Es ist der erste Oktober 2024, der größte Auftritt in der Geschichte von Sound and Soul Music vor hunderten Gläubigen. Corina, Lena und Jana dürfen in St. Johannes in Sundern das Pontifikalamt bei der Reise von Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz ins Dekanat Hochsauerland-West musikalisch gestalten. Doch der Erzbischof bekommt Corona und die Reise wird kurz vorher abgesagt. Jetzt ist es 09.30 Uhr an einem Montag in den Herbstferien. Während andere Jugendliche in ihrem Alter noch im Bett liegen oder gerade den Gaming-PC anschmeißen, stehen die drei jungen Sängerinnen in St. Johannes Baptist in Neheim hinter dem Altar und spielen vor knapp 15 Gemeindemitgliedern eine Werktagsmesse.
„Wir wollen ein bisschen Abwechslung hereinbringen“
Lena Brosche
Sängerin bei Sound and Soul
„Wieso macht ihr das?“, ist eine Frage, die gerade bei der Uhrzeit und dem Termin naheliegend erscheint. „Wir wollen ein bisschen Abwechslung hereinbringen“, antwortet Lena. Die drei Jugendlichen im Alter von 15 und 16 Jahren möchten aktiv Gottesdienste und ihre Gemeinde mitgestalten. Gerade anderen jungen Menschen möchten sie einen Anlass dazu geben, öfter in die Kirche zu gehen, fügt Jana an. Sie spielt in der Band E-Piano und Gitarre, Lena und Corina singen.
Sound and Soul, zu Deutsch „Klang und Seele“, ist der Name ihrer Band. Er drückt ihr Selbstverständnis als Kirchenband mit einem Fokus auf Worship aus. Lobpreis haben sie durch eine in vergangenen Jahren in Neheim aktive Kirchenband kennen gelernt, in deren Fußstapfen sie nun treten. Außerdem spielen sie gerne Taizé-Gesänge. Lena und Jana waren bereits in Taizé und haben dort in dem großen Chor mitgesungen. „Sobald ich da war, habe ich alles andere, auch die Gedanken, die ich von zu Hause mitgebracht hatte, vergessen. Ich konnte mich voll und ganz auf das Gebet, auf Gott konzentrieren und Ruhe finden“, sagt Jana.
Der größte Stressfaktor sind für sie die Schule und die dortigen Prüfungsphasen. Als Lena und Jana in Taizé waren, haben sie gerade die Zentralen Prüfungen am Ende der Klasse 10 geschrieben. Das Gebet und die Andachten haben ihnen geholfen wieder an andere Dinge denken zu können.
Im Worship können sie ihren eigenen Glauben ausleben und in die Gemeinde tragen. Sie spüren, dass sie so durch ihre Musik den Menschen helfen können, näher zu Gott zu finden. Für sie selbst ist das Erleben des Gottesdienstes beim Musizieren von ihrer Position hinter dem Altar meistens nicht so intensiv wie in der Gemeinde.
In der Stille der Anbetung spüren sie besonders die Nähe zu Gott. „Im Alltag vergisst man so oft Sachen oder macht auch mal Dinge, die blöd sind. Wenn man dann in der Messe etwas gefunden hat, was man anbeten kann, wo man in dem Moment einfach alles reflektieren kann, ist es einfach etwas Angenehmes“, meint Corina. Und Lena sagt: „Wenn ich das Allerheiligste anbete, blende ich alles Andere um mich herum aus und schaue nur auf das Eine und hoffe, dass meine Gebete erhört werden.“
„Young hearts, let´s stand together, in faith, we´ll find forever.“
Sound and Soul Music
„Young hearts, let´s stand together, in faith, we´ll find forever.“ So klingt es an diesem Montagmorgen während der Kommunion durch die Neheimer Pfarrkirche. Lena und Corina singen diese Zeile aus einem Lied, welches die Band zusammen getextet und Jana vertont hat. Bisher haben sie zwei Songs selbst geschrieben, mehrere weitere sind in Planung. Jana meint: „Wir möchten Menschen mit unserer Musik und unseren Songs miteinander verbinden.“ In diesem Lied, „In your grace, I find my home“ geht es um die Liebe zu Gott, den „whisper in my heart“. Diese Liebe und der Glaube zu Gott sind immer Halt und Hilfe „through the trails and the pain, when I feel so small“.
Ihre Lieder entstehen meist dadurch, dass eine Musikerin ein Thema vorschlägt, über das sie gern ein Lied schreiben würde. In diesem Lied möchten sie den Menschen zeigen, dass Gott auch in schweren Zeiten immer eine Bezugsperson ist, die einem aus dem Loch wieder hinaushelfen kann. Diese eingebrachten Ideen sammeln sie. Auch wenn die Lieder nicht immer aus konkreten Ereignissen erstehen, sei es ihnen wichtig, dass sie die in ihren Songs beschriebenen Gefühle verstehen und nachempfinden können, sagt Lena. Daher sind ihre Lieder für sie etwas ganz Persönliches.
Besonders herausfordernd ist es gemeinsame Zeiten zum Musizieren und Proben zu finden. Denn sie sind sehr aktiv. Alle Drei singen neben Sound and Soul noch in bis zu drei verschiedenen anderen Chören und Bands. Lena macht zudem Kampfsport, Jana spielt Fußball und im Orchester, Corina macht Paartanz. Die ganzen Termine und auch die unterschiedlichen musikalischen Vorlieben unter einen Hut zu bekommen ist nicht einfach. Sie haben gelernt, wie wichtig Kommunikation, Geduld und Kompromissbereitschaft seien, erzählt Lena. Aber es hat die Gruppe eher noch mehr in ihrer Freundschaft zusammengeschweißt und im Glauben bestärkt als Gräben aufgetan. Lena weiß: „Wir können immer wieder auf Gottes Führung und Unterstützung vertrauen.“
Anfang November fand zum ersten Mal die Abendveranstaltung „Jung & Katholisch“ in St. Michael in Neheim statt, die die Band gemeinsam mit Vikar Florian Reddeker gestaltet. Hierbei sollen viermal im Jahr Jugendliche und junge Erwachsene an einem Abend die Möglichkeit bekommen, zu Gebet und Musik zusammenzukommen. „Unser Ziel ist es auf jeden Fall immer noch für den Erzbischof zu spielen und die Messe zu gestalten“, sagt Jana. Das Pontifikalamt wäre ihr größter bisheriger Auftritt in einem Gottesdienst gewesen. Daher hoffen Sie, dass sie diesen Auftritt noch machen können, wenn der Erzbischof seine Reise im kommenden April nachholen möchte.