Der nächste Level mit Gott

Raphael Stellner steht im Eingang der Dechenhöhle in Letmathe und begrüßt die jugendlichen Besucher. Hinter ihm ragen die ersten Tropfsteine hinauf zur Decke. Ein beeindruckendes Bild und der Beginn eines beeindruckenden Weges durch die Höhle. Keine normale Touristenführung wartet auf die Jugendlichen, „Next Level“ steht auf dem Programm. Wie in einem Computerspiel besteht so die Möglichkeit, sich in einer phantastischen Umgebung in Levels - von Station zu Station - vorzubewegen, um sein persönliches Ziel zu erreichen. „Wir laden dazu ein, ein Stück Weg mit Gott zu gehen“, erklärt Raphael Stellner.

Jan Hesse und Jonas Brieden haben an diesem Freitagabend ein persönliches Ziel vor Augen. Der Grund, warum sie da sind und Level für Level beschreiten. „Ich hoffe, mehr über Gott zu erfahren“, sagt Jan. Und Jonas pflichtet ihm bei: „Das Thema Glaube interessiert mich.“ Also schieben sich die beiden 14-Jährigen mit einer zehnköpfigen Gruppe durch die engen Gänge der Höhle, von Station zu Station.

Raphael Stellner macht den Anfang in der Höhle. Er ist kein normaler Höhlenführer sondern Student der Emmanuel School of Mission (ESM). Die 22 Studenten und einige Mitglieder der Gemeinschaft Emmanuel sind derzeit im Pastoralverbund Letmathe zu Gast und unterstützen die „Kirchennahen“ und „Kirchenfernen“ dabei, ein großes Glaubensfestival zu feiern. Dazu gehören selbstverständlich Angebote für junge Menschen, wie der Abend in der Dechenhöhle oder auch Gesprächsabende, ein Musical und ein Konzert mit poppiger Kirchenmusik.

Raphael Stellner kommt nicht oberlehrerhaft daher, sondern ziemlich cool. Er sagt, was er denkt und die Jugendlichen hören gespannt zu. „Es geht darum, Vertrauen zu erleben, sich selbst anzunehmen und Gott kennenzulernen“, beschreibt Raphael die Inhalte der Stationen, die er mit seinen Kommilitonen betreut. Mal geht es darum, einfach nur zuzuhören, etwas aufzuschreiben oder einen Brief von Gott zu lesen. An einer anderen Station müssen sich die Jugendlichen mit verbundenen Augen durch die Höhle führen lassen – Vertrauenssache gegenüber einem Gruppenmitglied. Dieses Gruppenmitglied ist Jonas Brieden, der ziemlich viel Spaß dabei hat, die „blinde“ Gruppe durch die Höhle zu führen. Spaß ist das eine, gewissenhaft und mit der nötigen Sorgfalt führt er die Gruppe sicher durch die engsten Gänge.

Der Abend jedenfalls gerät für die gut 60 Jugendlichen zum Erlebnis. Nicht nur die Atmosphäre der Höhle, das Naturdenkmal an sich, sondern die Studenten mit ihren Botschaften beeindrucken die Jugendlichen. Dazu trägt sicher bei, dass diese aus neun verschiedenen Nationen kommen. „Wir wollen das Leben mit Gott kennen lernen, die Bibel verstehen und Christ sein im Alltag“, erklärt Raphael das Ziel seines neunmonatigen Studium an der Evangelisationsschule in Altötting. Das Mitwirken beim Glaubensfestival gehört selbstverständlich dazu.

Über das Engagement der Studenten ist Pastor Guido Bartels erfreut. Als Seelsorger in Letmathe lädt er die Jugendlichen dazu ein, während des Festivals Glaubensimpulse zu erfahren und über den Glauben ins Gespräch zu kommen. Die Studenten der Emmanuel School hätten eher den „kürzeren Draht“, die Botschaft zu transportieren. Und diese könne dann in der Sprache von Facebook heißen: „Gottes Freundschaftsanfrage an mich.“

Bei Jakob Stitz ist diese Freundschaftsanfrage jedenfalls angekommen. „Man spürt, dass Gott uns näher ist als sonst.“ Jakob hat sich eine Woche lang intensiv mit seinem Glauben beschäftigt. „Es gab ganz spannende und besondere Erfahrungen, dazu gehören auf jeden Fall die krassen Glaubenszeugnisse der Studenten“, berichtet Jakob. Es geht also auch für ihn, den 15-jährigen Messdiener, ein Level weiter. Der nächste Level zu Gott.