Und Weihnachten?
24.12.2020
Weihnachten

Wer rettet Weihnachten?

„Wir machen das alles, um Weihnachten zu retten!“

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von Stephan Schröder

„Wir machen das alles, um Weihnachten zu retten!“
Das sagte vor Wochen ein Politiker, als er für den gemäßigten Lockdown im Monat November warb: „Wir machen das alles, um Weihnachten zu retten!“ Der Politiker wollte ermutigen: Haltet durch! Es ist für einen richtig guten Zweck. Sein Satz ist seitdem in der Welt. „Weihnachten ist in Gefahr. Wir müssen Weihnachten retten. Und wir können das auch. Wir retten Weihnachten.“

Mittlerweile einen guten Monat später müssen wir feststellen, dass die große Weihnachtsrettungsaktion nicht den erwünschten Erfolg gebracht hat. Die Kontakte zu Weihnachten wurden wegen der dramatisch steigenden Infektionszahlen und entgegen aller Hoffnung vieler Menschen noch stärker eingeschränkt als zuerst angekündigt und ein starker Lockdown wurde kurzfristig verhängt. Ist Weihnachten noch zu retten?

Oder anders gefragt: Können wir Weihnachten überhaupt retten?

Wer rettet hier eigentlich was und wen? Sind wir dir Retter des Weihnachtsfestes? Konsequent zu Ende gedacht: Retten wir Menschen das Kommen Gottes in die Welt? Retten wir die Geburt Jesu? Retten wir Gott?

Das Lukasevangelium gibt uns da eine eindeutige Antwort: „Heute ist euch der Retter geboren!“ Die Geburt Jesu, die Menschwerdung Gottes ist die größte Rettungsaktion, die die Menschheit je erlebt hat. Gott wird Mensch, weil er uns retten will. Gott rettet! Deshalb heißt es auch im Buch Jesaja: „Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht!“ Der Prophet Jesaja sagt diese Worte dem verängstigten Volk Israel um 730 v. Chr., das sich in einer Krise befindet. In der Übersetzung der Jerusalemer Bibel heißt es sogar: „Das Volk, das im Finstern wandelt, schaut ein großes Licht“. Mit diesen Worten wird noch deutlicher, wie sehr das Volk Israel am Ende war, in absoluter Finsternis, wie sehr sie am Boden lagen. Ihre Einzige Rettung war nur noch Gott selbst, das große Licht. Weiter heißt es in der zweiten Lesung des Apostels Paulus an Titus: „Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten.“ Die Heilige Schrift ist voll von göttlichen Rettungsaktionen. So wird z.B. Noah in einem Boot vor der Sintflut gerettet, das Volk Israel beim Durchzug durch das Rote Meer vor den Ägyptern gerettet, sie betreten das gelobte Land, das Gott ihnen verheißen hat. So rettet Jesus Aussätzige und Sünder, um sie ins Leben zurückzuholen. So rettet uns Gott sogar vor dem Schreckgespenst, dem Tod mit der Auferstehung. Deshalb ist Weihnachten gerettet, weil Gott uns rettet!

In einem Sprichwort heißt es:

„Ja bist du denn noch zu retten?!“ 

Meistens sagen wir das, wenn jemand ein überdimensioniertes Geschenk macht. Es kann aber auch so viel heißen wie: Was du da machst, ist gefährlich oder blauäugig. „Ja bist du denn noch zu retten?!“ Diese Frage könnten wir uns doch in dieser herausfordernden Pandemie auch stellen. Wir sind an unsere Grenzen des menschlich Machbaren angekommen und haben unsere Grenzen zum Teil auch überschritten. Viele von uns haben gerade in den letzten Wochen und Tagen vor Weihnachten lebhafte Diskussionen erlebt, mit wie viel Personen wir das Fest begehen können, ob Oma und Opa dabei sind oder wir sie doch besser schützen sollten. Doch am Ende bleibt immer ein gewisser Unsicherheitsfaktor, ein Letztrisiko.

Friedrich Hölderlin (1770–1843), dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr gedacht wurde, hat einmal treffend gesagt: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Die Gefahr ist irgendwann einmal überwunden. Das Rettende wächst und wird immer greifbarer. Wie Recht er doch hat. Unser diesjähriges Weihnachtsfest erinnert uns daran, das in diesem kleinen Kind von Bethlehem die Rettung der Menschheit heranwächst. Wer sich an ihm festhält, der ist nicht verloren, in dem wächst die Rettung, weil er uns Halt gibt. Der Name Jesu bedeutet übrigens im Hebräischen nichts anderes als: Der Herr rettet. Sein Name ist Programm. „Ja, bist du denn noch zu retten?!“ – Ja, das bin ich!

„Wir machen alles, um Weihnachten zu retten!“ – Dieser Satz ist mittlerweile schon Schall und Rauch. Heute feiern wir das genaue Gegenteil: Nicht wir müssen Weihnachten retten, sondern Weihnachten rettet uns! Gott macht alles, um uns zu retten. Deshalb heißt es im Lied „Stille Nacht“ in der dritten Strophe: „Jesus, der Retter ist da, Jesus, der Retter ist da.“ Gott sei Dank!

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