Mehr als nur ein Festival
01.07.2012

Mehr als nur ein Festival

Jugendhaus Hardehausen feiert erstes Jugendkulturfest

Stell dir vor, du bist auf einem Festival. Zusammen mit Freunden aus deiner Gemeinde. Überall begegnest du netten Menschen, wenn du über das Gelände gehst. Es liegt Kreativität in der Luft an diesem herrlich warmen Sommertag. Die Künstler sprühen vor Ideen und guter Laune. Du hörst all die Dinge, die typisch für ein Festival sind: Menschenstimmen und Musik, Gelächter und Getrampel. Du siehst all die Dinge, die zu einem Festival gehören: Eine Bühne voller Technik, bunte Lichter, ein Stand mit Erfrischungen und natürlich über 870 Jahre alte Klostermauern... Moment, ein riesiges Festival in einem Kloster? Und einer der Künstler – das bist ja du!

Im Mittelpunkt stehen 250 Aktive – und das Schöpfungslicht

Dass Spiritualität und Kultur sich perfekt ergänzen und eigentlich zusammen gehören, hat das Jugendhaus Hardehausen mit einem völlig neuen Event am vergangenen Samstag unter Beweis gestellt: etwa 250 Teilnehmer feierten mit einem Workshoptag, einer abendlichen Präsentation der Workshops und mitternächtlicher Lichterfeier die Schöpfung Gottes unter dem Motto „Es werde Licht!“. Die Worte stammen aus der Schöpfungsgeschichte – und die schöpferische Kraft der neun- bis 30-jährigen Teilnehmer strahlte wie das Licht im Buche Genesis.

„Wir sind begeistert über die große Resonanz! Einigen Leuten mussten wir sogar absagen, weil wir keine Betten mehr frei haben“, berichtet Stephan Schröder, Rektor des Jugendhauses. Eingeladen wurden alle Jugendgruppen in der kirchlichen Jugendarbeit des Erzbistums Paderborn, vor allem waren Messdiener- und Firmbewerbergruppen vertreten. Aber auch Bands, Chöre und Schulen wurden gezielt angesprochen. Einzelpersonen durften sich natürlich auch anmelden. „Wenn man sich das Erzbistum auf einer Karte vorstellt, haben wir Rückmeldung aus allen Ecken bekommen“, freut sich Udo Reineke. Er ist Kulturreferent des Jugendhauses und somit Hauptverantwortlicher für das Jugendkulturfest. „Unsere Absicht ist, junge Leute aus den Gemeinden des gesamten Bistums auf kulturellen Schnupperkurs zu schicken“, berichtet er schmunzelnd. Und Stephan Schröder ergänzt: „Wir glauben, dass es eine wunderbare Erfahrung sein kann, in der Kreativität seinen Glauben zu leben. Wir sind alle Teil der Schöpfung, und durch unsere Talente und Begabungen sind wir das Licht für die Welt.“ Und getreu des Mottos drehte sich der Samstag rund um das Thema „Licht“. Im doppelten Kreuzgang des alten Klosters war eine Licht- und Toninstallation errichtet, die Steinmauern und Säulen erstrahlten zu den Worten der Schöpfungsgeschichte in allen Regenbogenfarben. Auch der Kirchhof, auf dem die große Bühne aufgebaut war, leuchtete zu späterer Stunde in bunten Farben. Um das Thema spirituell aufzunehmen, wurde der Tag um Mitternacht mit einer Lichterfeier auf und vor der Bühne beendet. Aber der Reihe nach.

Der Nachmittag: Begabungen entdecken und Talente teilen

Nachdem das Fest um 15 Uhr von Stephan Schröder und den Moderatoren Theresa Bartz und Udo Reineke eröffnet wurde, kam es zur Workshopeinteilung – und dann ging es auch schon los! In 13 verschiedenen Workshops konnten die Kinder und Jugendlichen ihre Begabungen entdecken und ihr Talent mit anderen teilen. Manche tanzten sich zu Sean Pauls „Gimme the light“ die Füße wund, einige sangen mit viel Gefühl ein Medley aus den größten „König der Löwen“-Liedern oder rockten in der Workshopband mit dem Lied„An Tagen wie diesen“, andere ließen ihrer Improvisation freien Lauf und fanden sich im Improtheater-Workshop in witzigen Situationen wieder. Sportlich aktiv waren die Rhönradturner und die Jongleure, während Technikbegeisterte einen Lego-Stop-Motion-Film drehten oder verschiedene Orte des Klosters in Licht und Nebel tauchten. Im Trommelworkshop wurden afrikanische Rhythmen erweckt; beim Schwarzlichttheater entwickelten sechs Mädels eine Geschichte über Freundschaft, Mut und Ehrlichkeit. Auf der großen Haupthauswiese breiteten sich die Workshops „Gipsmasken“ und „XXL-Lichtbilder“ künstlerisch aus und machten aus dem Rasen ein Freilicht-Atelier. Die Mädels beim Fotoshooting-Workshop setzten sich gegenseitig in Szene und ließen sich ganz Topmodel-like ablichten.

Was sagen die Teilnehmer, Workshopleiter und Begleiter?

Schlendert man am Samstag über das Klostergelände, trifft man an jeder Ecke auf fröhliche Gesichter, die in ihren Workshops konzentriert und mit viel Begeisterung bei der Sache sind. Die 15-jährige Nora Hertwig ist dieses Jahr in Olsberg gefirmt worden und freut sich, bei der Abschlussfahrt zum Kulturfest mitgefahren zu sein: „Bisher gefällt es mir richtig gut! Ich bin im Musical-Workshop, in dem wir ein Medley aus 'Circle of life', 'Can you feel the love tonight' und 'Hakuna Matata' einstudieren. Gleich proben wir noch eine kleine Choreographie für den Auftritt ein.“ Johannes Körner, der auch aus Olsberg angereist ist, erzählt beim Abendessen vom „Einleuchten“-Workshop: „Wir setzen Gegenstände und Räume mit Licht in Szene. Davon drehen wir dann eine Videosequenz.“ Der 18-Jährige hat sich noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt: „Es gefällt mir, etwas Neues zu erfahren!“

Vor der Bühne trifft man eine vierköpfige Mädels-Clique. Larissa Ludwig, Marie Beul, Leonie Hesse und Judith Kleffmann sind vier Freundinnen aus dem Pastoralen Raum Lennestadt und geraten sofort ins Erzählen: „Wir sind im Fotoshooting-Workshop und haben uns ein bisschen abgeseilt – wir möchten gerne unsere eigenen Fotos machen. Insgesamt sind wir mit 30 Leuten im Bus angereist. Es gefällt uns gut hier!“ Und die 14-jährige Marie Beul begeistert sich: „Wir machen richtig viel vom Pastoralverbund aus. Ich bin heute zum 13. Mal in Hardehausen!“ Ihre Begleiterinnen Marita Thöne-Lauterbach, Simone Zimmermann-Beckmann und Ute Henrichs freuen sich über das Angebot für die Jugendlichen: „Die positive Resonanz der Kinder und Jugendlichen wird sich in unserer Gemeinde vervielfältigen. Wir finden es toll, dass sich das Fest an den Wünschen der älteren Jugendlichen orientiert; hier können sich die Mädchen und Jungen in einem sicheren Rahmen jugendlich bewegen.“ Spricht man die Workshopleiter an, bekommt man ein höchst zufriedenes Feedback: „Die Teilnehmer sind motiviert und es läuft hervorragend! Wir versuchen mit unseren Workshops, Sologesang und Chor zu kombinieren“, berichten Maura Porrmann und Jan Schumacher, die am Abend den „König der Löwen“ auf die Bühne bringen werden.

Trifft man Udo Reineke auf dem Festivalgelände, freut er sich über die schöne Atmosphäre: „Man merkt bei den Leuten aus der Gemeindearbeit, dass sie so aufgeschlossen sind. Alle sind Teil einer großen Familie – Kirche ist Gemeinschaft.“

Der Abend: Talente im Rampenlicht

Nach dem Abendessen und einer zweiten Runde in den Workshops geht es langsam los: Der Kirchplatz füllt sich mit jungen Menschen. Um 21 Uhr kommt der Startschuss: Die Rhönradtturner rollen elegant über den Basketballplatz hinter der Kirche. Der Abend wird bunt und laut – und die Dunkelheit wird vom Licht durchstrahlt, Licht in allen Regenbogenfarben. Die Workshoppräsentation wird immer wieder aufgelockert von der begabten Band „Black Beauty“: Die vier Jungs reißen einige der Teilnehmer von den Holzbänken. Es ist kaum möglich, bei Liedern wie „Dance with somebody“, „Walking on sunshine“, „Down in the past“ und „Dandy California“ nicht tanzen zu wollen. Als schließlich auch die letzte Workshopgruppe stolz ihre Ergebnisse vorgetragen hat, gibt es kein Halten mehr: Die Bühne wird beim Lied „Songs für Liam“ von den Teilnehmern gestürmt.

Die Nacht: Gott mit einer Lichterfeier danken

Es ist gar nicht so einfach, nach der aufgedrehten Stimmung wieder abzukühlen und ruhig zu werden, aber die Teilnehmer lassen sich alle auf die Lichterfeier ein und feiern die Messe mit Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder. „Das Licht der Osterkerze erinnert uns an das Gottes Schaffen der Welt, an Seine Schöpferkraft. Jesus, Dein Licht lässt uns zum Licht werden. Wir strahlen mit unseren Talenten und Begabungen ein Licht aus, weil wir Dein Licht empfangen haben“, betet der Rektor. Und er beschließt den Tag, den Abend und die Nacht mit den Worten, die er frei nach der Schöpfungsgeschichte spricht: „Gott sah, was ihr heute gemacht habt – und Er war sehr stolz auf euch. Er findet euch großartig. Amen.“

So endet dieser aufregende, beeindruckende und lichtdurchflutete Tag im alten Kloster Hardehausen. Und wer nicht genug bekommen hat oder dieses Mal leider nicht teilnehmen konnte, kann sich schon auf 2014 freuen: „Das Fest war ein voller Erfolg, wir sind absolut zufrieden“, resümiert Stephan Schröder direkt nach der Lichterfeier. „Der Testlauf heute bestätigt uns in unserem Wunsch, eine echte Marke aus dem Jugendkulturfest zu machen: Es soll eine feste Größe werden. Wir vom Jugendhaus Hardehausen möchten alle zwei Jahre im Sommer die Schöpfung Gottes feiern.“

Alle Fotos vom Kulturfest gibt es hier in einer Galerie.

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