So wählt die Jugend
12.09.2013

So wählt die Jugend

Katholische Treffs unterstützen U18-Wahl

Wenn in sieben Tagen die Bundesbürger zur Wahl eines neuen Bundestages aufgerufen sind und an die Urnen gehen, dann müssen die meisten jungen deutschen Staatsbürger zu Hause bleiben. In Deutschland darf das Parlament erst ab 18 Jahren gewählt werden. Um jungen Menschen jedoch eine Stimme im Vorfeld der Bundestagswahl zu geben, wurde das Jugendwahlprojekt U18 gestartet. Am Freitag waren Kinder und Jugendliche dazu aufgerufen, ihr Votum abzugeben. Die Chance dazu nutzen viele.

„An der Realschule haben wir einen richtigen Ansturm erlebt, jetzt müssen wir erst mal neue Wahlzettel drucken.“ Sozialarbeiter Raphael Röhrig (24) vom katholischen Jugendbegegnungs- zentrum Liebfrauen (JBZ) Arnsberg ist zusammen mit den „Wahlhelfern“ Nick Engelhardt (16) und Erwin Piesz (20) unterwegs, um die jungen Wähler zu besuchen. Mit einem kleinen Segelboot auf Rollen ziehen sie als „Wahlfänger“ von Schule zu Schule. Sie verteilen Wahlzettel, erklären das Prozedere und bieten die Möglichkeit zur geheimen Stimmabgabe in einer Wahlkabine. Auf ihrem Segenboot steht eine echte Wahlurne, die bis zum Nachmittag voll werden soll. „Die jungen Wähler waren wirklich hellauf begeistert“, freut sich Raphael Röhrig über die Beteiligung.

Wahlhelfer Nick Engelhardt erzählt, dass es ihm es wichtig ist, bei der U18 Wahl mitzuhelfen und selbst seine Stimme abzugeben. „Die Politiker sollen schließlich mitbekommen, wie die Jugendlichen wählen. Vielleicht ändert dann mancher sein Denken“. Ob die jungen Leute denn anders wählen? „Ja klar, wir haben andere Themen als die Erwachsenen: Internet und Social Media spielen bei uns eine größere Rolle, da werden sicher die Piraten mehr Stimmen bekommen.“

Dass sehen Lena Kühler und Melissa Galw (beide 17) anders. Sie kommen gerade aus dem Berufskolleg in Arnsberg und wollen jetzt wählen. Lena Kühler hat sich zu den Piraten Gedanken gemacht. „Die Piraten sind schon cool drauf, aber wenn es wirklich darauf ankommt – besser nicht.“ Ob sie am Ende Recht behält? Ihre Prognose: „Im Sauerland wird schwarz gewählt, also CDU.“ Melissa Galw findet die Bundestagswahl spannend: „So eine Wahl ist schon eine große Entscheidung, da muss man sich auch mit beschäftigen.“ Sie ist zum einen ein bisschen froh, nicht an der echten Wahl teilnehmen zu müssen, „denn die Verantwortung ist schon groß“. Zum anderen reizt es sie aber auch, ihre Stimme abzugeben. Die U18-Wahl sei da genau das Richtige.

Ortswechsel. Christina Sodenkamp steht noch ganz erschöpft an der Theke im katholischen Kinder- und Jugendzentrum in Neheim (KiJu). Vor wenigen Minuten bevölkerten gleich drei Schulklassen die Jugendfreizeitstätte, um ihre Stimme abzugeben. „Das Stimmungsbild war interessant. Manche meinten, es sei doch egal wie man wählt, die Stimme würde eh nicht zählen, andere fanden es cool, mal auszuprobieren, wie so eine Wahl läuft.“

Die Mitarbeiter im KiJu haben die Jugendlichen in den letzten Wochen auf die Wahl vorbereitet. „Wir haben Comics zur Bundestagswahl sowie die Positionen der verschiedenen Parteien aufgehängt und besprochen“, berichtet Christina Sodenkamp, die als Trainee des Erzbistum Paderborn im KiJu arbeitet. Überrascht hat sie, das viele U18-Wähler die kleineren Parteien kannten: „Einige fanden gut, dass es eine Tierschutzpartei gibt.“

Die Tierschutzpartei hat es am Ende des Tages bei der U18-Wahl nicht über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft. Die 150.000 Jugendlichen, die bundesweit ihre Stimme abgegeben hatten, ließen auch die FDP durchfallen. 27 Prozent kürten die CDU/CSU zum Gewinner der Wahl, gefolgt von der SPD mit 20 Prozent, Bündnis 90/Die Grünen mit 17 Prozent, der Piratenpartei mit 12 Prozent und der Linkspartei mit 7 Prozent. Alle Ergebnisse und mehr Informationen unter www.u18.org.

Als Wahlfänger
Die Stimmabgabe an einer bunten Urne war im Kinder- und Jugendzentrum in Neheim möglich.

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