“, erklärt sie. Als Teilnehmerin bei Veranstaltungen oder als Teamerin in Kursangeboten. Mit dem Jugendhaus ist sie zum Weltjugendtag in Spanien und nach Taizé gefahren. „Dahin zieht es mich immer wieder.“

„In Lemgo leben wir in der totalen Diaspora“, berichtet sie. Von fünf Reli-Kursen an ihrem Gymnasium war nur einer für Katholiken – und darin waren sie nur zehn Leute. „Man merkt schnell, dass die Situation anders ist.“ Trotzdem oder gerade deswegen engagiert sie sich bis heute bei den Messdienern in der Heilig-Geist-Gemeinde.

Butter und Zucker sind jetzt eine schöne cremige Masse geworden. Der Rest der Zutaten kommt dazu. Weiterrühren. Johanna ist sportlich. Kanufahren, Schwimmen und Jonglieren standen in Lemgo hoch im Kurs, in Paderborn spielt sie Inliner-Hockey und startet mit dem Racing-Team heiße Rennen oder baut Rennwagen. Letzteres passt gut zu ihrem Maschinenbau-Studium. Aber dieses verschlingt die Freizeit, ein knappes Gut. „Das macht schon viel Arbeit, aber ich hoffe im nächsten Semester auf Besserung.“

Der Plätzchenteig ist fertig und kann nun ausgerollt werden. Johanna sticht Sterne aus, die später übereinander gelegt werden. In den Raum dazwischen kommt die Marmelade. Akkordarbeit. Sie erzählt wieder aus ihre Zeit aus Lemgo. Wenn man in der Diaspora als junger Mensch seinen Glauben leben will, dann muss man gut vernetzt sein. Gut vernetzt sein, um interessante Angebote wie Jugendgottesdienste zu finden oder um Gleichgesinnte treffen zu können und sich über den Glauben auszutauschen. Die erste Taizé-Fahrt während der Firmung sei da schon etwas Besonderes gewesen. In Paderborn dagegen gäbe es reichlich Angebot, vom Semesteranfangsgottesdienst über Nightfever bis zur Werktagsmesse sei einiges dabei.

Die Plätzchen bringt Johanna mit einer Kuchengabel in Form, sie sollen schließlich Ravioli ähneln. Dann geht es für eine kurze Zeit in den Backofen. „Kirche muss man als junger Mensch erfahren, als Messdiener oder Pfadfinder ging das in Lemgo ganz gut“, meint Johanna. Für sie seitdem das Gebet besonders wichtig, „in besonders schönen Momenten, in der Gemeinschaft oder in einer ruhigen Kirche.“ Johanna erlebt aber auch in Paderborn, dass ihre Kirche an Bedeutung verliert. An der Uni hat sie viele atheistische Studienkollegen, da gibt es schon mal Frotzeleien. Johanna gibt der Glaube viel, besonders wenn es um ein Leben nach dem Tod geht. „Ich finde es sehr beruhigen zu wissen, dass das Leben nicht einfach aufhört“, sagt sie.

Nach dem Tod- und Trauermonat November beginnt für Johanna eine besondere Zeit. „Der November war einfach nur grau, jetzt kommt der Advent, die schönste Zeit des Jahres.“ Und die Weihnachtsplätzchen wecken eben Vorfreude. Die Ravioli-Plätzchen sind mittlerweile fertig und erfüllen die Küche mit Weihnachtsduft. Johanna stellt das Tablett auf den Küchentisch: „Guten Appetit“. Ravioli-Plätzchen (für ca. 40 Stück): 350 g Mehl 225 g weiche Butter 65 g Zucker 1 Msp. Backpulver 1 Prise Salz 1 Ei 1 Pck. Vanillezucker 1 Zitrone(n), davon die Schale 15 Tropfen Bittermandelöl 150 g Marmelade, rot oder dunkel Puderzucker

Zubereitung: Butter, Ei, Zucker und Vanillezucker cremig schlagen. Mandelaroma und Zitronenschale dazugeben. Mehl, Backpulver und Salz langsam hinzufügen. Mit den Händen zu einem weichen Teig kneten und danach 30 Minuten in den Kühlschrank geben.

Auf bemehlter Fläche ausrollen und ca. zwei mm dicke Formen (rund) ausstechen. Auf die Hälfte der ausgestochenen Teile kommt in die Mitte 1/2 TL Marmelade. Schwarze Johannisbeermarmelade ist dafür nicht schlecht, rote bzw. dunkle Marmeldade (z.B. Waldfruchtkonfitüre) geht aber auch super.

Die andere Hälfte in der Mitte über Kreuz einschneiden und auf die Plätzchen mit Marmelade legen. Mit einer Kuchengabel die Ränder aneinander drücken. Auf ein Backblech mit Backpapier legen und für 12 bis 14 Minuten bei 180°C-200°C in den Backofen. Nach dem Abkühlen mit Puderzucker bestäuben.

Tipp: Nicht zu viel Marmelade auf das Plätzchen geben. Es läuft sonst beim Backen raus und sieht nicht so schön aus.

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