WJT führt die Jugend der Welt in Krakau zusammen
18.08.2015

WJT führt die Jugend der Welt in Krakau zusammen

Viktoria Samp aus dem Erzbistum Paderborn ist Langzeitfreiwillige

Viktoria Samp, 22 Jahre alt, ist die Langzeitfreiwillige aus Deutschland für den Weltjugendtag 2016 im polnischen Krakau. Seit über einer Woche arbeitet die Detmolderin im Weltjugendtagsbüro und ist unter anderem für die Facebook-Seite wjt.de verantwortlich. Während sie in ihrer Heimat Politik- und Rechtswissenschaft studiert hat, in ihrer Gemeinde als Ministrantin aktiv war und bei der Initiative YOUNG MISSION mitgewirkt hat, freut sie sich nun auf ein spannendes Jahr in Krakau. JUPA-Redakteur Dirk Lankowski hat Viktoria Samp dazu interviewt.

Du bist jetzt seit ein paar Tagen in Krakau. Hast du dich schon gut eingelebt?

Viktoria Samp: Auf jeden Fall! Wir leben zusammen mit den anderen internationalen Freiwilligen in einem Priesterseminar und verstehen uns alle wirklich gut. Es werden noch weitere Internationale dazukommen und ich bin mir sicher, dass wir schnell zu einer großen Familie werden. Auch die Arbeit ist großartig. Das Team ist sehr nett. Jeden Tag, wenn ich das Büro verlasse, bin ich sogar etwas traurig, die Zeit vergeht leider wie im Flug, aber ich freue mich auf jeden neuen Tag.

Warst du denn vorher schon mal in Krakau?

Ich war vor etwas längerer Zeit nur für einen Tag hier. Damals hat gerade der Winter begonnen, es hat geschneit und geregnet und wir waren gar nicht darauf vorbereitet, sodass ich den halben Tag nach festen Schuhen suchen musste. Damals erhielt ich ein komplett falsches Bild. Bei 35 Grad, wie es nun schon seit ein paar Tage ist, sieht Krakau ganz anders aus: Die Stadt ist so wunderschön.

Was hat die Stadt zu bieten?

Hier gibt es so viel zu sehen und zu erleben, dass einem nie langweilig wird. Die Stadt ist sehr jung: Hier leben 200.00 Studenten - also mehr als ein Viertel der Einwohner. Am meisten gefällt mir, dass es hier an jeder Straßenecke eine Kirche gibt, in jeder einzelnen finden täglich mehrere Messen statt und sie sind auch immer gut besucht. Auch die späten Abendstunden sind super: Es sind so viele Leute unterwegs, dass man den Eindruck hat, es sei mitten am Tag. Auf dem Marktplatz gibt es ständig irgendwelche Künstler und Musiker. Bei so vielen Attraktionen ist es schwer, innerhalb der ersten Woche alles gesehen zu haben, aber ich weiß jetzt schon, dass Krakau zweifelslos zu meinen Lieblingsstädten gehört.

Wir dürfen unseren Lesern sicher verraten, dass du polnische Wurzeln hast und somit auch der Sprache mächtig bist. Wie sehr hilft dir das?

Es hilft mir sehr, obwohl Personen, die kein polnisch sprechen, ebenso gut integriert sind. Nicht jeder der internationalen Freiwilligen spricht polnisch. Wir verständigen uns auf Englisch, Portugiesisch, Spanisch, Italienisch und zur Not auch mit Händen und Füßen. Ich habe großen Respekt vor den Internationalen - zwei Mal wöchentlich nehmen sie die (wirklich riesige) Herausforderung an, polnisch zu lernen - und machen große Fortschritte. Aber auch die Menschen in Krakau sind sehr offen und freundlich gegenüber anderen Personen, die ihre Sprache nicht kennen.

WJT-Langzeitfreiwillige Viktoria Samp arbeitet im Weltjugendtagsbüro in Krakau.

Langzeitfreiwillige aus Deutschland, was bedeutet das genau? Kann man sich dafür bewerben?

Im Komitee arbeiten zurzeit zirka 60 Leute, einige davon als Freiwillige aus dem Ausland. Es gibt zurzeit Freiwillige aus Brasilien, Italien, Russland und Deutschland, demnächst sollen weitere dazu kommen. Ich freue mich riesig, hier mitarbeiten zu dürfen und bin sehr dankbar dafür. Im März gab es eine Ausschreibung der Deutschen Bischofskonferenz für einen einjährigen Freiwilligendienst, auf die ich mich beworben habe.

Und wenn man jetzt noch mitmachen möchte?

Jeder, der möchte, kann sich für einen Kurzzeit-Freiwilligendienst direkt beim Komitee bewerben. Ich möchte jedem ans Herz legen und dringend empfehlen, sich darüber Gedanken zu machen: Es ist wirklich eine einzigartige Erfahrung, man lernt sehr viel fürs Leben, findet Freunde fürs Leben und macht einmalige Erfahrungen.

Nun zur Arbeit. Wie sehen konkret deine Aufgaben aus?

Schwerpunktmäßig übersetze ich Texte aus dem polnischen ins deutsche und lese Texte Korrektur, die von anderen Freiwilligen, die von zu Hause aus für den WJT als Übersetzer tätig sind, zuvor übersetzt wurden. Außerdem betreue ich die Facebook-Seite wjt.de. Dafür halte ich Augen und Ohren offen, was wichtige Orte und Ereignisse in Krakau angeht, um über sie zu schreiben. An dieser Stelle möchte ich alle dazu einladen, sich auf Facebook zu beteiligen, Beiträge zu teilen und Freunde einzuladen, damit die Idee des WJT verbreitet wird und diejenigen, die bereits wissen, dass sie daran teilnehmen werden, möglichst informiert hier ankommen.

Im Vorfeld der letzten Weltjugendtage wurden auch immer einige Mängel in der Organisation dieses Großevents deutlich. Wie schätzt du den Stand der Vorbereitungen ein?

Ich glaube, dass die Vorbereitungen sehr gut laufen. Alle sind hier mit Herz und Seele dabei und haben Freude bei der Arbeit. Viele der Mitarbeiter engagieren sich neben der Komitee-Arbeit noch in anderen kirchlichen Initiativen und Gemeinschaften, von denen es in Krakau sehr sehr viele gibt. Und auch in ihrer Freizeit engagieren sie sich für den WJT, z.B. als Botschafter, wie es sie ja auch im Erzbistum Paderborn gibt, oder, indem sie die anderen Freiwilligen schulen. Wenn man die Arbeit gerne macht, macht man sie auch gut. Und das ist das wichtigste.

Hat die Kirche in Polen schon Vorerfahrungen?

Bisher habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass Veranstaltungen, die von der polnischen Kirche organisiert werden, immer glatt laufen. Dies ist auch kein Wunder bei so vielen jungen Leuten, die sich dafür einsetzen. Es gibt beispielsweise eine große Gruppe von Pfadfindern. Außerdem gab es vor 24 Jahren bereits einen WJT in Tschenstochau und es findet jährlich ein großes katholisches Jugendtreffen statt, an dem mehrere Zehntausende junge Leute teilnehmen.

Gibt es irgendwelche Highlights im Programm und der Vorbereitung, die du uns Paderbornern exklusiv verraten darfst?

Über das hinaus, was bereits auf den Seiten bekannt gegeben wird, kann ich leider nichts verraten.

Das ist aber sehr schade… Aber es gibt Highlights?

Natürlich wird die Ankunft des Papstes und die Eröffnungsmesse am Donnerstag ein Highlight, ebenso der Kreuzweg am Freitag, die stimmungsvolle Vigilfeier am Samstagabend und die Aussendungsmesse am Sonntag. Für alle Freiwilligen wir auch das Treffen mit dem Papst am Sonntagnachmittag ein besonderes Ereignis. Außerdem wird es die bekannten Angebote geben: Katechesen, Bußsakramente usw. Wie das übrige Programm gestaltet wird, hängt von den Pilgern selbst ab: Beim Jugendfestival kann man seine eigenen Ideen einbringen und die sind willkommen.

Wie darf man sich das genau vorstellen? Kann man sich für das Programm bewerben?

Die Sektion "Jugendfestival" freut sich auf viele Ideen, die unter kltrkrkw2016cm eingebracht werden. Dabei soll sich alles um das Motto "Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden" drehen. Der WJT fällt in das Jahr der Barmherzigkeit und findet in Krakau, dem Zentrum der Barmherzigkeit, der Stadt der Heiligen Schwester Faustzyna und des Heiligen Papst Johannes Paul II., der beiden Patrone des WJT, statt. Ich denke, dies macht das Besondere am WJT in Krakau aus.

Auch aus dem Erzbistum Paderborn kommen hunderte junge Pilger zum Weltjugendtag. Wodrauf können sie sich jetzt schon besonders freuen?

Ich denke, die Paderborner können sich, wie alle anderen, darauf freuen, Menschen der ganzen Welt kennenzulernen, die so glauben wie sie. Während in anderen Teilen der Welt sehr viele Jugendliche am kirchlichen Leben teilnehmen, ist es in Teilen Deutschlands schwierig zu glauben, wie jung und dynamisch die Kirche sein kann. Beim WJT kann man genau dies erfahren: Die Freude am Glauben. Viele aus dem Erzbistum kennen ja YOUNG MISSION. Der Weltjugendtag ist ganz ähnlich, nur mit mehr als zwei Millionen Teilnehmern tausendmal so groß. Wer ihn einmal erlebt, wird immer wieder kommen wollen.

Das Thema Gastfreundschaft ist auch immer sehr wichtig. Wie gastfreundlich sind die Polen?

Die Polen sind bekannt für ihre Gastfreundschaft. Schon jetzt rufen Priester und Bischöfe die Gläubigen in ihren Gemeinden dazu auf, die jungen Menschen bei sich aufzunehmen. Die Beherbung von Pilgern ist für die Polen zudem keine neue Erfahrung: Hier ist es gängig, dass Pilger auf ihren Fußwallfahrten in privaten Haushalten Unterschlupf finden. Jedes Jahr pilgern beispielsweise hunderttausende Leute nach Tschenstochau und finden auf ihrem Weg Unterschlupf. Einige aus dem Komitee, die in diesem Jahr dran teilgenommen haben, erzählen, dass ein ganzes Dorf literweise Suppe für die Ankömmlinge vorbereitet hat.

Die deutsch-polnische Vergangenheit spielt mit Blick auf den Holocaust und den 2. Weltkrieg eine große Rolle. Wie nimmst du das wahr?

Bisher war dies hier überhaupt kein Thema. Auschwitz liegt ganz in der Nähe von Krakau und wird aus diesem Grund auch beim WJT eine wichtige Rolle spielen und auch die Gedenkstätte bereitet sich auf den Besuch tausender Pilger vor. Allerdings ist der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers kein fester Programmpunkt, wenn es auch aufgrund seiner historischen Bedeutung und seiner wichtigen Funktion im Aufbau einer gemeinsamen Zukunft zu empfehlen ist. Der WJT ist ein internationales Ereignis, bei dem nicht darauf geachtet wird, woher man kommt. Jeder, der den Anderen gegenüber offen ist, wird ebenso angenommen. Der WJT führt die Jugend der ganzen Welt in Krakau zusammen, dazu gehört auch die deutsch-polnische Jugend. Hier geht es mehr darum, Gemeinsamkeiten zu finden als Unterschiede herauszustellen.

Herzlichen Dank für das Gespräch.


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