Einfach mal „anderswo“
26.04.2012

Einfach mal „anderswo“

JVA, Anwaltskanzlei und Autohaus als Gottesdienst-Orte

Sie treffen sich in der Anwaltskanzlei, im Gefängnis, in der Mercedes-Vertretung oder im Waschsalon. Und feiern Gottesdienst. „Anderswo“ lautet das Stichwort, unter dem sich in Bielefeld Jugendliche regelmäßig an ungewöhnlichen Orten zur gemeinsamen Messfeier versammeln.Wenn die Bibel neben dem Gesetzbuch liegt oder das Schuldbekenntnis in einem vergitterten Raum einer JVA gesprochen wird, ist das für Pastor Herbert Bittis absolut kein Widerspruch. „Im Gegenteil“, sagt der Seelsorger im Pastoralverbund Brackwede-Quelle-Ummeln und Mitinitator dieses außergewöhnlichen Gottesdienst-Angebotes, „der Glaube kommt dorthin, wo er hingehört - mitten ins Leben!“ Mit dabei ist auch die Katholische Junge Gemeinde (KJG) aus Bielefeld-Ummeln.

Ein Konzept, das aufgeht: Die Gottesdienste sind gut besucht. „In der JVA waren es genau 131 Teilnehmer“, erinnert sich Bittis. Er kennt die Zahl so genau, weil dort jeder Besucher „amtlich registriert“ wurde. Der Reiz solcher außergewöhnlicher und spannender Orte mache sicherlich einiges aus, gibt der Pastor zu: „Aber was ist daran schlecht?“

„Akzeptanz“ ist für den Bielefelder Seelsorger in diesem Zusammenhang ein wichtiges Stichwort: „Jugendliche mit ihrer ganz eigenen Sprache und Ästhetik fühlen sich von den normalen kirchlichen Angeboten immer weniger angesprochen.“ Deshalb fühlten sie sich oft „nicht gewollt“ und suchten nach Alternativen, um ihren Glauben zu leben. Mit dem „Anderswo“-Angebot ließen sich „keine Massen“ mobilisieren, gibt Bittis zu: „Jugendliche entscheiden sich heute schnell und spontan. Sie kommen und gehen, bringen Freunde mit oder bleiben auch mal weg.“ Man müsse das akzeptieren und damit leben können, „unverbindlich in Verbindung zu bleiben“.

Schließlich seien diese Gottesdienste auch so etwas wie ein Prüfstein für den eigenen missionarischen Anspruch unserer Kirche: „Es ist eine Herausforderung, an einem Platz das Wort Gottes zu verkünden, an dem dies nicht erwartet wird.“

Und dann sei da noch der Mut, den man haben müsse, um sich nach der Möglichkeit eines solchen Gottesdienstes an einem bestimmten Ort zu erkundigen. „Wer dem Chef eines Autohauses eine solche Frage stellt, muss damit rechnen, erst einmal völlige Verständnislosigkeit zu ernten.“ Zugestimmt habe dieser dann aber doch. Was dann zu einem Gottesdienst unter einer Vielzahl von Sternen führte.

Hier gibt es die Termine: www.kjg-ummeln.de

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