"ZeitohneZeugen"-Projektleiter Nico Schnittger erklärt das VR-Projekt.
08.05.2025
News aus der JUPA

Eintauchen in Zeit von 1933 bis 1945

VR-Projekt "ZeitohneZeugen" bietet sieben virtuelle Reisen in die Zeit des Nationalsozialismus

Der 8. Mai – der Tag der Befreiung – erinnert Jahr für Jahr daran, wie wichtig die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus ist. In einer Zeit, in der Zeitzeugen zunehmend fehlen, gewinnt die Frage, wie wir Erinnerungskultur weitertragen, an Dringlichkeit.

Genau hier setzt das Projekt „ZeitohneZeugen“ an: Mit innovativer Virtual-Reality-Technologie tauchen Jugendliche in die Jahre 1933 bis 1945 ein und erleben die NS-Zeit aus neuen, bewegenden Perspektiven. Das Projekt schafft eine emotionale Verbindung zur Geschichte – und bringt Gedenkarbeit ins Heute.

Bei „ZeitohneZeugen“ kann die Zeit des Nationalsozialismus aus der Perspektive der Betroffenen erlebt werden. Das Projekt besteht aus sieben Modulen. Die Teilnehmenden begeben sich durch ein „digitales Museum“ und die VR-Brillen auf eine virtuelle Reise zu zentralen Orten des Holocaust - darunter das Anne-Frank-Haus in Amsterdam, die Gedenkstätte Auschwitz und das Warschauer Ghetto. 

Ergänzt wird das VR-Erlebnis durch Zeitzeugengespräche, Führungen sowie Perspektivwechsel anhand historischer Fotografien. Diese Kombination eröffnet eine vielschichtige Auseinandersetzung auf die NS-Zeit und schlägt zugleich eine Brücke zu aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen.

Lernen auf emotionaler Ebene

Besonders eindrücklich ist laut Nico Schnittger, Pädagogischer Leiter der BDKJ Jugendbildung gGmbH und Hauptverantwortlicher für dieses Projekt, die Methode „Ein ganz normaler Tag“. Anhand originaler Gesetzestexte und Erlasse erleben Jugendliche hautnah, wie tiefgreifend Jüdinnen und Juden im Alltag ausgegrenzt wurden - vom Schulverbot bis hin zum Ausschluss aus dem öffentlichen Leben.

Jörg Spiekerhoff ist einer der Teamer, die „ZeitohneZeugen“ gemeinsam mit Nico Schnittger vor Ort betreuen. Er sagt: „Wir wollen keine belehrenden Vorträge halten, sondern Geschichte auf einer Weise vermitteln, die emotional berührt. Die VR-Methode ist dafür ideal, denn sie schlägt eine Brücke zwischen dem klassischen Buch, dem Dokumentarfilm und der Gedenkstätte“.

Schon 1.200 Teilnehmende

Seit Projektstart haben bereits 1.200 Personen teilgenommen. Möglich wurde „ZeitohneZeugen“ durch die Unterstützung des Erzbistums Paderborn sowie durch starke Kooperationspartner - darunter die University of Nottingham, dem National Holocaust Centre and Museum, dem Heinz Nixdorf Museumsforum, dem Brandenburg Museum und der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.

Das Projekt richtet sich an Schulen, Jugendgruppen, Dekanate, Verbände sowie kommunale und kirchliche Gruppen. Besonders Jugendliche, die Geschichte oft nur aus dem Schulbuch kennen, erhalten durch die VR-Erfahrung einen neuen Zugang zur NS-Zeit. Das Projekt wird bereits in verschiedenen Bildungseinrichtungen und Jugendverbänden erfolgreich eingesetzt und kann auch weiterhin angefragt werden.

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