Tipps gegen Hate Speech und Mediensucht
»Sobald eine Aussage gegen das Gesetz verstößt, zum Beispiel wenn Volksverhetzung betrieben wird, dann muss man Anzeige erstatten.«
AYCHA RIFFI
Leiterin der Grimme-Akademie
„Es ist die Grundaufgabe des Menschen, in sozialem Kontakt zu stehen. Da bieten Handy, Spiele und soziale Medien große Möglichkeiten“, sagt Dimitrios Karakatsanis. Er arbeitet als Fachreferent für Medienkompetenz beim Jugendamt Dortmund. Dort erlebt er auch, wie diese Möglichkeiten in der Praxis missbraucht werden. Darum erklärt er jungen Menschen, wie sie sich im Internet sozial verhalten können.
Ärger, Fust, Pöbeleien – das Internet ist nicht nur voll von tollen Informationen, sondern auch von Hatern. Bei Kommentaren im Netz ist es wichtig einzuschätzen, ob eine Aussage demokratische Grenzen überschreitet oder „nur“ eine Beschimpfung ist. „Sobald eine Aussage gegen das Gesetz verstößt, zum Beispiel wenn Volksverhetzung betrieben wird, dann muss man Anzeige erstatten“, sagt Aycha Riffi, Leiterin der Grimme-Akademie. Auf Seiten wie hass-im-netz.info oder per E-Mail an htlnjgndschtznt kann jeder vermutlich unzulässige Aussagen melden. Experten durchsuchen das Netz dann nach der Aussagen und prüfen, ob sie wirklich gesetzeswidrig ist. Kontakt zu Hilfs- und Beratungsangeboten finden jene, die selbst Opfer von mehrfachen und heftigen Beleidigungen sind, auf der Seite www.jugendschutz.net.
Ignorieren ist keine gute Idee.
„Don’t feed the troll“, so hieß lange die Richtlinie für Counter Speech (Engl.: Gegenrede) gegen Hass im Internet. „Dadurch, dass sich so viele Nutzer enthalten haben, haben sich die Beleidigungen aber immer weiter hochgepusht“, sagt Aycha Riffi. „Ignorieren ist keine gute Idee.“ Riffis Tipp, um die digitalen Räume positiv zu besetzen und nicht den Hatern das Feld zu überlassen. „Sachlich und kurz schreiben. Man kann die Pöbler nicht überzeugen. Es ist wichtiger, der stillen Leserschaft, die den Großteil ausmacht, zu zeigen, dass jemand etwas dagegen sagt“, rät die Leiterin der Grimme-Akademie.
Wer nicht allein gegen die gut vernetzten Hater antreten möchte, kann sich zum Beispiel in der Facebook-Gruppe #ichbinhier vernetzen und mit Unterstützung der Gruppe in eine Diskussion gehen. Wer selbst einen Blog oder eine Seite betreibt, der sollte nicht zögern, pöbelnde Nutzer zu sperren. „Denn die Seite ist mein zuhause, für das ich verantwortlich bin“, sagt Riffi.
»Sachlich und kurz schreiben. Man kann die Pöbler
nicht überzeugen. Es ist wichtiger, der stillen Leserschaft
zu zeigen, dass jemand etwas dagegen sagt.«
AYCHA RIFFI
zum Umgang mit Trolls
Mehrere Stunden täglich nutzen viele Menschen PC, Handy und Spielekonsolen. Das macht Spaß und Lust auf mehr. Doch ab wann gerät jemand in Gefahr, mediensüchtig zu werden? „Es geht nicht nur darum, was ich nutze, sondern was das mit meiner Persönlichkeit macht“, sagt Sebastian Dunkel.
Er arbeitet bei der Fachstelle für Jugendberatung und Suchtvorbeugung Dortmund und kennt die Symptome von Mediensucht: „Ein wichtiges Signal ist, wenn die virtuellen Aktivitäten einen negativen Einfluss auf das reale Leben haben. Wenn ich also durchs Zocken die Schule, Freunde oder die Ernährung vernachlässige.“ Außerdem könne man selbst darauf achten, ob durch den Medienkonsum Reize befriedigt werden, die einem im wahren Leben verwehrt bleiben: Anerkennung, Erfolg, soziale Nähe.
»Es geht nicht nur darum, was ich nutze, sondern was das mit meiner Persönlichkeit macht.«
SEBASTIAN DUNKEL
Fachstelle für Jugendberatung und Suchtvorbeugung Dortmund
»Was Du im Internet schreibst, das sollte auch deine Oma lesen können.«
CLAUDIA WIERZ
Medienpädagogin
Außerdem rät sie: Wer Bilder und Videos von sich hochlädt, der sollte darauf achten, dass der Standort nicht automatisch übermittelt wird. Außerdem solle man vorher prüfen, ob sich im Hintergrund des Bildes unerlaubte oder peinliche Motive befinden. Wer ab und zu seinen eigenen Namen googelt, findet eventuell Artikel oder Fotos ist auf dem Laufenden, was über einen im Netz steht. Soll ein bestimmtes Foto oder ein Beitrag über jemanden selbst nicht online sein, kann sich die Person an den Autor des Beitrags wenden.
Für einen ethisch guten Umgang im Internet empfiehlt Medienpädagogin Wierz die „Zehn Gebote der digitalen Ethik“ des Instituts für Digitale Ethik in Stuttgart: