Es klingelt. Als Katharina Alkan die Tür öffnet, lehnen an der Hauswand zwei große Pakete. Nächste Woche startet in Helmeringhausen bei Olsberg die 72-Stunden-Aktion, an der ihre Kolpingfamilie gemeinsam mit der Kolpingjugend Bigge mit eigenem Projekt teilnimmt. Die Vorfreude wächst. Zugleich gibt’s noch jede Menge vorzubereiten.
Zum Beispiel müssen die zwei Bollerwagen, die in Paketen angeliefert wurden, zusammengebaut werden. Diese braucht die Kolpingfamilie für ihr Projekt: den „Social Road Trip“.
Am Freitag, 19. April werden acht Bollerwagen gebaut und gestaltet. Samstag ziehen alle, die sich beteiligen wollen, durch Bigge und Helmeringhausen, um an den Haustüren Lebensmittelspenden zu sammeln. Diese werden dann am Sonntag beim Warenkorb Olsberg abgeliefert. Das ist ein sozialer Einkaufsmarkt, der Lebensmittel und Backwaren, die nicht mehr verkauft werden können, an bedürftige Menschen verteilt.
Damit an dem Wochenende alles gut läuft und die Bollerwagen sonntags hoffentlich prall gefüllt zur Sammelstelle zurückrollen, gibt es noch einiges zu tun. Wer übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit? Wer kann die Wagen bauen? Wo sind die Kreativen zur Gestaltung? Es gilt, die Wegstrecken vorzubereiten, unter den regionalen Firmen Sponsoren zu finden und die Spendenübergabe zu planen.
„Alle Projektgruppen zu koordinieren und den Überblick zu behalten, damit am Ende auch alles funktioniert, ist die größte Herausforderung“, so Alkan, die die Aktion mit einem 25-köpfigen Team seit vier Monaten organisiert. Das Überwältigende dabei ist das Gemeinschaftsgefühl: „So viele packen mit an!“
Junge Menschen aus dem Team, die gerade eine Ausbildung im Handwerk begonnen haben, können einbringen, was sie gelernt haben. Andere backen Kuchen oder zeigen das Projekt auf Instagram. Junge lernen von Alten und umgekehrt. Werkbänke, Sägen und Akkuschrauber in der dorfeigenen Werkstatt stehen der Kolping-Gruppe zur Verfügung. Ortsansässige Unternehmen finanzieren die Materialien. Und selbst der lokale Baumarkt unterstützt, indem er auf Kommission vorbestellt und lagert: Holz, Schrauben, Scharniere und Farben warten schon auf ihren Einsatz.
„Das ist es, was Ehrenamt ausmacht. Nicht die Arbeit steht im Mittelpunkt, sondern das gemeinsame Erlebnis und das, was andere Menschen daraus mitnehmen“, schließt Katharina Alkan und holt die Pakete vor ihrer Haustür herein. Auf dass sich bald ein eifriger Monteur aus dem Dorf findet, um sie schon mal abzuholen.
„Nur wer selbst anpackt, kann etwas bewirken. Noch mehr schaffen wir, wenn wir es gemeinsam tun“, weiß Katharina Alkan aus den Vorjahren. Bei den ersten beiden 72-Stunden-Aktionen, bei denen das kleine Dorf Helmeringhausen künstlerisch noch lebenswerter gestaltet wurde, war jedes dritte Dorfmitglied an Bord.
Bundesweit haben allein bei der Aktion 2019 über 160.000 Mitwirkende in 3.400 Gruppen und mit 4000 Projekten teilgenommen. Ein wahnsinniger Erfolg, der bis heute nachwirkt, weil etwa Spielplätze entstanden oder Kontakte zum Seniorenheim vor Ort lebendig geblieben sind. Hauptzielgruppe sind junge Menschen von 9 bis 27 Jahre.
In Helmeringhausen sind in diesem Jahr Menschen im Alter von 3 bis 70 Jahren angemeldet. Dabei kommt der Spaß nie zu kurz, wenn es heißt, Neues auszuprobieren und gemeinsam etwas zu bewegen: „Gemeinschaft zu leben ist etwas Schönes, das dich ein Leben lang trägt. Dabei haben wir alle genug und sogar viel zu viel – darum ist es wichtig, auch etwas zu geben“, sagt Katharina Alkan.
Die 72-Stunden-Aktion, die vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend und seinen Jugendverbänden initiiert wird, ruft bundesweit zu Projekten auf, durch die die Welt ein Stückchen besser wird. Egal ob sozial, ökologisch, politisch, international oder interreligiös. Der Grundgedanke: sich drei Tage lang für andere und mit anderen einsetzen und seinen Glauben damit aktiv leben.
So setzen auch vom 18. bis 21. April 2024 wieder zigtausend junger Menschen ein Zeichen und engagieren sich ehrenamtlich in einem sozialen Projekt. Eigenverantwortlich und nachhaltig gestalten sie den eigenen Sozialraum.
Das Projekt kann entweder ein selbst entwickeltes sein, das als Do-it-Projekt mit den Ideen dazu auf der Aktions-Website angemeldet werden kann. Oder man lässt sich überraschen und erhält als Projektgruppe nach der Anmeldung über die Variante Get-it eine Aufgabe zugeteilt. So oder so: Am Ende zahlt sich der eigene Einsatz vor Ort immer aus.
Weitere Informationen zur bundeweiten 72-Stunden-Aktion unter www.72stunden.de.