„Ich singe, wie mir der Mund gewachsen ist“
13.09.2016

„Ich singe, wie mir der Mund gewachsen ist“

Mit Samuel Harfst startet Kultur.Kirche e.V.

Patrick Piecha begrüßt zum Auftakt von Kultur.Kirche e.V.: „Die Musik von Samuel Harfst berührt das Herz und bleibt im Ohr.“
Dirk Menger, Joshua Harfst und Samuel Harfst (v.l.) begeistern das Publikum.

Von Natalie Junghof

Im blau beleuchteten Altarraum steht der Sänger Samuel Harfst. Sechs Scheinwerfer sind auf den 30-jährigen Künstler gerichtet. Es wird ruhig in der St.-Michael-Kirche Oerlinghausen. Der Sänger stimmt das erste Lied an und das Publikum singt den ganzen Text mit. Mit Samuel Harfst startet der neu gegründete Verein Kultur.Kirche e.V. eine moderne Veranstaltungsreihe im Pastoralverbund Lippe-West – nicht nur für junge Leute.

Eine ganz besondere Atmosphäre spüren die Zuschauer in der mit LED-Leuchten ausgestrahlten Kirche als Samuel Harfst das Lied „Sehenswürdigkeit“ seines Konzerts spielt. Die Akustik ist durch den gewölbten Altarraum besonders. Die ruhige und energievolle Stimme des Sängers durchdringt. Die Band spielt als Trio an diesem Abend zahlreiche Lieder aus dem Album „Chronik einer Liebe“. Ein paar ältere Songs, wie „Das Privileg zu sein“ und „Mit dir kommt der Sommer“ sind auch dabei und begeistern ebenso.

Die Brüder Samuel und Joshua Harfst und Dirk Menger lassen unter anderem die Instrumente Klavier, Schlagzeug, E-Gitarre, Cello und Melodica erklingen. Auf dem aktuellen Album beschäftigt sich Samuel Harfst mit dem Thema „Liebe“. Dabei geht es um die Liebe zum Moment, zu den Menschen und zur Heimat. Zum anderen geht es aber auch um Hoffnung und das Leben nach dem Tod, wie in dem Lied „Hilde“. Der Songwriter zieht die Ideen für seine Lieder aus der eigenen Biografie und Geschichten anderer Menschen, die zum Teil seiner Biografie werden. „In meinen Liedern drücke ich aus, was mich im Alltag beschäftigt. Dabei habe ich keine Agenda oder denke an ein bestimmtes Ziel“, sagt Harfst. „Ich singe, wie mir der Mund gewachsen ist.“

Glaube ist etwas Selbstverständliches

Der Liedermacher erzählt an diesem Abend viel. Er ist in einer musikalischen Familie aufgewachsen und sang als Kind im Wetzlarer Kirchenchor. Dabei ist er mit christlicher Musik groß geworden. „Die christliche Musik hat mich seit meiner Kindheit geprägt. Ich weiß nicht, wie es ohne den Glauben wäre, und deshalb sehe ich diesen Aspekt als etwas Selbstverständliches. Ich verarbeite christliche Themen nicht bewusst, sondern automatisch in meinen Texten“, sagt Harfst. Er sang jahrelang als Straßenmusiker in Deutschland, Europa und an Stränden in Australien. Dort habe er viel über Menschen gelernt und gespürt: „Auf der Straße musst du nicht um Erlaubnis fragen, ob du musizieren darfst – du tust es einfach und irgendwann wirst du vielleicht eingeladen, um an anderen Orte zu spielen“.

So geschah es auch: Er gehörte 2010 zu den besten zehn MTV-unplugged-Nachwuchsband. Er gründete mit seinem Bruder David Harfst das Plattenlabel RaketenRecord, spielte als Vorband bei Whitney Housten und gibt heute eigene große und kleine Konzerte. „Wenn man auf der Straße angefangen hat, freut man sich über jeden, der gekommen ist“, bedankt sich Harfst beim Publikum. Bei seinem derzeitigen Lieblingslied „Nicht nur ohne dich“ steht das ganze Publikum auf, singt und klatscht in die Hände. Nach der gesanglichen Zugabe mit dem Lied „Fürchte dich nicht“ gibt es Autogramme und Umarmungen für seine Fans.

Lieder, die berühren

Unter den Zuschauern sind auch drei ganz große Fans: die 18-jährige Denise Sohn, die 17-jährige Laura Lewin und der 16-jährige Philip Welzel. „Uns hat die besondere Atmosphäre in der mit verschiedenen Farben ausgeleuchteten Kirche besonders gefallen“, sagt Denise Sohn aus Oerlinghausen, die die Konzertkarten von ihrer Freundin Laura zum Geburtstag bekommen hat. „Die Lieder sind sehr berührend, weil ich mich in Alltagssituationen in sie hineinfühlen kann“, sagt Laura Lewin aus Helpup. Philip Welzel hat Samuel Harfst bereits bei einem Konzert vor drei Jahren gesehen. „Mir gefällt die Einzigartigkeit seiner Stimme und Texte“, sagt der 16-jährige aus Helpup.

Auch dem ersten Vorsitzenden des Vereins Kultur.Kirche Patrick Piecha hat das Konzert gefallen. „Die Musik von Samuel Harfst berührt das Herz und bleibt im Ohr“, sagt der 23-Jährige. Er habe den Künstler bewusst zur Auftaktveranstaltung des Vereins eingeladen. Kultur.Kirche e.V. möchte mit monatlichen Lesungen, Konzerten und anderen Veranstaltungen den pastoralen Raum Lippe-West beleben und mit einem modernen und innovativen Programm Interessierte verschiedenen Alters ansprechen.

Weitere Informationen zum Verein Kultur.Kirche gibt es hier: www.kulturkirche-lippe.de


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