Mit Krücken, Rollator und Simulationsbrillen zur Wallfahrt
14.09.2013

Mit Krücken, Rollator und Simulationsbrillen zur Wallfahrt

„Walk of Fairness“ der Malteser Jugend

Es regnet kräftig an diesem Samstagmorgen und ein Ende ist nicht in Sicht. Trotzdem haben sich viele Jugendliche auf dem Parkplatz bei Welver versammelt. Unter Kapuzen und Schirmen haben sie Zuflucht gesucht. Die Stimmung ist trotzdem gut, das Stimmengewirr ist groß. Die Jugendlichen freuen sich über das Wiedersehen ihrer Freunde aus anderen Ortsgruppen der Malteser Jugend im Erzbistum Paderborn. Sie alle sind Teilnehmer der zweiten Auflage des "Walk of Fairness" nach Werl, der Auftaktveranstaltung für Jugendliche zur jährlichen Malteser-Wallfahrt. Die meisten Teilnehmer waren schon bei der ersten Auflage dabei.

Jugendvertreterin Sandra Dransfeld und Jugendreferentin Patricia Hohenberger sind zusammen mit den anderen Mitgliedern des Diözesanjugend-führungskreises für die Organisation zuständig. „Das Wetter haben wir natürlich so nicht bestellt“, scherzt Patricia Hohenberger. Jetzt heißt es, die Gruppe bei Laune zu halten. Das ist in diesem Jahr vielleicht nicht ganz so schwer, denn der Weg nach Werl wird etwas anders beschritten. „Wir wollen Erfahrungen sammeln im Umgang mit Menschen mit Behinderungen“, berichtet die Jugendreferentin. Also werden allen Teilnehmern verschiedenste Formen von Beeinträchtigungen für den Weg zugelost. Mancher muss mit Krücken laufen, andere bekommen Brillen, die das Sehvermögen beschränken, andere wiederum sind als deren Begleiter eingesetzt. „Wir wollen ganz bewusst ausprobieren, wie es ist, mit einer Beeinträchtigung zu leben, oder wie es ist, eine Person mit einer Beeinträchtigung zu begleiten“, erklärt Sandra Dransfeld die Idee des „Walk of Fairness“. Nach dem Thema „Fairer Handel“ und „Kritischer Konsum“ bei der letzten Veranstaltung sei in diesem Jahr der „Faire Umgang miteinander“ an der Reihe gewesen. „Wir wollen für das Thema sensibilisieren, denn ein normaler Umgang mit der Thematik ist ganz wichtig“, so Patricia Hohenberger.

Elf Kilometer bis Werl liegen jetzt vor den Jugendlichen aus Hövelhof, Büren, Lennestadt, Lippstadt, Balve, Lage-Lippe sowie Castrop und Herne. Devin Nacke aus Herne hat einen Rollator zugelost bekommen. Er betrachtet skeptisch das Gefährt. „Ich kenne das eigentlich nur von meinen Großeltern“, sagt er und geht los. Sein Freund Florian Lärche hat es einfacher, er ist Begleiter und trägt gleichzeitig das Banner der Malteser Jugend. „Ich war letztes Jahr schon mit und das war cool“, erzählt er. Der „Walk of Fairness“ und eben auch die anschließende Wallfahrt seien eine „gute Abwechslung vom Alltag“ gewesen. Und es sei eben auch inhaltlich interessant gewesen: „Wir haben Stopps eingelegt und Rätsel zum Fairen Handel gelöst.“

Jessica Bomke aus Hövelhof und Julian Drücke aus Lage setzten beim Beginn der Wanderung vorsichtig einen Fuß vor den nächsten. Sie haben Brillen bekommen, die eine Beeinträchtigung des Sehvermögens simulieren. „Man sieht schon ziemlich schlecht“, berichtet Jessica Bomke über die neue Erfahrung. Auch sie war im letzten Jahr dabei und freut sich auf die große Gemeinschaft am Wochenende. „Hier trifft man ganz viele Leute aus der Diözese und ich glaube, dass in der Gemeinschaft in gewisser Weise unser Glaube spürbar wird.“ Und Julian Drücke ergänzt: „Alle sind nett, wir haben Spaß zusammen und verbringen einfach eine schöne Zeit.“

Nach dem „Walk of Fairness“ dürfen die Jugendlichen ihre Feldbetten im Pfarrzentrum von St. Walburga in Werl aufschlagen und die Mittagspause zum Ausruhen nutzen. Dort gibt es am Nachmittag Workshops mit dem Blindenverein Soest. Diözesanjugendseelsorger Norbert Scheckel gestaltet das Abendprogramm zur Einstimmung auf die Wallfahrt. Und am Sonntag startet dann die eigentliche Wallfahrt, an der die Jugendlichen teilnehmen und die älteren Pilger und die mit einer Behinderung unterstützen - sensibilisiert für deren Beeinträchtigungen nach dem „Walk of Fairness“.

Selbstverständlich finden Sandra Dransfeld und Patricia Hohenberger die Teilnahme der Jugendlichen an der Wallfahrt nicht – schließlich ist es ja keine Jugendwallfahrt. Doch das Rahmenprogramm und die Vorbereitung scheinen genau das richtige Angebot zu sein. Sandra Dransfeld: „Man muss sich schon etwas einfallen lassen, der ‚Walk of Fairness’ ist in diesem Fall zumindest schon ein Erfolg.“

Auch der Regen hält die Jugendlichen der Malteser Jugend nicht vom Walk of Fairness
Auch Ritter Malte
Jessica Bomke und Julian Drücke probieren Brillen aus, die das Sehvermögen beeinträchtigen.

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