Schwester Chiara-Lucia trat mit 19 Jahren ins Kloster ein
Schwester Chiara-Lucia trat mit 19 Jahren ins Kloster ein
20.09.2022
Liebe

Vollkommene Freude im Kloster

Schwester Chiara-Lucia hat sich mit 19 dazu entschieden, als Ordensfrau zu leben

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von Laura Reuter

„Ja“ – ein kleines Wort, das das ganze Leben verändern kann. Wie kann man in einer Welt voller Möglichkeiten und ständigem Wandel zu jemandem für immer „ja“ sagen? Gerade jungen Menschen ist die Freiheit ein wichtiger Wert. Steht das nicht im Widerspruch dazu, sich an eine oder einen Einzigen zu binden? Ein Ehepaar kurz vor der kirchlichen Trauung, ein neu geweihter Priester und eine junge Ordensschwester erzählen über ihr persönliches Ja-Wort.

Eigentlich wollte sie heiraten und eine Familie gründen. Lehramt studieren und als Missionarin nach Indien gehen. Doch dann entscheidet sie sich mit gerade einmal 19 Jahren anders: Sie tritt in die Gemeinschaft der Schwestern von Maria Stella Matutina ein.

Sie tauscht die Partynächte in Mexiko gegen Rosenkranz und Anbetung. Wird Ordensschwester statt Ehefrau. Um ihr ganzes Leben Jesus zu schenken.

Schwester Chiara-Lucia ist inzwischen 31 Jahre alt. Wir haben sie durch persönliche Kontakte kennengelernt und in einem Kloster in Spanien getroffen. Sie erzählt uns im Interview, wie sie sich für ein Leben im Kloster entscheiden konnte – und warum sie sich auf ihr ewiges Gelübde freut.

Schwester Chiara-Lucia
Schwester Chiara-Lucia

»Gott will vollkommene Freude für jeden von uns. Wo wir die finden, das ist ganz individuell. Ich finde sie hier.«

Schwester Chiara-Lucia
Schwestern von Maria Stella Matutina

Ein Wunder erlebt

Schwester Chiara-Lucia stammt aus Mexiko. Wenn sie davon erzählt, wie sie die Gemeinschaft kennengelernt hat, zu der sie heute gehört, beginnt sie bei ihrer kleinen Schwester. Sie war schwer krank. Als sie mit sechs Jahren im Krankenhaus lag, bekam die Familie gesagt, dass sie noch an diesem Tag sterben werde. „Besonders für unsere Eltern war diese Diagnose kaum zu ertragen“, erinnert sich Schwester Chiara-Lucia. Ein Priester kam ins Krankenhaus. Die Familie kannte ihn nicht. „Er hat mit meiner Mama am Bett meiner Schwester gebetet und sich verabschiedet. Was dann passiert ist, ist ein Wunder. Meiner Schwester ging es langsam besser. Sie ist wieder gesund geworden.“

Die Familie hat sich auf die Suche nach diesem Priester gemacht, um sich zu bedanken. Er gehörte zu einer Gemeinschaft von Ordensbrüdern, die ganz in der Nähe der Schwestern von Maria Stella Matutina leben. So hat Schwester Chiara-Lucia im Alter von 8 Jahren die Gemeinschaft kennengelernt.

In Mexiko veranstalten die Ordensbrüder gemeinsam mit den Ordensschwestern Sommercamps und Festivals für Kinder und Jugendliche. Da war Schwester Chiara-Lucia von da an immer dabei. Erst als Teilnehmerin, dann als Teil des Teams. „Ich liebe Kinder. Und ich habe es geliebt, als Animateurin mit dem Mikrofon auf der Bühne zu stehen und sie zu begeistern.“

Bei der Anbetung im Kloster
Bei der Anbetung im Kloster

Auf der Suche nach Wahrheit

Mit ihrem Freund zusammen träumte sie davon, als Missionare in Indien zu arbeiten. Nach ihrem Highschool-Abschluss beschloss sie, für ein Jahr zu den Schwestern von Maria Stella Matutina nach Amerika zu gehen, um dafür ihr theologisches Wissen aufzubessern. Sie sagt: „Ich habe gemerkt, dass in meinem Glaubensleben bis dahin das Soziale im Vordergrund stand. Aber ich wollte mehr wissen über den Glauben, über Gott, über die Seele des Menschen.“

Das Kloster in den USA lag irgendwo im Nirgendwo. Drumherum nur Kühe. „Ich kam gerade von der Highschool und dachte, die ganze Welt steht mir offen. Ich liebte Partynächte – und dann das“, erinnert sich Schwester Chiara-Lucia lachend. Eine Frage sei ihr dabei nicht aus dem Kopf gegangen: Warum strahlen die Schwestern immer eine so große Freude aus?

Sie lebte den Tagesablauf der Schwestern mit. Sie ging auch zu den Gebetszeiten und wartete auf den Moment, in dem die Schwestern ermahnt werden würden, immer zu strahlen. Vergebens. „Irgendwann begann ich zu verstehen: Es ist Jesus. Er gibt diese Freude. Und ich begann, sie auch in mir zu spüren.“

Zurück im Alltag

Als sie nach einem Jahr nach Hause kam, wurde sie herzlich wieder aufgenommen. Sie hatte vermeintlich alles: Ein gutes Umfeld durch Freunde und Familie, finanzielle Sicherheit, einen guten Schulabschluss in der Tasche und einen Studienplatz sicher. Und doch fehlte ihr etwas. Wo war diese tiefe Freude, die sie im Kloster erlebt hatte?

Es war Sommer und wieder gestaltete sie mehrere Sommercamps mit. Sie verbrachte Zeit mit ihren Freunden am Strand. Ihr Terminplan war voll mit Dingen, die sie liebte. Doch sie fühlte sich nicht erfüllt. Heute sagt sie: „Ich begann zu begreifen, dass mich nur Jesus wirklich erfüllen kann.“ Sie ging zu einer Schwester und bat, in die sogenannte Lebensschule einzutreten. Das bedeutet, ohne schon eine Schwester zu sein, mit den Schwestern mitzuleben und die eigene Berufung zu überprüfen. Und schon eine Woche später zog sie ins Kloster.

Schwester Chiara-Lucia am Meer

Jeans und Converse gegen Ordensgewand getauscht

„Als meine Freundinnen das mitbekommen haben, waren sie irritiert. Schließlich kannten sie mich immer in Aktion, laut und lebendig. Mit Jeans und Converse, nicht mit den langen Röcken, wie sie in der Lebensschule getragen werden.“ Aber es gab auch Freundinnen und Freunde, die den Schritt nachvollziehen konnten und mitgetragen haben.

Die Dauer der Lebensschule ist individuell. So lange, bis man sich seiner Entscheidung sicher ist. Nach acht Monaten war es soweit, die junge Frau hat den Namen Schwester Chiara-Lucia angenommen und wurde feierlich mit dem Habit eingekleidet. Zuerst bedeutet das, als Novizin zu der Ordensgemeinschaft zu gehören. „Obwohl man da noch kein Gelübde ablegt, war das ein großer Moment, da öffentlich ‚ja‘ zu sagen. Dadurch bin ich noch einmal in meinem Glauben gewachsen“, sagt Schwester Chiara-Lucia.

Armut, Keuschheit und Gehorsam – vollkommene Freude?!

Nach drei Jahren als Novizin legte sie zum ersten Mal im Jahr 2015 für drei Jahre ihr Gelübde ab. Versprach Armut, Keuschheit und Gehorsam. Das klingt erst einmal nicht sehr attraktiv, doch Schwester Chiara Lucia strahlt, wenn sie davon erzählt. „Gott will vollkommene Freude für jeden von uns. Wo wir die finden, das ist ganz individuell. Ich finde sie hier.“

Die Kirche schreibt vor, dass man mindestens dreimal zeitliche begrenzte Gelübde ablegt, bevor das ewige Gelübde kommt. „In meinem Herzen habe ich aber schon beim ersten Mal ‚für immer‘ gesagt“, erinnert sich Schwester Chiara-Lucia. Sie freut sich darauf, bald auch ganz offiziell ihr Leben für immer als Ordensschwester Jesus zu schenken.

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