Messe zur Beerdigung von Papst Franziskus auf dem Petersplatz
02.05.2025
MITEINANDER

Zwischen Papst-Beerdigung und Konklave

Wie Vikar Dominik Riedl die Stimmung in Rom erlebt - und welche Glaubensperspektive die Mega-Events haben

von Tobias Schulte

Papst-Tod. Beerdigung. Konklave. Die Welt schaut nach Rom. Wie erlebt jemand, der vor Ort lebt, die Stimmung in der Stadt? Und: Ist das alles nur viel Show und Medienereignis – oder hat das auch eine Glaubensperspektive?

Darüber sprechen wir mit Vikar Dominik Riedl, der im Collegium Germanicum wohnt und in Theologie promoviert. 

Das Konklave beginnt am 7. Mai. Das ist klar, als wir genau eine Woche davor mit Riedl telefonieren. Er erlebt Rom gerade in einer Zeit zwischen Abschied und Erwartung. Zwischen Tod und Neuanfang. Zwischen Papst Franziskus und dem neuen Papst.

Nach der Beerdigung ist wieder etwas Ruhe eingekehrt, sagt Riedl. „Vielleicht die Ruhe vor einem Sturm der Begeisterung.“

Papst-Beerdigung: Zwischen TV-Event und Gottesdienst

Die Beerdigung von Papst Franziskus hat er selbst auf dem Petersplatz mitgefeiert. 

Hubschrauber kreisen über der Stadt. Es sind viel mehr Menschen da als sonst, die Straße vom Petersplatz bis zur Engelsburg ist voller Menschen. Politiker und Staatsoberhäupter sind gekommen. 

„Hier dabei sein zu können, ist für mich ein ‚once-in-a-lifetime‘-Moment“, sagt Riedl. Darüber hinaus: Ein riesiges mediales Ereignis. Aber eben auch: ein Gottesdienst.

Zur Einstimmung auf die Messe wird gemeinsam Rosenkranz gebetet. Gruppen stimmen Lieder an. Es gibt immer wieder Momente der Stille. „Wenn jemand neben einem steht und im Gebet versunken ist, dann merkt man: Das ist hier mehr als ein Konzert. Man spürt die Verbundenheit im Gebet“, sagt Riedl.

Vikar Dominik Riedl

Beten für einen verstorbenen Papst?

Apropos Gebet. Papst Franziskus hat bei persönlichen Begegnungen immer wieder gesagt: „Betet für mich.“ 

Aber: Wie geht das, für jemanden zu beten, der jetzt verstorben ist? Ist das mehr eine Sache der Verzweiflung, weil man nicht weiß, wie man sonst reagieren soll? Oder betet man darum, dass Gott den Papst schneller in den Himmel aufnimmt.

„Weder noch“, sagt Riedl.

»„Für mich ist es eher ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Wenn der Papst Menschen immer wieder aufgefordert hat, für ihn zu beten, bedeutet das für mich: Wir als Kirche sind mehr als eine Sammlung von Einzelpersonen. Wir sind eine Gebetsgemeinschaft, eine Gemeinschaft in Christus, die uns verbindet. Diese Zusammengehörigkeit im Gebet wird auch durch den Tod nicht aufgelöst, sondern sie wird im Angesicht Gottes vollendet.«

Vikar Dominik Riedl
kommt aus Bielefeld, promoviert in Rom

Blick auf den Petersplatz bei der Beerdigungs-Messe für Papst Franziskus.

Hierarchie und auf Augenhöhe

Und noch eine Glaubensbotschaft steckt in dem Wunsch des verstorbenen Papstes: Dass der Glaube eine Gemeinschaft auf Augenhöhe ermöglicht. 

Eine Gemeinschaft, in der jeder eigene Aufgaben hat. Eine Gemeinschaft, die auch Hierarchie nicht ausblendet. „Aber die Zusammengehörigkeit in Christus ist viel existentieller“, sagt Riedl. „Der Papst gehört durch die Taufe genauso zum Leib Christi wie jeder von uns.“

Klar: Wenn man dem Papst begegnet, ist das keine alltägliche Begegnung. Da ist eine Asymmetrie. Aber Riedl sagt: „Am Ende bleibt es immer eine persönliche Begegnung. Von Mensch zu Mensch. Von Christ zu Christ. Seine Bitte um das gegenseitige Gebet drückt diese Verbindung auf Augenhöhe aus.“

Frei formuliert: der Papst ist nicht „God’s favourite“, nur weil er eine bestimmte Position hat. God’s favourite – das sind wir alle.

Sinnbildlich dafür steht ein Bild, das Riedl vor der Papst-Beerdigung aufgenommen hat. Es zeigt eine typisch italienische Todesanzeige für eine Frau, die an öffentlichen Plätzen aufgehangen werden.

Darunter ein Pendant für Papst Franziskus, das zum Reqiuem und Gebet für den verstorbenen Papst einlädt. Gleiche Form, die nicht zwischen Papst und einem Menschen aus dem eigenen Umfeld unterscheidet. Riedl sagt: "In diesem Sinne wird also der verstorbene Papst mit einem nahen Bekannten identifiziert, um den getrauert wird."

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