Da hat es Klick gemacht. Es gibt einen Moment in der Jugend von Erzbischof Bentz, der entscheidend für seinen Glauben ist.
Der Erzbischof kann zwar nicht mehr rekonstruieren, wie und wann dieser Moment war – aber er erinnert sich an das Gefühl, dass es Klick gemacht hat. Er hat innerlich verstanden:
»Wenn Gott wirklich so ist, wie er in Jesus lebt, kann ich glauben, dass ich diesem Gott nicht egal bin.«
Davon erzählt Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz am Mittwochabend im Jugendhof Pallotti. Er ist im Austausch mit Firmbewerberinnen aus dem Südsauerland, Messdienern, Pfadfindern und Engagierten des jugendspirituellen Netzwerks Tabor.
Durch seinen Amtssitzwechsel ist der Erzbischof eine Woche im Sauerland unterwegs. Er trifft Mitarbeitende, Ehrenamtliche, Unternehmer und Landwirte. Er hört zu. Interessiert sich. Stellt sich den Fragen der Menschen. Heute Abend fragt ein Pfadfinder zum Beispiel: „Haben Sie Idee, wie man in der Zukunft mehr für junge Menschen gestalten kann?“.
Eine offene Frage, auf die eine lange und persönliche Antwort folgt. An dessen Ende erzählt der Erzbischof von seinem Klick-Moment.
Zunächst blickt der Erzbischof in seine eigene Jugend und fragt sich, was ihn selbst für den Glauben begeistert hat. Im Gegensatz zu den meisten im Raum war er nicht Messdiener, Sternsinger oder Pfadfinder. Lange hatte er wenig mit der Kirche zu tun.
Dann lernt er mit 17 Jahren neue Leute kennen. Wird Teil eines Freundeskreises, in dem er das Gefühl hat, über alles reden zu können. Auch über den Glauben. Die Freunde treffen sich sonntags, lesen das Evangelium, sprechen darüber. Der Erzbischof erzählt:
»Ich war fasziniert davon, wie Jesus mit den Menschen umgegangen ist. Und was das bewirkt hat.«
Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz
Die Freunde fragen sich auch: Was hat das Evangelium damit zu tun, was wir diese Woche erlebt haben? Gab es ähnliche Situationen? Haben wir uns auch so verhalten, wie Jesus es vorlebt?
„Da habe ich gemerkt, dass es viel in Menschen auslösen kann, wenn ich es so ähnlich wie Jesus handle“, sagt der Erzbischof. „Wenn ich mich jemandem zuwende. Wenn ich mich mit jemandem zusammensetze, der nicht zu den Coolen gehört – und was man dann zurückbekommt.“
Und irgendwann hat es dann Klick gemacht. Da war der Gedanke: „So, wie Jesus auf die Menschen zugeht, kann ich glauben, dass auch ich Gott wichtig bin. Ich als einer von Milliarden Menschen auf der Welt und von Abermilliarden Menschen durch die Geschichte hindurch.“
Ich bin Gott wichtig – bis heute ein Gedanke, der dem Erzbischof hilft. „Wenn ich kaputt, fertig, bedrückt bin, dann gehe ich in mich“, erzählt er. „Ich sage innerlich: ‚Keine Ahnung, wie es weitergeht, aber ich glaube, ich bin dir Gott nicht egal‘. Das gibt mir schon Halt.“
Zurück zum Klick-Moment. Der Aha-Effekt des Erzbischofs beginnt mit dem Gedanken: „Wenn es diesen Gott so gibt, wie er in Jesus lebt…“. Das führt dann zu der Frage: Wie lebt Gott denn in Jesus?
Eine Facette davon konnten die jungen Menschen am Mittwochabend erleben. In der Vigilfeier, die sich an den Austausch angeschlossen hat, steht das Tabor-Evangelium im Mittelpunkt.
Die Storyline ist ungefähr so: Jesus nimmt drei Jünger mit auf den Berg, damit sie etwas ganz Besonderes erleben können. Etwas unbeschreiblich Gutes und Schönes. Etwas, das sich nicht in Worte fassen lässt. Etwas, das sie gern festhalten würden.
Doch sie erleben: Als sie versuchen, den Moment zu verlängern, ist er vorbei. Dann nimmt Jesus sie zurück mit ins Tal.
Jesus zeigt: Gott schenkt besondere, schöne, ergreifende Momente im Leben, die sich kaum in Worte fassen lassen.
Doch sie sind gerade so intensiv, weil sie wieder vorübergehen. Statt sie festhalten zu wollen, heißt es: Daraus Kraft und Motivation ziehen. Für den Abstieg vom Berg, den Weg durchs Tal und zum nächsten Gipfel.