Gesprächsgruppen sollen den Austausch fördern
24.01.2019
WJT 2019

Gemeinsam für die eine Welt

BDKJ und Adveniat wollen beim Weltjugendtag den Dialog fördern. 

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von Laura Konieczny

Aufwendig restaurierte Kolonialbauten reihen sich in den Gassen der Altstadt Panamas aneinander. Eines der vielen schicken Restaurants hat die Worte „Frieden und Liebe“ in verschiedenen Sprachen auf die Fensterscheibe geschrieben. Der Weg zum International Youth Hearing for Justiz and Peace des Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat (siehe Infobox) könnte symbolischer kaum sein. Rund 250 deutschsprachige Jugendliche haben sich am Mittwochnachmittag im Panamakanal-Museum getroffen, um über die Herausforderungen der globalisierten Welt zu sprechen.

Eingeladen haben die Organisatorinnen und Organisatoren dazu Teilnehmende diverser Angebote, die Adveniat in Panama betreibt. Das Hilfswerk engagiert sich unter anderem für die Belange der indigenen Bevölkerungsgruppe der Kuna und unterstützt Menschen in Drogen- und HIV-Pastoralprojekten. Gemeinsam mit den deutschen Pilgerinnen und Pilgern sollen sie sich über ihre Lebenswirklichkeit austauschen.

Kuna-Frau Briseida Iglesias
Kuna-Frau Briseida Iglesias

Die Bischöfliche Aktion Adveniat ist das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ist der größte Dachverband katholischer Kinder- und Jugendverbände in der Bundesrepublik Deutschland und vertritt rund 660.000 Mitglieder in politischen, sozialen und kirchlichen Interessen.

Dass die Herausforderungen vielerorts ähnlich sind, zeigt sich rasch in den Gesprächsgruppen, in die sich die jungen Menschen aufteilen. Sie sprechen über Diskriminierung und fehlende Gleichberechtigung, Drogenkonsum als Allltagsflucht und den Drang, die Schöpfung zu bewahren. Sie träumen gemeinsam von einer gerechten Welt. „Zu träumen ist sehr wichtig, aber wir müssen anfangen, unsere Träume in die Tat umzusetzen - hier in Panama und in der ganzen Welt“, appelliert Eidigili Gypsi Valiente im Abschlussplenum. „Wir müssen beginnen, unser gemeinsames Haus zu schützen.“

Außerdem gibt sie den privilegierten Gästen mit auf den Weg: „Nutzt und wertschätzt eure Chancen - viele Kuna-Jugendliche haben sie nicht.“ Die indigene Ethnie der Kuna lebt unter anderem auf dem Territorium Guna Yala, welches die nordöstliche Atlantikküste Panamas mit ihren vorgelagerten Inseln und einen mehrere Kilometer breiten Streifen Festlands bis zur kolumbianischen Grenze umfasst. Aufgrund ihrer auffälligen traditionellen Kleidung werden vor allem die Frauen in Großstädten wie Panama-City häufig diskriminiert. „Ich durfte mich damals in meiner Kleidung nicht für die siebte Klasse einschreiben, erinnert sich die mittlerweile 15-fache Großmutter Briseida Iglesias. Auch heute erlebe sie noch starrende Blicke, wenn sie mit ihrer Mola, der traditionellen Frauenkleidung der Kuna, durch die Stadt laufe, ergänzt Eidigili. Mittlerweile nimmt die 24-jährige Psychologiestudentin es gelassen und meint: „Ich bin ich und laufe so durch die Straßen.“

»Wir müssen beginnen, unser gemeinsames Haus zu schützen.«

Eidigili Gypsi Valiente
Kuna-Frau aus Panama-City

Die Kuna leben in großer Achtsamkeit gegenüber der Natur. Auf einigen Inseln habe der Kuna-Kongress, das verwaltende und regierende Gremium, ein Plastikverbot beschlossen, berichten Eidigili Gypsi Valiente und Briseida Iglesias in der Fragerunde mit den deutschen Pilgern. Mehrmals betont Eidigili: „Wir haben eine gemeinsame Aufgabe: Die Erde zu schützen, auf der wir leben.“ Der Klimawandel betreffe auch die Kuna-Farmer, die unter unbeständigem Wetter leiden.

Nicht nur über gesellschaftspolitische und Umweltherausforderungen sprechen die jungen Menschen, sondern auch über den christlichen Glauben. Es wird deutlich: Die Deutschen wissen wenig über die Kuna. Briseida erklärt: „Christen und Kuna glauben an den einen Schöpfergott. Unsere Wege, das auszudrücken, sind unterschiedlich.“ In der Geschichte hätten die Kuna viel Unterdrückung durch die Spanier und die katholische Kirche erlebt, sagt sie und fügt hinzu: „Dadurch haben wir zugleich gelernt, zu vergeben.“ Die Gemeinsamkeiten überwiegen, meint sie. Viele Geschichte, zum Beispiel die von Noah oder Sodom und Gomorra glichen sich gar in den heiligen Schriften. „Ich bin Kuna-Frau und Christin“, stellt Eidigili schließlich fest. Gemeinsam mit 100 weiteren Kunas nimmt sie dieser Tage am Weltjugendtag teil.

Fensterscheibe nahe des Veranstaltungsorters
Fensterscheibe nahe des Veranstaltungsorters
Teilnehmende des Youth Hearings

Raum für Dialog schaffen

Annika Grah aus Dortmund zieht im Anschluss der Veranstaltung ein positives Fazit: „Die Fragerunde war sehr interessant, weil er sehr direkt und persönlich war.“ Besonders die Erzählungen der jungen Teilnehmer aus der Drogenpastoral über ihre Erfahrungen mit Drogen in der panamaischen Hauptstadt seien sehr eindrücklich gewesen. Malte Delere, ebenfalls aus Dortmund, ist kritisch: „Ich hätte mir mehr wirklichen Austausch auf Augenhöhe gewünscht.“ Die Befragung der Projektteilnehmenden sei dem 25-Jährigen zu einseitig gewesen. 

»Es geht darum, akzeptiert zu werden, in den offenen Dialog zu treten und Minderheiten zu akzeptieren, man selbst sein zu dürfen und angenommen zu werden, so wie man ist.«

Tina Büttner
Mitglied der KJG Bamberg

Tina Büttner aus Forchheim stellt bei der Abschlussrunde auf dem Podium konstruktive Forderungen: „Es geht darum, akzeptiert zu werden, in den offenen Dialog zu treten und Minderheiten zu akzeptieren, man selbst sein zu dürfen und angenommen zu werden, so wie man ist.“ Dafür brauche es vor allem Respekt, Raum für Dialog und Wertschätzung: „Wertschätzung gegenüber einander und Wertschätzung gegenüber der Umwelt“, sagte die 26-jährige Erzieherin, Kinder- und Jugendtherapeutin.

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