Die WM in Katar hat begonnen.
Die WM in Katar hat begonnen.
22.11.2022

WM in Katar - ohne mich!

Ich werde die Fußball-WM nicht schauen. Für mich ist das kein Boykott. Sondern: Fußball-Fasten.

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von Tobias Schulte

Anpfiff für die WM in Katar. Seit ein paar Tagen läuft die Fußball-Weltmeisterschaft 2022. Und ich? Habe noch keine Spielminute gesehen. Bewusst. Boykott könnte man das nennen. Doch ich bilde mir nicht ein, dadurch irgendwas zu verändern. Für mich ist es eher: Fußball-Fasten.

Fußball und ich gehören zusammen. Ich spiele Fußball seit ich denken kann. Seit über 20 Jahren gehe ich zwei Mal die Woche zum Training. Der halbe Sonntag steht im Schatten des Kreisliga-Spiels, bei dem ich mit meiner Mannschaft auflaufe.

Fußball ist für mich Freundschaft, Ausgleich und Fan-Sein.

Wenn ich nicht gerade unterwegs bin, schaue ich die Spiele meiner Lieblingsmannschaft. Bundesliga, Pokal, Champions-League. Ab und zu fahre ich Hunderte Kilometer, um in der Kurve zu stehen. Wer es noch nicht erraten hat: Ich bin Bayern-Fan.

Auf den Baustellen für die WM in Katar sollen Tausende Menschen ums Leben gekommen sein.
Auf den Baustellen für die WM in Katar sollen Tausende Menschen ums Leben gekommen sein.

Fasten lebt von einer Spannung

Ganz ehrlich: Dass ich als Einzelperson die WM nicht schauen möchte, hat keinen großen Einfluss. Nicht auf die FIFA, nicht auf Katar. Vielleicht schaffe ich es auch gar nicht und schalte irgendwann doch ein.

Deswegen ist das Ganze für mich kein Boykott. Es hat eher etwas mit Fasten zu tun.

Das Fasten lebt von einer gewissen Spannung. Die WM ist mir nicht so egal, dass es mir leichtfällt, darauf zu verzichten. Noch ist sie so lebenswichtig, dass ich mein Ziel für nicht realistisch halte.

Fasten ist die Frage: Wie gestalte ich meine Zeit, in der ich normalerweise WM geschaut hätte? Was könnte mir guttun? Was könnte ich für andere tun? Worauf kommt es eigentlich an?

Die WM - bald im Advent

Fasten ist freiwillig. Es kommt aus mir und muss für mich (und Gott) bleiben. Niemand kann mich zum Fasten zwingen. Sonst würde mich das eher einengen statt frei zu machen. Aber ich kann schon zum Fasten motiviert werden.

Als ich vor drei Wochen bei einem Bundesliga-Spiel war, habe ich die Spruchbänder der aktiven Fanszene gelesen: „Boycott Qatar“. Da dachte ich noch: „Naja, mal sehen“. Doch der Entschluss ist in mir gereift.

Vor allem, als ich mehrere TV-Dokumentationen über die WM in Katar gesehen habe. Über die Bestechung bei der WM-Vergabe und die Korruption im System der FIFA. Über die Strategie des Sportswashings von Katar. Über die widrige Situation der Gastarbeiter. In mir entstand das Gefühl: Das ist nicht gut. Das kann nicht sein. Ich muss irgendwas dagegen tun.

Wenn ich all das betrachte, erkenne ich schon ein Augenzwinkern darin, dass die WM in Katar nicht im Sommer gespielt wird. Sondern im Winter. Bald im Advent – der früher üblicherweise als Fastenzeit gestaltet wurde.

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