Zwei gegen eins - eine typische Situation im Bewerbungsgespräch.
Zwei gegen eins - eine typische Situation im Bewerbungsgespräch.
27.03.2019
Perspektive

Zehn Tipps fürs Bewerbungsgespräch

Von der Vorbereitung bis zur Verabschiedung – so gelingt das Vorstellungsgespräch.

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Von Tobias Schulte

Wenn man doch nur drum herum kommen könnte. Ein Bewerbungsgespräch ist wie eine Abschlussklausur oder die Fahrprüfung – man will erfolgreich abschließen, doch so richtig Lust darauf hat man nicht. Gerade junge Menschen kennen die Situation eines Vorstellungsgesprächs noch nicht.

Deshalb hat YOUPAX-Reporter Tobias Schulte gemeinsam mit Lena Wierich, Bildungsreferentin für den Paderborner Diözesanverband der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg, zehn Tipps für Bewerbungsgespräche erarbeitet.

Lena Wierich
Lena Wierich

Zur Person
Lena Wierich (25) arbeitet als Bildungsreferentin für die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg im Erzbistum Paderborn. Sie kommt gebürtig aus Siegen. Dort ist sie seit ihrer Kindheit bei den Pfadfindern aktiv. Sie hat soziale Arbeit in Koblenz studiert und 2018 das Studium abgeschlossen. Am 1. Februar 2019 hat sie die Stelle als Bildungsreferentin in Paderborn angetreten. Eine Aufgabe ist es, Bewerbungstrainings für Sonder- und Förderschulen zu organisieren und zu begleiten. In ihrer Freizeit engagiert sie sich neben den Pfadfindern auch bei mundus eine Welt e.V., ist oft mit dem Fahrrad unterwegs, läuft und macht Yoga.

1. Vorher mit Freunden und Familie über das Bewerbungsgespräch austauschen.

Da das Bewerbungsgespräch eine ungewohnte Situation ist, beginnt die Vorbereitung bei einem selbst. „Man sollte sich fragen: Was bedeuten das Gespräch und die Stelle für mich? Was ist für mich damit verbunden?“, rät Lena Wierich. Mit Freunden und Eltern kann man sich austauschen, um zu erfahren, was auf einen zukommt.

2.       Für die Anreise genügend Puffer einplanen.

Stau auf den Straßen und Züge, die ausfallen – wenn die Anreise zum Vorstellungsgespräch geplant wird, müssen Verkehrsprobleme einbezogen werden. Je länger die Strecke ist, desto größer sollte der Zeitpuffer zwischen geplanter Ankunft und dem Bewerbungsgespräch sein. Verkehrsapps und der DB-Navigator helfen dabei, den Startzeitpunkt richtig zu wählen. Wer zu früh am Unternehmen angekommen ist, kann die Zeit nutzen, um sich zu sammeln und die Gegend zu erkunden. Erst 10 Minuten vor dem geplanten Beginn des Gesprächs sollte man sich beim Empfang melden – ein viel zu frühes Eintreffen kann unhöflich wirken.

3.  Mit Kleidung und Styling nicht besonders auffallen.

Bei einem Bewerbungsgespräch ist ein ordentliches Outfit angesagt. Sollte es ein Anzug sein, oder reicht eine schicke Jeans mit Hemd? Das hängt vor allen Dingen vom Beruf ab, für den man sich bewirbt. Von einem angehenden Bankkaufmann wird ein förmlicheres Outfit erwartet als von einem angehenden Handwerker. Die Kleidung sollte nicht zu auffallend sein. Große Logos auf dem Oberteil gilt es zu vermeiden. Wer sich mit Parfüm besser fühlt, sollte es auf keinen Fall zu dick auftragen. Was für den einen gut riecht, kann ein anderer eventuell nicht ausstehen. Mädchen sollten sich eher dezent schminken.

4. Nervosität zulassen, statt sie zu verdrängen.

Vorstellungsgespräche sind spannende und aufregende Situationen. Es entsteht Nervosität. Das sei normal und gut so, sagt Lena Wierich: „Ich glaube, es ist wichtig, Nervosität zuzulassen. Es ist wichtig, sie anzunehmen, statt zu sagen: Ich bin nicht nervös.“

Um mit der Nervosität umzugehen, kann es helfen, sich seiner Stärken bewusst zu machen. Auch ein Gebet kann helfen. Wer auf Gott vertraut, der kann sagen: Er geht meinen Weg mit mir und unterstützt mich. Gott hat mir Fähigkeiten gegeben, die mich einzigartig machen.

Anzug und Krawatte - so schick muss es nicht zu jedem Bewerbungsgespräch sein.
Anzug und Krawatte - so schick muss es nicht zu jedem Bewerbungsgespräch sein.

»Ich glaube, es ist wichtig, Nervosität zuzulassen. Es ist wichtig, sie anzunehmen, statt zu sagen: Ich bin nicht nervös.«

Lena Wierich (25)

5.       Bewerber und Arbeitgeber begegnen sich auf Augenhöhe.

Bei einem Bewerbungsgespräch vermutet man schnell eine Hierarchie zwischen Bewerber und Arbeitgeber. Allerdings gibt es auch gute Gründe dafür, dass sich beide Parteien auf Augenhöhe begegnen.

Nicht nur das Unternehmen hat die Auswahl zwischen mehreren Aspiranten – auch der Bewerber kann theoretisch zwischen mehreren Stellen und Firmen entscheiden. Der Arbeitgeber möchte von der Produktivität des neuen Mitarbeiters profitieren, um Geld zu verdienen. Der Bewerber möchte ebenfalls Geld verdienen. Er sucht eventuell einen Beruf, in dem er sich selbst verwirklichen und aufsteigen kann.

6.       Händedruck, Augenkontakt, Sitzhaltung – das richtige Auftreten.

Der erste Eindruck – beim Bewerbungsgespräch ist er mit entscheidend. Deshalb gibt es einige Regeln, wie man gut auftritt:

  • Bei der Begrüßung die Hand nicht zu schlapp und nicht zu fest drücken.
  • Mit Namen vorstellen.
  • Freundlich blicken, Blickkontakt halten, aber den Gesprächspartner nicht anstarren. 
  • Aufrecht sitzen, Hände und Beine ruhig halten. 
  • In normalem Tempo und angenehmer Lautstärke sprechen.
Stau - auf dem Weg zum Vorstelluongsgespräch schlecht zu gebrauchen.
Stau - auf dem Weg zum Vorstelluongsgespräch schlecht zu gebrauchen.
Vor dem Bewerbungsgespräch hilft es, sich Zettel und Stift zu nehmen und die eigenen Stärken und Schwächen aufzuschreiben.
Vor dem Bewerbungsgespräch hilft es, sich Zettel und Stift zu nehmen und die eigenen Stärken und Schwächen aufzuschreiben.

7. Der Start: Hauptsache positiv.

Vorstellungsgespräche starten meist mit Small Talk – entweder im Büroraum, oder im Sekretariat, wo einen einer der Gesprächspartner abholt. „Haben Sie gut hergefunden? Von wo aus sind Sie angereist?“ Fragen wie diese erwarten den Bewerber. „Man sollte spontan antworten – aber stets positiv bleiben“, erklärt Lena Wierich. Der Small Talk diene dazu, eine gute Gesprächsatmosphäre aufzubauen. Also: Selbst, wenn auf der Bahnfahrt alles schiefgegangen ist, was schiefgehen konnte – man sagt, dass die Anreise gut war. "Wenn ich letztlich pünktlich bin, ist es nicht notwendig zu erzählen: Fast wäre ich zu spät gekommen, mir ist dieses und jenes passiert, aber dann habe ich den Zug doch noch bekommen", sagt Lena Wierich.

8. Das Vorstellen der eigenen Person üben.  

Nach dem Small Talk ist es üblich, dass der Bewerber aufgefordert wird, sich selbst vorzustellen. Das kann prima vorher zuhause geübt werden. Lena Wierich sagt, worauf man achten sollte: „Es kommt darauf an, die beruflichen Erfahrungen, die Laufbahn an Schule oder Universität und die eigene Persönlichkeit zu vermitteln.“

Wie im gesamten Bewerbungsgespräch hilft es, Informationen in Geschichten zu verpacken. Es kommt gut an, wenn man zu Abschlüssen, Noten, positiven Eigenschaften und Hobbys eine persönliche Geschichte erzählen kann. Wer gut in Mathe ist, kann erzählen, warum ihn das Fach begeistert und wie er sich im Alltag mit dem Schulwissen geholfen hat. Wer sportlich interessiert ist, kann sagen, dass ihn der Teamgeist fasziniert und der Sport lehrt, niemals aufzugeben.

9. Auf Fragen zur eigenen Motivation vorbereiten.


Im Bewerbungsgespräch ist es auch üblich, dass die Gesprächspartner die Stelle, die Abteilung und das Unternehmen vorstellen. Es folgen Fragen an den Bewerber. Auch hier versuchen die Personalverantwortlichen, sich einen Eindruck von den Fähigkeiten, Erfahrungen und der Persönlichkeit des Bewerbers zu verschaffen. Auch hier gilt: Am besten in Form von kleinen Geschichten antworten.

Welche Fragen die Personaler stellen, ist von Stelle zu Stelle und Gespräch zu Gespräch unterschiedlich. Klassiker unter den Fragen sind: Warum bewerben Sie sich gerade auf diese Stelle? Warum unser Unternehmen? Was reizt Sie daran? Was sind ihre Stärken und Schwächen? Arbeiten Sie lieber alleine oder im Team? Welche Hobbys haben Sie? Wo sehen Sie sich beruflich in fünf oder zehn Jahren?

Es kann auch sein, dass sie einen bewusst konfrontieren, um zu sehen, wie man mit Druck umgeht. Was tun, wenn einen eine Frage überrumpelt? Lena Wierich empfiehlt: „Die Frage laut wiederholen, um sich einen Moment zum Nachdenken zu verschaffen. Dann lieber kurz und knapp antworten, um zur nächsten Frage zu gelangen, statt zu lange auszuschweifen.“

Wahrscheinlich ist auch, dass sich die Mitarbeiter des Unternehmens auf die Bewerbung und den Lebenslauf beziehen und fachliche Fragen stellen. Daher lohnt es sich, seine Bewerbung vor dem Gespräch gründlich zu lesen und herauszufinden, welche Fragen man selbst stellen würde, nachdem man die Bewerbung gelesen hat.

10. Selbst Fragen an die Gesprächspartner vorbereiten.

Gegen Ende eines typischen Vorstellungsgesprächs wird dem Bewerber die Möglichkeit gegeben, Fragen zu stellen. Hier rät Lena Wierich: „Gar nichts zu fragen, kommt nicht so gut an.“ Man könne sich auch auf das Gespräch beziehen oder Fragen zum zukünftigen Arbeitsumfeld zu stellen: Welche Tätigkeiten werde ich genau übernehmen? Mit wie vielen Kollegen arbeite ich zusammen? Welche Bereiche des Unternehmens werde ich in der Ausbildung kennenlernen? Das zeigt Interesse an der möglichen neuen Stelle.

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