21.07.2016

WJT-Pilger erleben Gastfreundschaft

"Tage der Begegnung" in Rybnik und Świerklany

Von Dirk Lankowski

Dass es gar kein typisch deutsches oder regional passendes Lied zur Vorstellung ihrer Weltjugendtags-Gruppe gibt, merken die jungen Pilger aus dem Erzbistum Paderborn erst wenige Minuten bevor sie an der Reihe sind, sich beim großen Begegnungsfest in Rybnik vorzustellen. Das „Sauerland-Lied“ passt nur zu den Teilnehmern aus Südwestfalen, das „Paderborn-Lied“ findet keine Anhängerschaft außerhalb der Stadtgrenze Paderborns. Und mit einem englischen Song aus dem Repertoire der eigenen WJT-Projektband sich vorzustellen, das geht doch auch nicht.

Also muss deutsche Party-Musik her. Das im Karneval beliebte „Fliegerlied“ wird schnell eingespielt und schon ist der ganze Platz von tanzenden Jugendlichen erfüllt. Nicht nur die WJT-Pilger aus Deutschland, auch französische und italienische Jugendliche kennen den deutschen Ohrwurm. Und für die Jugendlichen aus Brasilien, von Barbados oder aus Korea ist es gar kein Problem, sich mitreißen zu lassen.

Weihbischof Matthias König ist es, der die „jungen Freunde“ aus den verschiedenen Nationen für die WJT-Gruppe aus dem Erzbistum Paderborn am ersten Tag der „Tage der Begegnung“ begrüßt. „Wir freuen uns sehr, hier zu sein und erleben eine wirklich große Gastfreundschaft. Vielen Dank dafür!“, sagt der Weihbischof, bevor die große Party den Platz überflutet. Weltjugendtag, das ist schließlich ein großes Fest der Nationen.

Weltjugendtag ist aber auch Stille, Andacht, Gebet und Gottesdienst. Bevor in Rybnik, der 140.000 Einwohner großen Stadt im ehemaligen Oberschlesien, das große Begegnungsfest beginnt, versammeln sich alle Pilger in der mächtigen Pfarrkirche mit ihren zwei Türmen, um Gott für das Jugendtreffen zu danken und für die gemeinsame Zeit zu bitten. In der Kirche sind keine Plätze mehr frei, in allen Gängen sitzen Jugendliche und junge Erwachsene auf dem Boden – und dann müssen sich noch fast hundert Priester den Weg in die Kirche bahnen. Ein Orchester sorgt für Musik, bekannte Taizé-Lieder erklingen und jetzt können auch die kleinen Sprachbarrieren überwunden werden. Beten und Singen geht immer gemeinsam.

"Es ist schon ziemlich cool hier“, freuen sich Raffael Samol (17), Lucas Grewe (16) und Lisa-Marie Kotthoff (16) aus Meschede. Nach über zwölf Stunden Anreise mit dem Bus, wenig Schlaf und spürbar großer Gastfreundschaft nach der Begrüßung am vorherigen Tag in Rybnik und Świerklany, einer kleinen Ortschaft wo ebenfalls Pilger in Gastfamilien wohnen, können sie es kaum erwarten, dass der Weltjugendtag am heutigen Donnerstag endlich richtig losgeht. „Die Tage der Begegnung sind erfahrungsgemäß eine besondere Zeit“, weiß Diözesanjugendpfarrer Stephan Schröder. Dann kommen die jungen Leute mit den Menschen, mit dem Land, mit der Kultur und dem landestypischen Katholizismus in Kontakt.

Die drei Weltjugendtagsfahrer aus Meschede können das nur bestätigen. „Alle sind total nett, total gastfreundschaftlich“, berichtet Raffael. In den meisten Familien wird Englisch gesprochen, sodass die Verständigung wenige Probleme bereitet. „Das Essen ist auch gut“, ergänzt er. Und mit den polnischen Jugendlichen haben sie schon getanzt und viele Gruppenspiele gespielt. Nach dem feierlichen Gottesdienst geht es ähnlich weiter.

Tanzend, Fahnen schwenkend, singend und jubelnd ziehen die 3000 jungen Leute in das Stadtzentrum zum Campus, wo das Fest weiter geht. Mit rockiger Livemusik, landestypischen Tänzen und eben der Vorstellung der Gruppen. „Unser Lied war das beste“, ist sich Lucas Grewe zum Abschluss sicher. Lisa-Marie Kotthoff grinst, aber gibt nach fünf Stunden Fest erschöpft zu: „Jetzt reicht es aber, es war sehr anstrengend, schon allein wegen der Hitze.“

Die diözesane Steuerungsgruppe für die Paderborner WJT-Pilgerreise ist am Ende des Tages ebenfalls zufrieden. „Die Gastfreundschaft ist unglaublich groß und wir konnten einen tief verwurzelten Glauben erleben“, berichtet Thomas Bensmann, Diözesanseelsorger des BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend). Mit einem Abendgebet im Dorf Boguszowice schließt der aufregende Tag. Morgen ist wieder Busfahren angesagt. Es geht zur Schwarzen Madonna von Tschenstochau, dem Nationalheiligtum Polens. Da wollen allerdings alle hin und Staus sind vorprogrammiert. Aber: „In Polen zu sein und nicht nach Tschenstochau zu fahren, das geht nicht“, erklärt Pfarrer Jerzy Palinski. Er ist der Gastgeber in Świerklany und steht mit seiner herzlichen Art beispielhaft für die Gastfreundschaft der vielen Gastfamilien. Deshalb haben die Paderborner Pilger ein Wort Polnisch schon gelernt: Dziękuję! – Danke.

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