19. Young Mission Weekend im Zeichen des Damaskuserlebnisses
Wir alle stürzten zu Boden und ich hörte eine Stimme auf Hebräisch zu mir sagen: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Es wird dir schwerfallen, gegen den Stachel auszuschlagen. Ich antwortete: Wer bist du, Herr? Der Herr sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf, stell dich auf deine Füße! Denn ich bin dir erschienen, um dich zum Diener und Zeugen dessen zu erwählen, was du gesehen hast und wie ich mich dir noch zeigen werde.
– Apostelgeschichte 26, 14-16
Vom Pferd gefallen, Jesus begegnet und im Leben eine Wendung erlebt. Das erlebt Paulus in der Apostelgeschichte. Beim YOUNG MISSION-Weekend stand sein Damaskuserlebnis im Zentrum. „Rise and Shine“ – so lautet das Motto, unter dem sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Frage stellen: Was steckt hinter dem Damaskuserlebnis des Paulus und wo erleben wir heute solche Momente in unserem Leben?
»Mein Leben ist geprägt von Momenten, in denen Gott ganz krass in mein Leben eingedrungen ist.«
Daniel Heiduk
Student der Religionspädagogik in Paderborn
Daniel Heiduk kennt solche Erlebnisse gut. Der 27-Jährige erlebte sie bereits selbst. Bei YOUNG MISSION erzählte er seine Glaubensgeschichte: „Mein Leben ist geprägt von Momenten, in denen Gott ganz krass in mein Leben eingedrungen ist. Damaskuserlebnisse also.
Eines davon erfuhr ich, als ich mit meinen Eltern in einer Kapelle eingeladen war und dort etwas vorlesen sollte. Ein Vers lautete: „Hab Mut, steh auf, er ruft dich“. Während des Lesens habe ich einen roten Faden in meinem Leben erkannt, bin in Tränen ausgebrochen und habe gesehen, wie Gott mich das ganze Leben schon begleitet und auch geführt hat. Danach veränderte sich mein Leben komplett. Ich lebe seither mit einer anderen Vision. Heute kann ich sagen: Gott ist real. Er ist keine Illusion. Es gibt ihn wirklich. Indem ich viel ins Gebet gehe, versuche ich das jetzt zu leben und tief im Glauben zu stehen. Ich liebe es, dabei in der Stille zu sein, oder aber Musik zu machen. Ein Beispiel dafür ist mein Lied ‚Wer ist dieser Gott?‘. Diese Frage ‚Wer ist dieser Gott‘ stelle ich mir ganz grundlegend. Wer ist er, der sich so klein macht wie ein Mensch und selbst hier mitten unter uns war. Ich habe immer viele Fragen, versuche, sie alle an Gott zu richten und hoffe dann auf Antworten.“
Als Glaubenszeuge berichtet Daniel den Teilnehmenden von einem weiteren solchen Moment, den er in der geistlichen Gemeinschaft Fazenda da Esperanca in Brasilien erlebte. Statt sich immer weiter auf eine Drogensucht zuzubewegen, blieb er sieben Jahre in der brasilianischen Glaubensgemeinschaft, wo er anderen auf ihrem Weg half. Derzeit plant er, sich nach seinem Studium der Religionswissenschaften im Zeichen seines Glaubens den Franziskanern der Erneuerung in der New Yorker Bronx anzuschließen. Sie engagieren sich am Rande der Gesellschaft, wo andere wegschauen: Für Obdachlose, Drogenabhängige und Prostituierte.
„Nicht jeder und jede muss unbedingt ein so prägendes Erlebnis haben, welches das Leben ganz auf den Kopf stellt“, davon ist Helena Schmidt überzeugt. Seit Kurzem ist sie Diözesanseelsorgerin des BDKJs Paderborn und möchte mit ihrem Glaubenszeugnis auf die vielen kleinen Momente eingehen, die das Leben lenken und wenden.
»Ich hatte nicht das eine Erlebnis, sondern eher viele Momente, bei denen sich in mir etwas zum Positiven verändert hat.«
Helena Schmidt
BDKJ-Diözesanseelsorgerin in Paderborn
„Wir sollten uns keinen Druck machen oder uns von dem Gedanken stressen lassen, dass jeder auf sein großes und bedeutsames Damaskuserlebnis warten muss. Ich hatte selbst auch nicht das eine Erlebnis, sondern eher viele Momente, bei denen sich in mir etwas zum Positiven verändert hat. Meine Reisen zu Weltjugendtagen oder auch nach Rom sind dafür gute Beispiele. Auf diesen wurde ich vor allem von Aspekten wie der Gastfreundschaft geflasht. Wenn mich Menschen einfach aufgenommen haben, unabhängig davon, wie wenig sie selbst zur Verfügung hatten. Das möchte ich im Herzen behalten. Die vielen kleinen Momente, die ich hatte und ein großes Sammelsurium darstellen, sind so etwas wie ein Schatz des Glaubens in mir.“
Er hat das Motto mit ausgesucht. Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder feiert mit diesem YOUNG MISSION-Weekend seinen Abschied aus dem Jugendhaus Hardehausen und nach 19 Veranstaltungen auch von der jungen Glaubensinitiative. Rückblickend sieht er in der Jugendarbeit einen bedeutsamen Damaskusmoment:
„‚Rise and Shine’ bedeutet aufstehen und etwas ausstrahlen. Ich glaube, manchmal muss man einfach vom Hocker gerissen werden, eben regelrecht umgehauen werden, um zu erkennen, dass etwas Neues in das Leben tritt. Da wären wir auch schon dabei, was für mich Damaskuserlebnisse sind. Mich haben wirklich unendlich viele junge Menschen immer wieder umgehauen, mit ihrem Vertrauen, mit ihrem Glauben an Gott, mit dem sie durch das Leben gehen. Davon wurde ich immer wieder tief berührt. Im Grunde waren die Zeiten in der Jugendpastoral Tausende von Damaskuserlebnissen, weil ich so oft jungen Menschen begegnet bin, die mir Christus gezeigt haben.“
Seine Predigt nutzte der scheidende Jugendpfarrer, um genau das deutlich zu machen. Er ermutigte, offen für Christus, für die kleinen und großen Wendungen und Damaskuserlebnisse im Leben zu sein: „Ihr seid die Hauptdarsteller. Auf euch kommt es an. Lasst zu, dass Gott euer Leben verändert und gebt Jesus eine Chance. Euer Leben könnte so dann hollywoodreif werden – mit Gott an eurer Seite.“