Der gebürtige Sauerländer Lukas Färber studiert in Münster.
Der gebürtige Sauerländer Lukas Färber studiert in Münster.
06.05.2020
Perspektive

Von einem Gott, der inneres Feuer gibt

Lukas Färber gestaltet beim Synodalen Weg die Zukunft der Kirche mit – wie lebt er seinen Glauben?

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von Tobias Schulte

Die jungen Synodalen aus dem Erzbistum Paderborn – Teil 1/3: Lukas Färber

Eines hat Lukas Färber schon als Kind verinnerlicht: „Wir sind alle Kinder Gottes – und damit alle gleich und gleichwertig.“ Und das, obwohl er heute sagt, dass er mit dem Bild von Gott als „Vater“ nicht viel anfangen könne.

Der 21-Jährige sagt: „Ich kann am ehesten mit dem Heiligen Geist eine Verbindung aufbauen. Ich denke, dass Gott durch den Heiligen Geist in jedem Menschen ist“, antwortet Lukas Färber. Gott ist für ihn der Antrieb, der ihn in dem, was er macht, bestärkt. „Gott ist derjenige, der einem die Richtung weist, der einem Feuer gibt.“ Und das ist für Lukas Färber auch oft genug notwendig.

Lukas Färber (rechts) bei der Aktion Minibrot.
Lukas Färber (rechts) bei der Aktion Minibrot.

Es ist mehr möglich

Er engagiert sich bei der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) in seiner Heimat Rahrbach im Sauerland, ist zudem an seinem Studienort Münster bei der KjG und der Kolpingjugend aktiv. Lukas Färber ist einer, den die Kontaktbeschränkungen rund um Corona besonders treffen. Er erzählt von vielen Abenden, an denen er in der Zeit vor Corona viel unterwegs war. „Hier ein Ehrenamt, da ein Ehrenamt“, sagt er. „Dann lag ich abends fertig im Bett und frage mich, wofür ich das alles mache. Wenn ich dann aber am nächsten Morgen aufstehe und weiß, wie wichtig mir das Ehrenamt ist, dann ist das eine Kraft, die mir gegeben wird.“

Seine Zeit und Kraft investiert der 21-Jährige auch in den Synodalen Weg. Lukas Färber ist einer von 15 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ein Ticket des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) für den Synodalen Weg bekommen haben. Die erste von insgesamt vier Synodalversammlungen ist bereits gelaufen. Ob die zweite große Versammlung im Herbst 2020 wie geplant stattfinden kann, steht noch in den Sternen.

Trotzdem arbeitet Lukas Färber derzeit in online-Diskussionen mit Bischöfen, Wissenschaftlern, Haupt- und Ehrenamtlichen des Forums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ daran, die notwendigen Themen zu diskutieren, Anträge vorzubereiten und einzureichen. „Im ersten Schritt geht es darum, wie Frauen jetzt schon mehr machen können“, sagt Färber. „Im jetzt geltenden Kirchenrecht ist nämlich viel mehr möglich, als gelebt wird.“ Er nennt beispielhaft, dass mehr Frauen in Leitungspositionen kommen und Gemeinden in Teams aus geweihten und nicht geweihten Männern und Frauen geleitet werden. „Und dann“, sagt Färber, „können wir uns um die größeren Fragen kümmern, damit Frauen endlich komplett gleichberechtigt sind.“

Dieses „komplett gleichberechtigt“ begründet er damit, dass die Kirche ja eigentlich lehre, dass wir alle Kinder Gottes und damit gleich sind. Auch im Grundgesetz, das auf christlichen Werten fußt, sei begründet, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich seien. Lukas Färber resümiert daraus: „Wenn man sich die Botschaft der Kirche anschaut, dann steht sie sich durch ihre eigenen Strukturen im Weg.“

Fronleichnam for fututre - eine Aktion der KLJB Rahrbach im vergangenen Jahr.
Fronleichnam for fututre - eine Aktion der KLJB Rahrbach im vergangenen Jahr.

»Jesus ist ein bisschen vorbildmäßig für mich. Ich finde es unglaublich wichtig, ohne Vorbehalte und Scheu an Menschen heranzutreten, mit ihnen zu sprechen und sie anzunehmen. .«

Lukas Färber
Student und Delegierter beim Synodalen Weg

Unverständlich, ja ungerecht

Färber erlebe das zum Teil auch selbst. Er ist seit Jahren mit seinem Partner zusammen. „Nach meinem Outing hat sich in meinem Engagement nichts geändert. Ich habe nie richtig Gegenwind in der Kirche erfahren“, sagt er. Doch es sei trotzdem unverständlich, ja ungerecht, für ihn, in einem System zu arbeiten, von dem er wisse, dass es seine Partnerschaft für nicht vertretbar halte. Er sagt: „Das macht mich auch wütend. Aber es ist kein Grund, mein Ehrenamt zu verlagern, weil ich die Botschaft des Christentums so wichtig finde – und ich glaube auch, dass sich da etwas tut.“

Kommen wir auf Gott, den dreieinen Gott, zurück. Lukas Färber sagt, dass er sich damit schwertue, Gott Vater zu greifen, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. „Jesus ist ein bisschen vorbildmäßig für mich“, sagt der Student. „Ich finde es unglaublich wichtig, ohne Vorbehalte und Scheu an Menschen heranzutreten, mit ihnen zu sprechen und sie anzunehmen. Da ist Jesus ein Vorbild, dies auch heute zu versuchen.“

Die Ölbergstunde der KLJB Rahrbach im Jahr 2019.

Kirche ist da, wo Gemeinschaft ist

Eigentlich, sagt Lukas Färber, lebt er seinen Glauben vor allem in Gemeinschaft. Durch Veranstaltungen, die er dann zumeist auch selbst geplant und geleitet hat. Besonders die Früh- und Spätschichten der KLJB während der Fasten- und Adventszeit „brauche“ er für die innere Ruhe. Dazu kommt die Aktion Minibrot, Kinderkarneval, jugendpolitische Aktionen oder auch mal ein Flunkyballturnier. „Kirche ist überall da, wo Gemeinschaft ist“, sagt Färber.

Deswegen hat er nun auch die Ölbergstunde mit der KLJB online gebetet. Vor dem Laptop, im Wohnzimmer, mit seiner Familie zusammen. Besonders schön sei auch gewesen, Bilder von anderen jungen Erwachsenen zugeschickt zu bekommen, wie sie gleichzeitig zuhause gebetet haben. „Ansonsten“, sagt Lukas Färber, „bin ich keiner, der sich zuhause hinsetzt und betet. Zumindest nicht in der klassischen Form“. Und unklassisch? „Für mich kann es auch meditativ sein. Wenn ich Musik höre, in der Hängematte liege und über Gott und die Welt nachdenke, dann gehört das auch für mich dazu, meinen Glauben zu leben.“

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