Maximilian Arp und Luna bei der Pferdeprozession in Ostinghausen.
14.10.2025
EXKLUSIV

Vertrauen wächst durch Herausforderungen

Was Maximilian Arp durch Reiten und Glauben lernt

von Tobias Schulte

Maximilian Arp reitet und ist Messdiener. Wenn man sich mit ihm über seine beiden Leidenschaften unterhält, wird mit der Zeit immer mehr deutlich: Die Beziehung zu seinem Pferd Luna hat viele Parallelen zum Glauben an Gott. Es geht vor allem um das Vertrauen zu einem Wesen, das ähnlich und doch ganz anders ist als man selbst.

Ostinghausen im Kreis Soest. Ein Dorf mit Fußballverein, Schützenfest, Kirche und Pferde-Ranch. Hier ist der 17-Jährige in die Welt des Glaubens und der Pferde reingewachsen. Ein guter Moment, um über beide Facetten seines Lebens zu sprechen, bietet sich Anfang Oktober. Maximilian reitet auf Luna mit bei einer Pferdeprozession des Pastoralen Raums Soest.

Treffen für die Pferdeprozession in Bettinghausen.

„…als hätte sie eine Sperre im Kopf“

Es ist halb Zehn an diesem grauen Erntedanksonntag. An der Kirche in Bettinghausen sammeln sich Familien, Schützen, Blasmusik und 20 Reiter auf Pferden, um zum Gottesdienst nach Ostinghausen zu ziehen. Darunter auch Maximilian und Luna.

Beim Warten auf den Start der Prozession geht Luna immer wieder ein paar Schritte vor, zurück, zur Seite. Anspannung?

Maximilian kennt solche unruhigen Momente auf seinem Pferd. Er erzählt, dass Luna zum Beispiel Angst vor einer Hecke hat, die auf dem Weg zum Reitplatz ist. Er sagt: „Jedes Frühjahr, wenn wir wieder auf den Platz können, bleibt sie an der Hecke stehen und will nicht weitergehen. Es ist, als hätte sie da eine Sperre im Kopf.“

Ein anderes Beispiel: Wenn Maximilian auf Luna rund um Ostinghausen ausreitet und Schafe auf der Weide sind, hat sich Luna schon mehrfach beim Anblick der anderen Tiere erschrocken. Was harmlos klingt, fühlt sich schnell gefährlich an, wenn man in 1,5 m Höhe auf dem Rücken eines 600 kg schweren Pferdes balanciert.

Das Pferd hat seinen eigenen Kopf. Klar: Es ist ein Tier. Luna reagiert manchmal unverständlich, unvorhergesehen. Sich auf sie zu setzen und auf ihr zu reiten ist: eine Sache des Vertrauens.

Herausforderungen verbinden

Herausforderungen verbinden

Doch genau diese Herausforderungen sind es auch, die Maximilian und Luna seit sieben Jahren miteinander verbinden. Die Angst vor den Schafen ist bei Luna mittlerweile gewichen. Und bei der Hecke tasten sie sich jedes Jahr neu wieder heran. Maximilian macht bewusst Pause in der Nähe der Hecke, um Luna zu zeigen, dass die Hecke eigentlich schön ist. Dann reitet er jedes Mal ein Stückchen näher an der Hecke entlang, bis sie versteht, dass sie gelassen sein kann.

Sich langsam herantasten, Rückschläge annehmen, gemeinsam Herausforderungen meistern – das lernt Maximilian mit Luna. Er sagt:

»Durch die gemeinsame Zeit, die wir verbracht haben und die Erfolgserlebnisse ist ein starkes Vertrauen zwischen uns gewachsen.«

Mittlerweile vertraut Maximilian Luna so sehr, dass er manchmal freihändig auf ihr reitet und sein Abendbrot isst. Dass er merkt, bevor sie buckelt oder „Scheiße baut“. Dass er ihr beim Ausreiten erzählt, was ihn gerade beschäftigt. Dass er spürt, wenn sie sich nicht wohlfühlt – und andersherum: „Wenn es mir nicht gut geht, dann legt sie den Kopf an mich ran, schmiegt sich an mich, obwohl sie nicht gern kuschelt.“

Ähnlich und doch ganz anders

Maximilian sagt, dass ihm die Verbindung zu Luna Ruhe schenkt. Und Selbstbewusstsein. Es ist eine Verbindung, die auf Achtsamkeit und Sensibilität füreinander beruht. Die davon lebt, jahrelang durch gemeinsame Erlebnisse verbunden zu sein. Ohne viele Worte aufeinander zu hören und miteinander im Kontakt zu sein. Es ist eine Verbindung zu einem Wesen, das ähnlich und doch ganz anders ist als wir Menschen. Genauso wie bei Gott.

Auch ihm kann Maximilian alles erzählen, was ihn beschäftigt. Auch der Glaube schenkt ihm eine Verbindung, die durch jahrelange gemeinsame Erlebnisse in der Kirche und im persönlichen Gebet geprägt ist. Auch Gott und sein Handeln lassen sich für Maximilian nicht immer ganz nachvollziehen – weil Gott anders ist als wir Menschen.

Glauben ist also wie Reiten – nur ohne Pferde? Nicht ganz. Maximilian sagt, dass die Beziehung zu Gott eine „andere Vertrauensart“ sei als zu seinem Pferd: „Bei Luna ist das Vertrauen eingeschränkt, weil sie ja trotzdem ein Tier ist und letztlich ihren Trieben nachgeht.“ Bei Gott sei das anders. Maximilian sagt: „Gott kann ich alles erzählen, für alles beten und glauben, dass er mir dabei hilft, dass es in Erfüllung geht. Das Vertrauen ist auch nicht uneingeschränkt, aber es fühlt sich anders an.“

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