Die Nervosität ist weg. Mein Flug nach Sambia geht in zwei Wochen. Vor ziemlich genau sieben Jahren sah das anders aus. Zwischen intensiven Vorbereitungsseminaren, zahlreichen Arztterminen und vielen Gesprächen mit Familie, Freundinnen und Freunden kreisten meine Gedanken pausenlos um Fragen wie „Schaffe ich das?“, „Kann ich ein Jahr so weit weg sein?“ und vor allem „Wie wird es sein?“.
2017 machte ich mich zum ersten Mal auf den Weg nach Kasama, Sambia, für meinen mundus-Freiwilligendienst an der Kasama International School (KIS). Rückblickend möchte ich konkretisieren: Ich machte mich auf in ein Jahr, in dem ich eine zweite Familie gewonnen habe, Fremde zu Freunden wurden und ich von ihnen lernen konnte .
Ich war gerade 18, hatte ein FSJ nach dem Abitur beendet und keine Ahnung, wo es hingehen sollte. Man könnte sagen perspektivlos, wobei perspektivüberfordert wohl eher passte. Ich wollte rauskommen, mich einer neuen Herausforderung stellen und ein bisschen mehr von der Welt, in der wir leben, verstehen. Insgeheim hatte ich natürlich auch die Hoffnung, eines Tages den Geistesblitz zu haben und genau zu wissen, welcher Lebensweg für mich der richtige sein könnte.
Wie ich die Erfahrungen aus dem folgenden Jahr zusammenfassen soll, ohne in abstrakte und große Umschreibungen zu geraten, ist mir ein Rätsel. Vermutlich habe ich deswegen so lange aufgeschoben, diesen Text überhaupt zu schreiben. Mein Freiwilligendienst fühlte sich an wie eine Ewigkeit und verging gleichermaßen viel zu schnell. Es war eine Zeit meines Lebens, gefüllt mit Erfahrungen und ersten Malen, mit mutigen Momenten und mit Zweifeln, mit einer 24/7-Tätigkeit zwischen den unterschiedlichsten, Kindern, Menschen und Erwartungen.
Ich könnte seitenweise erzählen, wie es war, von Glücksmomenten und Freundschaften, von Konflikten und Krisen und doch würde immer etwas fehlen. Meine subjektive Wahrnehmung würde dem Freiwilligendienst weder in einer komplexen und durchaus kritischen postkolonialen Betrachtung noch in seiner individuellen Wirkung auf mein Leben gerecht werden. Letzteres lässt sich noch eher im Rahmen dieses Textes streifen und beschäftigt mich persönlich seit der Anfrage für diesen Text.
Ich weiß, dass dieses Jahr mich und mein Leben geprägt hat wie kaum ein anderes. Es zu beschreiben und zu konkretisieren scheint jedoch nahezu unmöglich. Vielmehr handelt es sich dabei um ein Gefühl, ein Bewusstsein und Vertrauen, das ich aus den Erfahrungen ziehe. Meine Freund*innen mögen es als notorischen Optimismus bezeichnen und haben vermutlich Recht. Ich trage in mir die Zuversicht, dass alles gut wird und dass ich in der Lage bin, herausfordernden Situationen zu begegnen und aus ihnen zu lernen. Dieses Vertrauen in mich und die Welt um mich herum trägt mich und verleiht mir Mut. Mut, ins kalte Wasser zu springen und während Corona für Studierende einzutreten. Mut, von heute auf morgen nach Berlin zu ziehen und neben meinem Studium einfach mal etwas anderes zu machen. Mut, dort zu bleiben und Vertrauen in mich und meine Arbeit zu finden.
Heute, sieben Jahre nach meinem Freiwilligendienst, bin ich noch immer auf dem Weg, aber dabei weder perspektivlos noch perspektivüberfordert, sondern voller Möglichkeiten und Zuversicht aufs Leben.