Eine Flamme für den Frieden
15.12.2015

Eine Flamme für den Frieden

Friedenslicht aus Bethlehem wird von Dortmund in das Erzbistum Paderborn verteilt

Von Marie Eickhoff

Es ist Fußball und es ist Weihnachtsmarkt. Viel Trubel in Dortmund. Doch nicht nur Menschen mit Fanschal und Glühweinbecher laufen an diesem Sonntag durch die Stadt. Da sind Gruppen mit großen Hüten. Nicht mit Nikolausmützen, sondern mit Rangerhüten und Laternen. Das sind Pfadfinderinnen und Pfadfinder, die hier etwas abholen wollen: das Friedenslicht.

Christin Rottmann (zweite v.l.) ist stolz, dass das Licht bis Dortmund durchgehalten hat. Foto: pdp

Aus Wien kommt es. Christin Rottmann hat deshalb seit 32 Stunden nicht geschlafen. Mit Nachtbus und Zug - vier Tage war sie unterwegs, um das Friedenslicht in die Reinoldikirche nach Dortmund zu bringen. „Auf den letzten Metern ist es fast ausgegangen. Aber wir hatten zum Glück immer zwei bis drei Backup-Kerzen.“ In Wien hat sie Pfadfinder aus rund 20 Ländern getroffen. „Da war eine Stimmung wie auf dem Weltjugendtag.“ Christin Rottmann gehört zur Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) aus Hamm-Süden. Mit der Delegation des Bistums Paderborn hat sie das Friedenslicht in Österreich abgeholt. Auf dem Rückweg gab es mehrere Stopps, um das Licht an andere Pfadfinder zu verteilen. Direkt an den Bahnhöfen. Zum Beispiel in München, Stuttgart und Mannheim.

Die Flamme des Friedenslichts ist klein, aber mächtig. Sie flackert, sie bebt. Ein Windstoß und sie wäre aus. Ein Wackler und sie würde alles in Brand setzen. „Sie kann Menschen berühren und bewegen.“ Das hat Christin Rottmann auf ihrer Reise gespürt. Sie glaubt an den Frieden und die Hoffnung, die das Licht symbolisiert. „Wenn ich in die Flamme gucke, sehe ich den Weg, den sie hinter sich hat, und die Menschen, die wir getroffen haben.“ Für sie zeigt es, wie alle Jugendlichen verbunden sind. „Sie möchten nicht den Terror und Krieg, der gerade in der Welt herrscht.“

Das Friedenslicht wird im Gottesdienst weitergegeben.

Von Kerze zu Kerze verteilt sich das Friedenslicht beim Aussendungsgottesdienst in der Reinoldikirche. Mehr als 1000 Menschen sind da. Und mehr als 1000 Kerzen, die die hohe Kirche ausleuchten. Die jungen Lichterträger sitzen in den Bänken, auf den Altarstufen oder zwischen Rucksäcken auf dem Boden. Der Raum ist voll und trotzdem gemütlich. „Hier könnt ihr den Weihnachtsstress vergessen“, verspricht Simon Schwamborn, Diözesankurat der Pfadfinder im Bistum Paderborn. Und tatsächlich: Wer sich anschaut, wie die Flamme des Friedenslichts tanzt, vergisst den Weihnachtsmarkt vor der Kirche und das Fußballspiel am Abend.

Was passiert, wenn das Licht ausgeht? „Dann gibt’s Krieg.“ Michael Niggemann provoziert. Aber für ihn ist das Friedenlicht nicht nur eine Flamme, sondern ein wichtiges Symbol des Friedens. Mit der DPSG Warstein ist er nach Dortmund gelaufen. Die ganze Nacht war er unterwegs. Am Friedenslicht findet der 30-Jährige besonders, dass es nicht unterbrochen wird. „Es brennt durch.“ Das zu schaffen, war nicht einfach. „Im Zug wollte ein Schaffner, dass wir das Licht ausmachen“, erzählt Christin Rottmann. Doch als er verstanden hatte, dass es um das Friedenslicht geht, durfte es weiter mitfahren.

In voller Kluft (v.l.): Dennis Kandel (16), Max Rybarsky (16), Marc Ebenhöh (16) und Jan-Niklas Heine (18)

Die Gruppe aus Warstein wird das Licht unter anderem zum Bürgermeister bringen. Jan-Niklas Heine von der Freien Pfadfinderschaft St. Georg in Unna nimmt die Flamme mit zum Grab von seinem Opa. Und Christin Rottmann will sie bis Weihnachten am Leben halten. Damit ihre Familie am Niederrhein und in Hessen auch was davon hat. Dafür muss sie die Flamme jeden Morgen und Abend auf mehrere Kerzen verteilen. „Meistens nehme ich Grablichter und stelle sie in eine winddichte Box mit Sand. Die bleiben lange an.“ Es kostet Kraft, dass die Flamme weiter brennt. „Das ist wie mit dem Frieden. Man muss eben was dafür tun, dass es friedlich ist.“

Die Aktion Friedenslicht gibt es seit 1986. Die Idee hatte der Österreichischen Rundfunk (ORF). Jedes Jahr entzündet ein Kind das Friedenslicht an der Flamme der Geburtsgrotte Christi in Betlehem. Die vier Pfadfinder-Ringverbände (BdP, DPSG, PSG und VCP) und der Verband Deutscher Altpfadfindergilden (VDAPG) verteilen das Friedenslicht dann in Deutschland. Die Friedenslichtaktion 2015 steht in Deutschland unter dem Motto: “Hoffnung schenken – Frieden finden”. Als Zeichen für Gastfreundschaft und Menschen auf der Flucht.

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