Immer mehr geht durcheinander. Sicherheiten verschwinden. Das, worauf ich mich gestern noch verlassen konnte, funktioniert heute nicht mehr. Zukunftsbilder, an denen ich mich orientieren kann, zerbrechen. Hoffnung platzt wie eine Seifenblase.
Das spüre ich, wenn ich in die große Welt schaue - aber auch, wenn es um meinen eigenen kleinen Kosmos geht: Familie, Freunde, Schule, Ausbildung.
Das sind Bereiche, die mich berühren und wo ich sofort merke, wenn sich etwas verändert: eine Etappe gemeistert, neue Beziehungen geknüpft, eine Chance ergriffen. Genauso aber spüre ich brutal, dass etwas in mir zerbricht, wenn ich scheitere, allein gelassen werde und Träume platzen.
Oft kriegen das andere gar nicht mit, weil ich immer noch versuche, gute Miene zum Bösen Spiel zu machen, mir immer noch ein Lächeln abringe, wenn mir eigentlich zum Heulen ist. Wenn ich dann für mich allein bin, kommt die Erschöpfung, der Zusammenbruch und die Tränen.
Ostern gibt es jedes Jahr einen Menschen, dem es genau so geht. Maria Magdalena.
Als sie am Ostermorgen noch mal zum Grab geht, ist sie allein. Nicht einmal der Leichnam Jesu ist im Grab zu finden, das letzte Bisschen, an das sich ihre Seele noch hätte klammern können, ist fort.
Und da weint sie: um die geraubte Freundschaft, um die verlorenen Perspektiven, in ihrer Hoffnungslosigkeit. Darin steckt sie wie in einem Nebel. So nimmt sie Jesus erst gar nicht war, als er sie, auferstanden vom Tod, mit ihrem Namen anspricht: „Maria!“
Als sie kapiert, was passiert ist, ist es, als ob die Scherben ihres Lebens plötzlich wieder zusammenrücken und alles wieder gut ist. Sie hört auf zu weinen und schaut ihn an. Aber Jesus sagt: „Halte mich nicht fest.“
Es ist nicht alles wieder wie vorher. Er wird nicht bleiben. Es wird anders werden, aber trotzdem gut, denn er lebt. Er wird in Verbindung bleiben. Und es gibt eine Perspektive: der Tod hat nicht das letzte Wort, nicht über Jesus, nicht über Maria Magdalena, nicht über mich. Das ist auch Hoffnung.
Diese Hoffnung setzt immer wieder neu zusammen, wo das das Leben auseinanderbricht. Doch wie vorher wird es nicht. Die Bruchstellen bleiben sichtbar. Die Jünger erkennen den auferstandenen Jesus an den Wundmalen, die die Kreuzesnägel hinterlassen hatten.
Menschsein bedeutet verwundet zu werden.
Christsein bedeutet, die Verwundungen nicht hinter einem scheinbaren Lächeln verbergen müssen, weil die Hoffnung gegen den Tod uns Halt gibt.
Sie ist der Anker in der Zeit. Sie zeigt neue Perspektiven. Jesus gibt Hoffnung. Er gibt sie Maria Magdalena. Er gibt sie Dir - an Ostern, weil wir das brauchen.
Ganz viel Osterhoffnung wünscht euch
Euer Diözesanjugendpfarrer
Tobias Hasselmeyer